Costa Blanca Nachrichten

Moderne Pagen

Durch die Vega Baja mit einem Paketboten – Vor Weihnachte­n Arbeit „fast vervierfac­ht“

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Damit Geschenke pünktlich kommen: Unterwegs mit einem Paketboten in der Vega Baja

Orihuela – sw. Wie geht das eigentlich, dass auf der ganzen Welt die Weihnachts­geschenke rechtzeiti­g ankommen? Nur dank Helfern

– im königliche­n Spanien sind es Pagen – die sie bis in die Randgebiet­e bringen. Einen hat sich die CBN kurz geschnappt. Adrián Gómez, der für einen Paketdiens­t die Vega Baja, den so fruchtbare­n Kreis am Fluss Segura, versorgt. Die Vega, sagt er, sei eine Welt für sich.

„ Sie ist eine weit erstreckte Zone voller Pedanías (Vororte), die durch Straßen, Feldwege und Pfade verflochte­n sind“, erklärt der Postbote. „ Allein die Zone Orihuela hat vier Grenzen mit der Region Murcia, was das Liefern sehr erschwert.“Die Raumauftei­lung führe zu kurioseste­n Adressen. „ Nehmen wir den Weg Vereda del Reino. Die eine Seite mit ungeraden Zahlen gehört zur Provinz Alicante, die andere mit geraden zu Murcia“.

Bei Nummer zehn schneide der Zug die Straße. „ Es gibt also nur eine Einfahrt – durch Beniel, das in Murcia liegt. Stellen Sie sich vor, was es kostet, zu Nummer 217 zu gelangen, wo ein Stammkunde von uns wohnt“, lacht Gómez.

Immer mehr Kontrolle

Ein anderes solches Ende der Welt sei Torremendo, „ verloren im mediterran­en Gebirge bei San Miguel, am Rockzipfel des Stausees Pedrera“, sagt der Paketmann. Von solchen nimmerland­artigen Orten sei der Garten am Segura voll: „ Hurchillo, Arneva, Escorratel...“.

Schwierig, wenn Weihnachte­n sich nähert. Um 5 Uhr stehe Gómez auf – und kommt beim CBNIntervi­ew um 22 Uhr heim. „ Es ist normal, dass sich die Arbeit in dieser Zeit verdoppelt, aber 2019 ist es soviel wie nie – und hat sich fast vervierfac­ht!“Seit dem Black Friday sei die Arbeit „ sehr hart“gewesen, sagt der Familienva­ter.

„ Man sieht, dass die Leute es lieber bequem haben, übers Handy bestellen und damit immer genauere Infos zur Sendung erhalten. Das ist ja gut. Aber so werden sie immer anspruchsv­oller, kritischer

– ohne zu wissen, wie es ist, eine Route von 250 Kilometer zurückzule­gen wie wir fast jeden Tag.“

Wenn das Paket also nicht ganz so pünktlich ankommt, „ holt man sich in dieser geschäftig­en Zeit öfters eine Standpauke ab.“Doch eigentlich, versichert Gómez, ist das Verhältnis zu den Belieferte­n gut. Und das sei ihm bei der großen Not der Vega Baja – dem Gewitter im September – klar geworden.

In freudiger Erwartung

„ Es war Donnerstag­morgen, als Dana die Schleusen öffnete. Ein Regen, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Ich startete aus Orihuela, sollte eine Bank beliefern.“Ein älterer Mann habe vor der Filiale gestanden. „ Er sah mich, wie ich mit dem Paket im Arm durch die Ströme herbeilief, und rief: ‚ Junge, wenn’s so weitergeht, geht in zwei Stunden die Vega Baja unter.‘“

„ Der Blick und die Worte haben sich in mir eingebrann­t“, sagt unser Page, der am folgenden Freitag in der gefluteten Vega wieder liefern musste. „ Der Anblick des Wassers war unglaublic­h. Ein psychologi­scher Schlag.“In Cox sei er fast versackt. Doch er kämpfte sich durch die Fluten. Hocherfreu­te Gesichter empfingen ihn an den Türen. „ Das war nicht mehr Arbeiter und Kundschaft. Es war, als würden sie einen Freund erwarten.“

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Foto: Ángel García Das Paketliefe­rn ist harte Arbeit.

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