Natur mit Preisschild
Widerstand gegen Bebauung von Cala Mosca wird Wahlthema – Kritik an Stadt und Land
Orihuela Costa – mar. Die Genehmigung von 1.500 Wohnungen an der Cala de Mosca entlang des letzten unbebauten Küstenabschnitts in Orihuela Costa (CBN 1.835) seitens der Landesregierung hat eine Welle der Empörung unter Bürgerinitiativen und der politischen Opposition ausgelöst.
Der Podemos-Landtagsabgeordnete Antonio Estañ fragte in Valencia nach, welche sonstigen Anträge noch in den Schubläden lägen. Es stellte sich heraus, dass die PP-geführte Stadtregierung Orihuelas Pläne für die Bebauung von insgesamt 1.200 Hektar mit Ferienwohnungen beziehungsweise Residenten-Siedlungen vorgelegt habe, das Siebenfache dessen, was laut Flächenplanung zulässig sei. Danach würde die Bevölke- rungszahl von derzeit rund 80.000 auf 125.000 um über 50 Prozent anschwellen.
Die Landesregierung lehnte die meisten Vorhaben ab und übermittelte dem Rathaus einen kritischen Bericht mit der Aufforderung, nachhaltigere Nutzungsmodelle in Betracht zu ziehen, anstatt der wei- teren flächenfressenden Bebauung mit Wohnungen, die meist nur einige Monate im Jahr genutzt würden. Diesen Bericht hielt die Stadt unter Verschluss. Darin wurde ihr nämlich auch klar gemacht, dass weder die Wasserressourcen, noch Gesundheits- und Verkehrsinfrastruktur für einen derartigen Bauboom ausreichten. Laut Landesregierung würden die angeschobenen Projekte wie der PAU-5 Las Mojadas sowie PAU-9 Garbanzuelo Oeste, die rund 30 Hektar umfassen, noch geprüft, kleinere Projekte seien bereits freigegeben.
Die Kritik der Landesregierung bleibt indes halbherzig, denn am Projekt Cala Moscas hat man weder urbanistisch noch umwelttechnisch Bedenken geäußert, obwohl die Bebauung im sensibelsten Bereich, also in direkter Küstennähe vorgesehen ist. Da die dortige Fläche indes nur 1,25 Prozent der bebauten Fläche der Gemeinde ausmache, sei die urbane Anbindung angeblich kein Problem.
Wovor Valencia eigentlich zu- rückschreckt: Bei einer Absage des umstrittenen Projektes drohen dem Land Entschädigungszahlungen von bis zu 30 Millionen Euro an den Entwickler Gomendio.
Weder die Oppositionsparteien noch Umwelt- und Bürgergruppen wollen sich damit abfinden. „ Die Natur hat kein Preisschild“argumentiert der örtliche PodemosSprecher David Vegara, für ihn wird die Cala Mosca zum „ Symbol für ein überkommenes, nicht nachhaltiges und ungerechtes Wirtschaftsmodell“, das bei den Wahlen im Mai abgelöst gehört. Doch auch die von PSOE und Compromís geführte Landesregierung kritisiert er: „ Sie geht nicht mutig vor, um Cala Mosca zu retten, obwohl sie weiß, dass der Plan gegen jede soziale Vernunft ist.“
Stadt Orihuela wollte sieben Mal mehr bauen als zulässig