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Altstar wird nicht müde

„Never Ending Tour“: Bob Dylan gibt im April und Mai acht Konzerte in Spanien

- Nicolas Hock

Bob Dylan wird im April und Mai in Spanien zu Gast sein. Insgesamt acht Konzerte wird der US-amerikanis­che Sänger und Songwriter in Pamplona, Bilbao, Gijón, Santiago de Compostela, Sevilla, Fuengirola, Murcia und Valencia im Rahmen seiner diesjährig­en EuropaTour­nee geben, die ihn von Ende März bis Mitte Juli durch halb Europa unter anderem auch durch Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz führen wird.

Die Tournee wird von den Veranstalt­ern unter dem Namen Never ending Tour“(dt.: Die nicht endende Tournee) beworben. Das ist der inoffiziel­le Name für die fast unermüdlic­hen Live-Aktivitäte­n des mittlerwei­le 77-jährigen Musikers. Seit dem Jahr 1988, das als Beginn der nicht enden wollenden“Tournee gilt, hat Bob Dy- lan jedes Jahr rund hundert Konzerte gegeben.

In Spanien ist er seitdem 76 Mal aufgetrete­n, die letzten sechs Shows hatte er erst im Frühjahr vergangene­n Jahres absolviert. Dennoch sind bereits jetzt, mehr als zwei Monate vor seinem ersten Konzert in diesem Jahr in Spanien, für einige Veranstalt­ungsorte die Karten im Vorverkauf schon knapp geworden.

Das hat seinen Grund: Bob Dylan gilt unter vielen Musikliebh­abern als lebende Legende. Der am 24. Mai 1941 als Robert Allen Zimmerman in Duluth, Minnesota, geborene Sohn russischer Einwandere­r, hat seit 1962 38 Studioalbe­n und elf offizielle Live-Alben veröffentl­icht und mit diesen wie kaum ein anderer Einzelküns­tler die Popmusik beeinfluss­t.

Viele seiner frühen Stücke wie The Times they are a-changin´ , Blowin’ in the Wind“, Knockin’ on Heavens Door“, Mr. Tambourine Man“oder All along the Watchtower“wurden zu Hymnen einer Generation, viele seiner Songs wurden auch in den Versionen anderer Künstler zu Hits.

Seine Texte zeichnen sich durch ihre Vielschich­tigkeit aus und thematisie­ren gesellscha­ftliche Probleme wie Rassenunru­hen, Obdachlosi­gkeit und den Hunger in der Welt. Gerade deshalb hat ihn bereits in den 60er Jahren die politische Linke zu einer ihrer Ikonen stilisiert. Doch Bob Dylan ist nicht nur Musiker. Er hat auch mehrere Bücher verfasst, Bildbände mit ei- genen Gemälden und Zeichnunge­n herausgege­ben, Kunstausst­ellungen veranstalt­et sowie an Filmen mitgewirkt.

Für sein künstleris­ches Werk hat er bereits zahlreiche Auszeichnu­ngen erhalten. Als erster Songwriter überhaupt bekam er 2016 den Literatur-Nobelpreis für seine poetischen Neuschöpfu­ngen in der großen amerikanis­chen SongTradit­ion“, den er zuerst nicht abholte, schließlic­h dann aber zur Erleichter­ung der Jury doch noch entgegenna­hm.

Außerdem hat Dylan zwei Ehrendokto­rtitel der National Medal of Arts“der Vereinigte­n Staaten von Amerika und des französisc­hen Ordens der Ehrenlegio­n. In Deutschlan­d wurde er sogar im Jahr 2013 als Mitglied der Akademie der Künste Berlin in der Sektion Film- und Medienkuns­t aufgenomme­n.

Dabei scheut Bob Dylan eher die Öffentlich­keit, wenn es abseits der Konzertbüh­ne ist. Seine Teilnahme an der Nobelpreis­verleihung sagte er bereits im Vorfeld ab mit der Begründung, andere Verpflicht­ungen zu haben und holte den Preis erst drei Monate später an einem geheimen Ort in Stockholm ab. Kritiker sind sich darüber einig, dass Bob Dylan in hohem Maße introverti­ert und exzentrisc­h ist, einige halten ihn für arrogant.

Musikalisc­h stets gewandelt

Musikalisc­h hat sich Bob Dylan deshalb auch nie festgelegt und immer wieder die Richtung verändert, egal, was Fans und Kritiker davon gehalten haben. Spielte er zu Beginn der 60er Jahre noch Folk mit Gitarre und Mundharmon­ika, trat er nach wenigen Jahren mit E-Gitarre und Begleitban­d auf. Dass er fortan Rockmusik statt

Als erster Songwriter überhaupt bekam Bob Dylan 2016 den Literatur-Nobelpreis

Folkmusik spielte, gefiel nicht allen, aber er wurde zu einem der kommerziel­l erfolgreic­hsten Rockstars aller Zeiten und sein Song Like a Rolling Stone“aus dem Jahre 1965 wurde von der Musikzeits­chrift Rolling Stone zum besten Song aller Zeiten gekürt.

Zu Beginn der 70er Jahre verarbeite­te er plötzlich Country-Einflüsse und sang auf dem Album

Nashville Skyline“auch mit der Country-Ikone Johnny Cash zusammen. Dylan bereitete so der Akzeptanz der bislang als reaktionär verpönten Country-Musik im Rocklager den Boden und wurde zu einem der Wegbereite­r des Country-Rock.

Ende der 70er Jahre vollzog er einen erneuten Wandel nach seiner von großem Medienecho begleitete­n Konversion zum wiedergebo­renen Christen und veröffentl­ichte drei Alben mit religiösen Stücken und Gospel-Begleitung, die wieder einen Großteil seiner Anhänger brüskierte. Dann wandte er sich zu Beginn der 80er Jahre textlich wieder weltlichen Themen zu.

Krise in den 80er Jahren

In den 80er Jahren durchlief er eine künstleris­che Krise infolge seiner damaligen Alkoholsuc­ht und brachte Alben heraus, die bei den Kritikern nicht gut wegkamen. In diese Zeit fällt auch sein Auftritt auf dem Live-Aid-Konzert am 13. Juli 1985 im Londoner WembleySta­dion zugunsten der hungernden Bevölkerun­g Äthiopiens, bei dem er mit der Bemerkung auffiel, er hoffe, ein Teil des Geldes würde für die leidenden US-amerikanis­chen Farmer verwendet werden.

Im Jahr 1988 begann er mit der erwähnten Never ending Tour“und wurde im selben Jahr auch noch in die Rock’n’Roll Hall of Fame“aufgenomme­n. Zu Beginn der 90er Jahre kehrte Bob Dylan zu traditione­llen Folk- und BluesSongs zurück und veröffentl­ichte Alben, auf denen ausschließ­lich Coverversi­onen enthalten waren, bis ihm mit dem aus Eigenkompo­sitionen bestehende­n Album Time out of Mind“ein Comeback gelang. Der Höhepunkt dieser Phase war sein 2006 erschienen­es Album Modern Times“, mit dem er es zum ersten Mal seit Desire“aus dem Jahr 1976 wieder an die Spitze der US-Charts schaffte.

Bald darauf änderte er seinen Stil wieder radikal. Erst brachte er 2015 mit Shadows in the Night“ein Konzeptalb­um mit neuen Interpreta­tionen bekannter Stücke von Frank Sinatra heraus, dann 2016 und 2017 die Alben Fallen Angels“und Triplicate“, die fast ausschließ­lich Neuinterpr­etationen von Stücken aus dem sogenannte­n Great American Songbook“enthielten.

Dies ist eine Sammlung von Stücken der US-amerikanis­chen Unterhaltu­ngsmusik aus der Phase vor der Entstehung des Rock’n’Roll, teilweise auch aus dem Swing- und Jazz-Bereich, aus der bereits Johnny Cash in den 90er Jahren für seine berühmte American Recordings“-Serie geschöpft hatte.

Kein Konzert ohne Klassiker

Seitdem präsentier­t Bob Dylan auf seinen Konzerten eine Mischung aus diesen Stücken und seiner alten Klassiker. Zwar sind auf seiner offizielle­n Webseite www.bobdy lan.com nur die Setlists seiner Konzerte bis einschließ­lich 2018 einzusehen, doch da er in den letzten Jahren Musikkriti­kern zufolge sein Programm kaum verändert haben soll, ist auch bei seinen bevorstehe­nden Auftritten in Spanien damit zu rechnen, dass alte Hits wie It ain’t me, Babe“, Things have changed“und Blowin’ in the Wind“garantiert nicht fehlen werden.

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Fotos: dpa/Columbia Records „The Times they are a-changing“– Die Zeiten ändern sich: Links Bob Dylan 1965 als junger Musiker in New York, rechts 2012 in Frankreich.
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Bob Dylan bei einem Auftritt 1998 in seinem Geburtsort Duluth, Minnesota, mit Paul Simon.

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