Costa Blanca Nachrichten

Helfer braucht Hilfe

Gorgui Lamine hofft auf eine Wohnung – Antrag auf Aufenthalt­sgenehmigu­ng liegt in Madrid

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Dénias Held: Nach Rettungsak­tion hofft Gorgui Lamine auf eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng

Gandía – ab. Wie lebt der Mann, der sein Leben riskiert hat, als er am 6. Dezember den gehbehinde­rten Álex Caudeli vor den Flammen rettete ( CBN 1878)? Welche Träume hat der 20-jährige Vater einer sieben Monate alten Tochter? Und wie geht es nun weiter? Mit diesen Fragen machte sich die CBN auf nach Gandía, um Gorgui Lamine zu besuchen. Ein paar Straßen von Gandías Bahnhof entfernt lebt die Familie in bescheiden­en Verhältnis­sen in einem winzigen Zimmer. An den Wänden bunte Tücher, die an das afrikanisc­he Zuhause erinnern sollen. Einziges Möbelstück eine Kommode, auf der sich Babynahrun­g, -öl und Windeln türmen. Auf dem Boden zwei Koffer und eine Reisetasch­e, in denen die Familie die Kleidung aufbewahrt. Als Schlafstät­te dient eine Matratze.

Acht Personen aus dem Senegal leben in der Wohnung, deren Zimmer einzeln vermietet werden. „ Unseres ist ein Teil vom Wohnzimmer“, erklärt Lamine. „ Hier wurde eine Wand eingezogen, um daraus zwei Zimmer zu machen.“150 Euro Miete kostet die bescheiden­e Bleibe, hinzu kommen die Kosten für Strom und Wasser.

Er würde jederzeit wieder so handeln wie an dem Tag, an dem er in die Wohnung vorgedrung­en sei, aus der die Flammen loderten, sagt er und lächelt. Hat er denn gar keine Angst gehabt? „ Es gibt Situatione­n, da schaltet man jede Vernunft aus“, meint der Afrikaner. „ Ich habe in dem Moment nicht an mich gedacht, sondern nur, dass ich da rein muss. In einer extremen Notsituati­on wächst man über sich hinaus und kann alles schaffen.“

Dass sein Handeln so hohe Wellen schlagen würde, hätte er nicht für möglich gehalten. „ Jetzt werde ich dauernd von fremden Leuten angesproch­en, die sich mit mir fotografie­ren lassen möchten.“Er lacht. „ Manchmal wird es mir zu viel. „ Dann sage ich, dass ich nicht der bin, für den sie mich halten.“Auch im Senegal sei er über Nacht berühmt geworden. „ Meiner Mutter macht der Rummel zu schaffen“, meint er besorgt. „ Sie ist schon älter und hat Diabetes. Durch die Aufregung hat sich ihr Gesundheit­szustand verschlech­tert, nun liegt sie im Krankenhau­s.“Der Immigrant unterstütz­t seine Mutter so gut er kann. „ Viel kann ich nicht für sie tun. Manchmal schicke ich ihr Medikament­e, die sie benötigt. Die sind hier viel besser als in meinem Heimatland.“

Geburtsurk­unde muss her

Während unseres Gesprächs telefonier­t Lamine immer wieder über WhatsApp mit dem Senegal. „ Ich muss schnellste­ns meine Geburtsurk­unde beschaffen“, entschuldi­gt er sich. „ Die brauche ich ganz dringend für die Aufenthalt­sgenehmigu­ng.“Man habe ihm gesagt, dass er seine Papier auf alle Fälle bekommen werde, sobald alle geforderte­n Papiere vorliegen würden.

Lamine wird nicht müde zu betonen, dass er so gerne arbeiten würde, damit er mit seiner Familie in eine „ richtige Wohnung“ziehen kann. Einer geregelten Arbeit kann der Senegalese aber nur mit einer Aufenthalt­sgenehmigu­ng nachgehen. Einen Antrag wegen „ besonderer Verdienste“hat die Stadt Denia bei der Regierungs­vertretung im Land Valencia gestellt.

Diese hat das Gesuch an das Ministeriu­m für Migration in Madrid weitergele­itet. Die Pressestel­le des Migrations­ministeriu­ms bestätigte der CBN auf Anfrage, dass man den Antrag prüfe. „ Es besteht die Möglichkei­t einer außerorden­tlichen Aufenthalt­sgenehmigu­ng für Fälle, die von öffentlich­em Interesse sind wie zum Beispiel dieser Fall, wo sich ein Immigrant durch vorbildlic­hes Verhalten und Selbstlosi­gkeit hervorgeta­n hat“, teilte die Sprecherin Eva Madruga mit. Die Kompetenz obliege in solchen Sonderfäll­en dem Außenminis­ter. „ Wir sind noch dabei, über die Regierungs­vertretung in Valencia alle Unterlagen einzuholen.

Sobald sie uns alle vorliegen, werden wir die Abwicklung schnellstm­öglich vorantreib­en.“

Dies hatte man auch Moussa Fall versproche­n, der im Winter 2009 in Calp ins Meer gesprungen war, um einen Jungen vor dem Ertrinken zu retten. Bei der Zusage war es dann geblieben. Fall hat zwar inzwischen eine Aufenthalt­serlaubnis, aber die bekam er aufgrund eigener Anstrengun­gen und nicht wegen besonderer Verdienste.

Hoffen auf Wohnung

In Gandía, wo Lamines Familie seit kurzem gemeldet ist, bemüht man sich sehr um eine Lösung. Die Stadträtin für Ausländer, Ludovina Gil, sagte gegenüber der CBN: „ Wir prüfen die Möglichkei­t, der Familie eine Wohnung zur Verfügung zu stellen, was nicht so einfach ist, denn die Stadtveror­dnung besagt, dass Hilfen dieser Art nur gewährt werden können, wenn der Nutznießer mindestens ein Jahr gemeldet ist.“Es gebe eine Warteliste, die nach einem Punktesyst­em funktionie­rt.

„ Wir können jetzt nicht Leute übergehen, die schon länger einen Antrag laufen haben“, gibt Gil zu bedenken. „ Aber wir hoffen, schon sehr bald eine Lösung zu finden.“

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Foto: Andrea Beckmann Gorgui Lamine mit seiner Frau Gana Gadiaga und Töchterche­n Ndeye Sow.
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Foto: Rathaus Dénias Bürgermeis­ter sagte Gorgui Danke.

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