DNI wird 75: Geschichte des wichtigsten spanischen Dokuments und warum es anfangs so unbeliebt war
Geschichte über 75 Jahre Ausweiskarte DNI in einer Schau in Madrid
Madrid – ck. 1944 wurde in Spanien die Ausstellung der Identitätskarte Documento Nacional de Identidad (DNI) verordnet. Bis dahin galten Passierscheine, Geburtsurkunden, Ausweise der Einheitspartei. Die Nationalpolizei sollte die ersten DNI für Häftlinge und unter Beobachtung stehende Personen ausstellen. Dann für Männer, die aus beruflichen Gründen den Wohnort wechseln, Männer in großen und mittleren Städten, dann in Dörfern, dann für Frauen und alle anderen Spanier, wie Diktator Francisco Franco befahl.
Grund für einen einheitlichen Ausweis mit Foto und Fingerabdruck war die Notwendigkeit, in der Nachkriegszeit eine Kontrolle über die Einwohner zu haben. Da die Spanier genau das befürchteten, bemühten sie sich nicht um das Dokument. Ohnehin hatte das Regime erst 1951 genug Geld, um die Ausweise drucken zu können. Den ersten erhielt damals die Frau eines Fotografen aus Valencia. Da der Widerstand gegen die Erfassung anhielt, führte Franco 1962 die Ausweispflicht ein.
Franco war die Nummer eins
Die Nummer des DNI gilt ein Leben lang und ändert sich im Gegensatz zu deutschen Dokumenten nicht. Franco sicherte sich die Nummer eins und seiner Familie die folgenden Nummern zu. Dem Königshaus stehen die zehn bis 100 zu, unter Auslassung der 13. Alle mussten und müssen aber ihren DNI von Zeit zu Zeit erneuern. Den 75 Jahren DNI ist eine Ausstellung in der Königlichen Münzprägeanstalt in Madrid gewidmet. Sie zeigt die Entwicklung bis zum fälschungssicheren digitalen DNI. 2016 wurde der DNI als sicherster Ausweis Europas ausgezeichnet.
Bei der Eröffnung der Schau hat Madrids Staatssekretärin für Sicherheit, Ana Botella, den DNI als „ wichtigstes Dokument im Leben der Spanier“bezeichnet. Zu sehen sind drei Ausweise des Kommunistenführers Santiago Carrillo – durch und durch von Meisterhand gefälscht, wie die Kuratoren der Ausstellung bestätigen.
Historische Fotografien zeigen Polizeibeamte auf Eseln, die übers Land ritten, und in Holzkoffern die Utensilien mit sich führten, um den DNI ambulant ausstellen zu können. Ein tristes Polizeibüro ist nachgebaut. Die ersten Karten waren grün, dann blau. Nachdem 1981 das Scheidungsgesetz in Kraft getreten war, wurde der Zivilstand nicht mehr angegeben.
„Der DNI und die Spanier. 75 Jahre gemeinsame Geschichte“. Museo Casa de la Moneda. Bis 6. Januar. Die Schau reist 2020 weiter nach Barcelona, Sevilla, Valencia und Bilbao.