Wohin geht es?
Von wegen nur Strand und Sonne – Die Hauptstadt der Marina Alta hat interessante Museen und charmante Altstadtgassen zu bieten
Dénia kann weit mehr als Sonne und Meer. Die Hauptstadt der Marina Alta bietet auch viele versteckte historische und archäologische Schätze.
Dénia zählt mit Benidorm und Torrevieja zu den beliebtesten Reisezielen an der Costa Blanca. Weil Residenten und Langzeiturlauber die Tourismusmagneten prinzipiell meiden und manchmal meinen, sie hätten alles schon gesehen, gilt selbst das Wahrzeichen der Hauptstadt des Marina-Alta-Kreises, die trutzige von Mauren erbaute Burg, als Dénias große Unbekannte. Sie erhebt sich 70 Meter auf einem Hügel direkt über der Altstadt und dem Zentrum und gewährt einen sagenhaften Blick über den Jachthafen und die Strände der Stadt.
Lange bevor die Touristen kamen, brachte es das Bürgertum in Dénia mit Rosinen und Spielzeug zu beachtlichem Wohlstand. Auf die historischen Spuren des Blechspielzeugs begibt man sich im Museo del Juguete de Dénia, und manch einer kann dort Kindheitserinnerungen anfassen. Wer das ehemalige Bahnhofsgebäude verlässt, kann unter Bäumen die Einkaufsmeile Marqués del Campo hinunter zur Glorieta schlendern und von dort rechts hoch in die Gassen der Altstadt einbiegen. In der Nähe des Rathauses und der barocken Stadtkirche liegt der Carrer dels Cavallers und das Museo Etnológico, das der Rosinenproduktion und die Bourgeoisie aus dem 19. Jahrhundert ein Denkmal setzt, die Dénia mit einigen Prachtbauten beglückte. Der Stadtkern mag klein sein, aber gut erhalten ist er und bietet einige charmante Gassen mit malerischen Ecken, vor allem in der sehr beliebten Tapasmeile in der verkehrsberuhigten Calle Loreto.
Sehenswert ist auch der Hafen der Stadt, 120 Jahre alt und nach Alicante einer der wichtigsten der Costa Blanca. Von dort fährt die Fährgesellschaft Baleària Mallorca, Ibiza und Formentera an. Zum hochmodernen Passagiergebäude können Besucher gratis mit dem Solarboot „ La Panseta“übersetzen. Weitere Highlights im Hafen: Derzeit liegt die „ Lady Moura“gegenüber der Explanada Cervantes vor Anker, sie gehört dem Scheich Nasser Al.Rasheed und zählt zu den pompösesten und teuersten Jachten der Welt.
Wer was für Seefahrtgeschichte und -geschichten übrig hat, sollte unbedingt einen Abstecher in Dénias neuesten Kulturtempel machen, das Mueso de la Mar. Der im April eröffnete und hochgelobte Ausstellungssaal in der wunderschön restaurierten historischen Fischauktionshalle birgt gewissermaßen die Schätze der vor Dénia gesunkenen Schiffe. Das sind nicht wenige, jüngst sank die gewaltige Baleària-Fähre „ Pinar del Rio“nachdem sie am 16. August beim Stadtfest auf die Steinquader der nördlichen Hafeneinfahrt aufgefahren war und dann im Zuge des Unwetters vor ein paar Wochen nahezu vollständig unterging. Ihre Reste ruhen allerdings nicht im Museo del Mar, sondern auf einem Schrottplatz.
Von Dianium bis Dénia
Das Museo dagegen brüstet sich mit zahlreichen historischen Amphoren. Dénia war einst eine bedeutende römische Hafenstadt, benannt nach der Jagdgöttin Diana. Von Dianium zeugen Quellen aus dem 1. Jahrhundert vor Christus. Die Stadt gewann als Flottenstützpunkt und Umschlagplatz für den Handel mit Nordafrika schnell an Bedeutung. Während der römischen Kaiserzeit galt Dianium als ein Municipium unter römischer Herrschaft, in dem die Bewohner dem Heer dienen und Steuern bezahlen mussten. Von 552 bis 624
Die „Lady Moura“zählt zu den pompösesten und teuersten Jachten der Welt
gehörte Dénia der byzantinischen beziehungsweise oströmischen Provinz Spania an. Dianium war damit weiterhin ein Teil der römischen Welt. Im 7. Jahrhundert ließen sich die Westgoten in Dénia nieder, aus dem westgotischen Zeitalter ist der bischöfliche Sitz hervorzuheben, der vom Bistum in Toledo unterstand.
Seine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit aber erlebte Dénia als Daniya vom 8. bis 13. Jahrhundert. Ab 1010 und nach der Zersplitterung es Kalifats von Córdoba schwang sich Daniya unter der Dynastie der Amiriés zum Taifa, also zur Hauptstadt des gleichnamigen islamischen Kleinkönigsreichs Daniya auf. Lang währte die Blüte nicht.
Im Jahr 1244 eroberten die Christen bei der Reconquista Dénia zurück, die Stadt wurde zur Grafschaft, später zur Markgrafschaft erhoben. Im 16. Jahrhundert unter dem Duque de Lerma und während der Herrschaft von Felipe II. erhielt Dénia das Stadtrecht und wurde Schauplatz der berüchtigten Vertreibung der Morisken, deren Deportation nach Nordafrika Maler Vicente Mostre 1613 in dem bekannten Gemälde festhielt. Im Zuge des Erbfolgekriegs schlug sich Dénia auf die Seite der Habsburger und fiel in die Hände der Bourbonen. Die schwer beschädigte Burg erlitt im Spanischen Unabhängigkeitskrieg irreparable Schäden.
Mit der Rosine ging es bergauf
Es ging bergab mit der Hafenstadt
– bis der Handel mit Rosinen und die Bourgeoisie der Stadt zur einer neuen Blüte verhalfen. Zwischen 1860 und 1900 wuchs die Bevölkerung von 6.500 auf 12.400 Einwohner an. Noch heute kann man sich auf die Route der Pasa (Rosine) begeben. 24 Bogenhallen im Stadtgebiet, Riuraus genannt, erinnern an die Zeit, als die Bauern Trauben trockneten und zu Rosinen verarbeiteten. Die wohl schönste Bogenhalle steht in Jesús Pobre, auf der anderen Seite des Montgó. Dort finden an den Wochenenden stets Märkte und Veranstaltungen statt – vor allem der Antikmarkt an jedem ersten Sonntag im Monat lockt viele Besucher in das kleine Dorf.
Die Zitrusfrüchte löste im 20. Jahrhundert den danieder liegenden Weinanbau und die Rosinenproduktion ab. Gleichzeitig siedelte sich in Dénia zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Spielzeugindustrie an. Ab 1960 trugen dann die Entwicklung des Tourismus und der Fischerei zum wirtschaftlichen Wohlergehen der Stadt bei, die heute über 40.000 Einwohner zählt.
Neben den kulturellen Schätzen lockt Dénia mit endlosen Sandstränden im Las-Marinas-Gebiet und einer fast vier Kilometer langen und landschaftlich sehr reizvollen Promenade entlang der steinigen Küste von Las Rotas. Bekannt ist Dénia auch für seine hervorragende Gastronomie. Wer gerne wandert und spazieren geht, sollte den Hausberg Montgó ersteigen und bei gutem Wetter und Schuhwerk die Wasserhöhle Cova Tallada erkunden.