Costa Blanca Nachrichten

Wohin geht es?

Von wegen nur Strand und Sonne – Die Hauptstadt der Marina Alta hat interessan­te Museen und charmante Altstadtga­ssen zu bieten

- Alexander Gresbek Dénia

Dénia kann weit mehr als Sonne und Meer. Die Hauptstadt der Marina Alta bietet auch viele versteckte historisch­e und archäologi­sche Schätze.

Dénia zählt mit Benidorm und Torrevieja zu den beliebtest­en Reiseziele­n an der Costa Blanca. Weil Residenten und Langzeitur­lauber die Tourismusm­agneten prinzipiel­l meiden und manchmal meinen, sie hätten alles schon gesehen, gilt selbst das Wahrzeiche­n der Hauptstadt des Marina-Alta-Kreises, die trutzige von Mauren erbaute Burg, als Dénias große Unbekannte. Sie erhebt sich 70 Meter auf einem Hügel direkt über der Altstadt und dem Zentrum und gewährt einen sagenhafte­n Blick über den Jachthafen und die Strände der Stadt.

Lange bevor die Touristen kamen, brachte es das Bürgertum in Dénia mit Rosinen und Spielzeug zu beachtlich­em Wohlstand. Auf die historisch­en Spuren des Blechspiel­zeugs begibt man sich im Museo del Juguete de Dénia, und manch einer kann dort Kindheitse­rinnerunge­n anfassen. Wer das ehemalige Bahnhofsge­bäude verlässt, kann unter Bäumen die Einkaufsme­ile Marqués del Campo hinunter zur Glorieta schlendern und von dort rechts hoch in die Gassen der Altstadt einbiegen. In der Nähe des Rathauses und der barocken Stadtkirch­e liegt der Carrer dels Cavallers und das Museo Etnológico, das der Rosinenpro­duktion und die Bourgeoisi­e aus dem 19. Jahrhunder­t ein Denkmal setzt, die Dénia mit einigen Prachtbaut­en beglückte. Der Stadtkern mag klein sein, aber gut erhalten ist er und bietet einige charmante Gassen mit malerische­n Ecken, vor allem in der sehr beliebten Tapasmeile in der verkehrsbe­ruhigten Calle Loreto.

Sehenswert ist auch der Hafen der Stadt, 120 Jahre alt und nach Alicante einer der wichtigste­n der Costa Blanca. Von dort fährt die Fährgesell­schaft Baleària Mallorca, Ibiza und Formentera an. Zum hochmodern­en Passagierg­ebäude können Besucher gratis mit dem Solarboot „ La Panseta“übersetzen. Weitere Highlights im Hafen: Derzeit liegt die „ Lady Moura“gegenüber der Explanada Cervantes vor Anker, sie gehört dem Scheich Nasser Al.Rasheed und zählt zu den pompöseste­n und teuersten Jachten der Welt.

Wer was für Seefahrtge­schichte und -geschichte­n übrig hat, sollte unbedingt einen Abstecher in Dénias neuesten Kulturtemp­el machen, das Mueso de la Mar. Der im April eröffnete und hochgelobt­e Ausstellun­gssaal in der wunderschö­n restaurier­ten historisch­en Fischaukti­onshalle birgt gewisserma­ßen die Schätze der vor Dénia gesunkenen Schiffe. Das sind nicht wenige, jüngst sank die gewaltige Baleària-Fähre „ Pinar del Rio“nachdem sie am 16. August beim Stadtfest auf die Steinquade­r der nördlichen Hafeneinfa­hrt aufgefahre­n war und dann im Zuge des Unwetters vor ein paar Wochen nahezu vollständi­g unterging. Ihre Reste ruhen allerdings nicht im Museo del Mar, sondern auf einem Schrottpla­tz.

Von Dianium bis Dénia

Das Museo dagegen brüstet sich mit zahlreiche­n historisch­en Amphoren. Dénia war einst eine bedeutende römische Hafenstadt, benannt nach der Jagdgöttin Diana. Von Dianium zeugen Quellen aus dem 1. Jahrhunder­t vor Christus. Die Stadt gewann als Flottenstü­tzpunkt und Umschlagpl­atz für den Handel mit Nordafrika schnell an Bedeutung. Während der römischen Kaiserzeit galt Dianium als ein Municipium unter römischer Herrschaft, in dem die Bewohner dem Heer dienen und Steuern bezahlen mussten. Von 552 bis 624

Die „Lady Moura“zählt zu den pompöseste­n und teuersten Jachten der Welt

gehörte Dénia der byzantinis­chen beziehungs­weise oströmisch­en Provinz Spania an. Dianium war damit weiterhin ein Teil der römischen Welt. Im 7. Jahrhunder­t ließen sich die Westgoten in Dénia nieder, aus dem westgotisc­hen Zeitalter ist der bischöflic­he Sitz hervorzuhe­ben, der vom Bistum in Toledo unterstand.

Seine wirtschaft­liche und kulturelle Blütezeit aber erlebte Dénia als Daniya vom 8. bis 13. Jahrhunder­t. Ab 1010 und nach der Zersplitte­rung es Kalifats von Córdoba schwang sich Daniya unter der Dynastie der Amiriés zum Taifa, also zur Hauptstadt des gleichnami­gen islamische­n Kleinkönig­sreichs Daniya auf. Lang währte die Blüte nicht.

Im Jahr 1244 eroberten die Christen bei der Reconquist­a Dénia zurück, die Stadt wurde zur Grafschaft, später zur Markgrafsc­haft erhoben. Im 16. Jahrhunder­t unter dem Duque de Lerma und während der Herrschaft von Felipe II. erhielt Dénia das Stadtrecht und wurde Schauplatz der berüchtigt­en Vertreibun­g der Morisken, deren Deportatio­n nach Nordafrika Maler Vicente Mostre 1613 in dem bekannten Gemälde festhielt. Im Zuge des Erbfolgekr­iegs schlug sich Dénia auf die Seite der Habsburger und fiel in die Hände der Bourbonen. Die schwer beschädigt­e Burg erlitt im Spanischen Unabhängig­keitskrieg irreparabl­e Schäden.

Mit der Rosine ging es bergauf

Es ging bergab mit der Hafenstadt

– bis der Handel mit Rosinen und die Bourgeoisi­e der Stadt zur einer neuen Blüte verhalfen. Zwischen 1860 und 1900 wuchs die Bevölkerun­g von 6.500 auf 12.400 Einwohner an. Noch heute kann man sich auf die Route der Pasa (Rosine) begeben. 24 Bogenhalle­n im Stadtgebie­t, Riuraus genannt, erinnern an die Zeit, als die Bauern Trauben trockneten und zu Rosinen verarbeite­ten. Die wohl schönste Bogenhalle steht in Jesús Pobre, auf der anderen Seite des Montgó. Dort finden an den Wochenende­n stets Märkte und Veranstalt­ungen statt – vor allem der Antikmarkt an jedem ersten Sonntag im Monat lockt viele Besucher in das kleine Dorf.

Die Zitrusfrüc­hte löste im 20. Jahrhunder­t den danieder liegenden Weinanbau und die Rosinenpro­duktion ab. Gleichzeit­ig siedelte sich in Dénia zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts die Spielzeugi­ndustrie an. Ab 1960 trugen dann die Entwicklun­g des Tourismus und der Fischerei zum wirtschaft­lichen Wohlergehe­n der Stadt bei, die heute über 40.000 Einwohner zählt.

Neben den kulturelle­n Schätzen lockt Dénia mit endlosen Sandstränd­en im Las-Marinas-Gebiet und einer fast vier Kilometer langen und landschaft­lich sehr reizvollen Promenade entlang der steinigen Küste von Las Rotas. Bekannt ist Dénia auch für seine hervorrage­nde Gastronomi­e. Wer gerne wandert und spazieren geht, sollte den Hausberg Montgó ersteigen und bei gutem Wetter und Schuhwerk die Wasserhöhl­e Cova Tallada erkunden.

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Fotos: Alexander Gresbek Die Burg ist das Wahrzeiche­n und bestimmt zusammen mit dem Montgó die Silhouette der Hafenstadt Dénia.
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Blick auf das Rathaus von Dénia und den Burgberg.
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Die Stadtkirch­e Iglesia de la Asunción wurde im 18. Jahrhunder­t erbaut.
 ??  ?? Abendstimm­ung im Hafengebie­t von Dénia.
Abendstimm­ung im Hafengebie­t von Dénia.

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