Bauern vor Gericht: Schuldige für MarMenor-Verschmutzung gesucht
Suche nach den Schuldigen: Im Fall Topillo geht es um die systematische Vergiftung des Mar Menor
Murcia – mar. Nicht schuldig. 22 mal hörte der Richter in Murcia vergangene Woche diese Worte der Bauern von der Anklagebank. Sie hätten dem Mar Menor „ keinerlei Schaden zugefügt“, beharrt die Verteidigung. Angeklagt sind sie, darunter auch Manager großer Agrarfirmen auf dem Campo de Cartagena, wegen der „ Einleitung aller möglichen Reststoffe und Abfälle“in die ökologisch sensible und bis an die Existenz bedrohte Salzwasserlagune.
Man habe darauf vertraut, dass die Salzlaken und Chemieabfälle aus der Meerwasserentsalzung der Brunnen und der Drainage aus den gedüngten Feldern „ in ein speziell isoliertes Auffangbecken abgeleitet“würden. Doch dieses existiert gar nicht, so die Anklage, die seit 2017 versucht, die Urheber der Vergiftung des Mar Menor dingfest zu machen.
Im April 2018 kontrollierten Beamte der Guardia Civil auf Basis der Anzeige 67 Agrarbetriebe, wobei sie 38 illegale Entsalzungsanlagen und 35 ohne Genehmigung gebaute Brunnen entdeckten. Diese waren zum Teil raffiniert getarnt, „ liefen aber auf Hochbetrieb“, so der Polizeibericht. Weitere sieben Sitzungen hat Richter Ángel Garrote in diesem Fall „ Topillo“angesetzt, um die „ jahrzehntelange Vergiftung“nachweisen zu können. Ursprünglich waren 50 Landwirte angeklagt, 14 Bauern und sieben Unternehmen sind übrig geblieben. Ermittelt wird auch gegen mehrere höhere Beamte des Landwirtschaftsministeriums in Murcia sowie gegen Funktionäre des Wasserwirtschaftsamtes CHS. Sie sollen etliche der nun beklagten Agrarbetriebe inspiziert, aber die Mängel nicht dokumentiert oder gar geahndet haben, was sie in den Augen des Richters zu Mittätern macht. In einigen Fällen wurden sogar Strafen verhängt, der illegale Betrieb ging danach aber munter weiter.
Zu diesem Problembereich kommen noch die Abwässer der Gemeinden der Gegend. Laut Umweltstaatssekretär Hugo Morán, der als Nebenkläger auftritt, gebe es 48 Rohrleitungen, die permanent Süßwasser ins Mar Menor einleiten und es so aus dem natürlichen Gleichgewicht brächten.
Das Madrider Küstenamt hat erst vor kurzem mit vier Kommunen – Cartagena, San Javier, San Pedro del Pinatar und Los Alcázares – „ Kontakt aufgenommen“, um diese Einleitungen abzustellen. Nun, nachdem das Mar Menor zum zweiten Male innerhalb weniger Jahre „ gekippt“war, Tonnen toter Fische angespült wurden und 55.000 Menschen in Cartagena demonstrierten, will auch die PP-Regierung in Murcia ihr Schärflein zur Rettung beitragen. Regierungsberater Javier Celdán erklärte, dass man „ schon Ende April“, also etwa 30 Jahre, nachdem der Missbrauch anfing, dem Umweltministerium in Madrid eine Liste mit 18 (von 48) Einleitungspunkten gemeldet habe. Im Juni hätte man „ sogar“die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Mit einem Urteil gegen die Landwirte ist Anfang Dezember zu rechnen.
Zum Teil wurden Strafen verhängt, der illegale Betrieb ging aber weiter