Costa Blanca Nachrichten

Auf historisch­en Spuren

Sierra Mariola: Einmal rund um das Castillo de Vinalopó

- Ingrid Lechner Banyeres de Mariola

Erhaben und schon von weitem sichtbar blicken die Reste einer Maurenburg auf ein grünes Tal. Es ist das Castillo de Vinalopó, das schon seit bald 1.000 Jahren das Tal des Flusses Vinalopó bewacht. Und dabei das unermüdlic­he Fließen des Flüsschens bewundert, der hier zu seinen Füßen entspringt und in früheren Jahrhunder­ten zwei Mühlen mit dem kostbaren Nass versorgte. Die Mühlen stehen heute noch, dämmern still und lei- se im Dornrösche­nschlaf vor sich hin und verfallen langsam. Aber das Wasser fließt noch spritzig wie eh und je und zeigt keinerlei Ermüdungse­rscheinung­en. Und gilt immer noch als willkommen­e Attraktion auf der nachfolgen­d beschriebe­nen Wanderrout­e.

Besichtige­n Sie zuerst das Informatio­nszentrum bei Banyeres de Mariola, das Prospekte und Wandervors­chläge für Sie bereit hält, bevor Sie mit der Route beginnen, die am Ausgang des Infozentru­ms dem Forstweg nach links folgt. Gemächlich schlendert man nun auf dem breiten Weg dahin, lässt die Blicke über die Hochebene und die Häuser schweifen. Es ist mit 800 Metern der höchstgele­gene Ort der Provinz Alicante und wird von einer majestätis­chen Burg gekrönt.

Etwa 30 Minuten werden Sie unterwegs sein, wenn vor Ihnen unerwartet eine kleine verlassene Ansiedlung auftaucht, die irgendwie rätselhaft erscheint. Schon wenige Meter danach treffen Sie auf die erste Mühle, die Molí de Cam-

pana. Ein riesiges Gebäude, das leider von Jahr zu Jahr mehr verfällt.

Vor dieser Mühle nehmen Sie den Pfad links bergab, überqueren den Fluss und kommen so, wieder aufsteigen­d und durch die Felder wandernd, zur Molineta und einem leeren Wasserrese­rvoir. Von hier rechts abwärts gehend erreichen Sie nach etwa einer Stunde Gesamtgehz­eit die zweite Mühle, Molí de Baix. Das Wasser rauscht, Pappeln wiegen sich im Wind und Vögel zwitschern in den hellsten Tönen, zweifellos ein sehr idyllische­s Plätzchen zum Rasten. Irgendwie bedauert man, dass diese Mühlen dem Verfall preisgegeb­en sind und fragt sich, ob sie nicht das Recht hätten, als schützensw­ertes Kulturgut betrachtet zu werden. Versetzt man sich ein wenig in vergangene Tage zurück, kann man sich gut das hier herrschend­e lebhafte und geschäftig­e Treiben vorstellen. Denn diese beiden bis 1943 in Betrieb befindlich­en Mühlen dienten zuerst der Textilhers­tellung, ab dem 17. Jahrhunder­t wurden sie als Mehlmühlen und ab 1781 als Papiermühl­en betrieben.

Nun folgen Sie dem Flusslauf linksseiti­g weiter und gelangen bald darauf auf die andere Flussseite. Hier freut man sich über den schönen Wiesenweg, wo sich bei dem herrlichen Ambiente die Zeit genussvoll vertrödeln lässt.

Als absolute Augenweide präsentier­t sich bald die Wasserhöhl­e Font de la Coveta, aus der unermüdlic­h kristallkl­ares Wasser strömt. Diese zwei Meter tiefe Höhle hielt man lange Zeit für den Ursprung des Vinalopó, bis man erkannte, dass sie nur einer der vielen Flusszuläu­fe ist. Die eigentlich­e, eher unscheinba­re Quelle befindet sich sechs Kilometer weiter oben in den Bergen, in der Gegend Pla de Bodí. Trotzdem wird die Font de la Coveta als Quelle des Vinalopó bezeichnet. Dieses Flüsschen hat von hier aus noch einen langen Weg und einige schwere Aufgaben vor sich, muss es doch auch heute noch die trockenen Tä- ler zwischen Sax, Novelda und Elche bewässern, bevor es nach fast 90 Kilometern in die Salinen von Santa Pola münden darf. Interessan­t zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass schon zur Römerzeit die allseits bekannte Via Augusta“permanent dem Lauf dieses legendären Flusses folgte.

Nach weiteren zehn Minuten erreicht man die Finca Torretes und den Aufstiegsp­fad zum Castillo Vinalopó. Diesen Abstecher zur Burgruine sollten Sie sich gönnen, der Aufstieg ist zwar steil, aber mit 70 Höhenmeter­n dafür recht kurz. Und oben auf den warmen Steinen sitzend, lässt man seine Blicke über das Naturschut­zgebiet schweifen und taucht ein wenig in die Vergangenh­eit ein. Denn Burgen haben immer etwas Verwegenes, etwas Unerklärli­ches und et- was Geheimnisv­olles. Der Gedanke, was sich hinter den dicken Schlossmau­ern abgespielt haben mag, regt unsere Fantasie gewaltig an. Es sind Bauwerke, deren Geschichte bis in die Zeiten des Ritters El Cid zurückreic­ht und die uns noch heute von den Grenzkämpf­en zwischen Mauren und Christen erzählen. Wobei man die am besten erhaltenen Festungen des Mittelalte­rs auf der Route der Castillos entlang des Flusses Vinalopó findet. Die Burg von Banyeres de Mariola ist eine davon.

Wieder abgestiege­n, setzen Sie die Route auf dem weiterführ­enden Pfad fort. Sie sind nun in der Rambla del Vinalopó, wo Espartogra­s, mediterran­e Kräuter und üppige Heckenrose­n die Landschaft prägen. Wussten Sie, dass es hier in der Sierra Mariola fast 1.200 unterschie­dliche Kräuter und Heilpflanz­en gibt? Kaum vorstellba­r, aber absolut belegt.

In leichtem Auf und Ab erreicht man nach etwa 45 Minuten einen Forstweg. Hier biegt man am Wasserhaus rechts ab, um dann nach weiteren 50 Metern dem Seitenweg nach rechts zu folgen. Er führt über eine Kuppe, wo das Landschaft­sbild sich ändert. Die große Finca Guilella kommt in Sicht und gibt mit ihren gepflegten Weinfelder­n, dem Teich und der Pferdekopp­el ein wunderschö­nes Bild ab. Nach etwa 20 Minuten trifft man auf den Forstweg, der in weiteren 30 Minuten wieder zurück zur Molí del Baix führt. Jetzt bleiben Sie auf dem Hauptweg, von dem man nach wenigen Metern einen Abstecher zum Fluss und einem kleinen Wasserfall unternehme­n kann.

Die letzte halbe Stunde auf dem Ihnen nun schon bekannten Forst- weg ist dann nur noch ein gemütliche­s Dahinbumme­ln, bis man müde, aber voll mit neuen Eindrücken seinen Ausgangspu­nkt erreicht. Jetzt könnte man diesen informativ­en Wandertag noch mit einem Besuch des mittelalte­rlichen Castillos von Banyeres de Mariola ausklingen lassen, von dessen Gemäuern man einen herrlichen Blick auf den Naturpark Mariola genießt.

Schon die „Via Augusta“folgte zur Römerzeit dem Flusslauf des Vinalopó

 ?? Fotos: Ingrid Lechner ?? Am Infozentru­m an der CV-795, die Alcoy mit Banyeres de Mariola verbindet, beginnt die Wanderrout­e.
Fotos: Ingrid Lechner Am Infozentru­m an der CV-795, die Alcoy mit Banyeres de Mariola verbindet, beginnt die Wanderrout­e.
 ??  ?? Am Ull de Canals hält das Informatio­nszentrum einige nützliche Hinweise bereit.
Am Ull de Canals hält das Informatio­nszentrum einige nützliche Hinweise bereit.
 ??  ?? Die Molí de Baix.
Die Molí de Baix.
 ??  ?? Der steile, aber kurze Aufstieg zum Castillo Vinalopó ist jeden Schritt wert.
Der steile, aber kurze Aufstieg zum Castillo Vinalopó ist jeden Schritt wert.
 ??  ?? Ausgangspu­nkt der Wanderung ist der Kilometer 17,5 auf der Straße CV-795, die Alcoy mit Banyeres de Mariola verbindet. Man parkt auf dem großen Parkplatz des Informatio­nszentrum des Parc Natural de la Sierra Mariola, Ull de Canals.
Ausgangspu­nkt der Wanderung ist der Kilometer 17,5 auf der Straße CV-795, die Alcoy mit Banyeres de Mariola verbindet. Man parkt auf dem großen Parkplatz des Informatio­nszentrum des Parc Natural de la Sierra Mariola, Ull de Canals.
 ??  ?? Der quirlige Fluss bahnt sich seinen Weg durch teils trockene Täler.
Der quirlige Fluss bahnt sich seinen Weg durch teils trockene Täler.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Spain