Stärker als der Tod
Proteste gegen Leichenaufbahrung in Wohnhaus erfolgreich
Heftiger Protest: Bürgermeister beerdigt Pläne für Leichenhalle in Wohnhaus in San Miguel
San Miguel – mar. Die energischen Proteste der „ Erzengel“der Nachbarschaftsvereinigung Asociación de Vecinos San Miguel Arcángel scheinen Erfolg gehabt zu haben. Die Pläne für die Eröffnung einer Leichenhalle im Erdgeschoss des Wohnhauses Calle San Narciso 14 im Zentrum von San Miguel de Salinas (CBN berichtete), werden wohl bald beerdigt. Und das, obwohl die ausführende Firma die Arbeiten bereits weit vorangetrieben hat.
Der Bürgermeister der Stadt, Juan José Fresneda, PSOE, informierte am Dienstag darüber, dass das Unternehmen zwar die Umbaugenehmigung erhalten habe, er aber keine Betriebsgenehmigung für die geplante Feier- und Aufbahrungshalle mit Verkaufsräumen ausstellen können wird.
Grundlage dafür sei ein Schreiben des Landesgesundheitsministeriums, das auf Drängen der besorgten Anwohner angefordert wurde. Diese fürchten um die Hygiene und den Seelenfrieden in der Wohnanlage und um den ruhigen Schlaf ihrer Kinder, wenn die erfahren oder gar dabei zusehen müssten, wie geschäftsmäßig Tote ins und aus dem Haus getragen würden. Valencia stellt klar, dass das gar nicht zulässig wäre.
Zunächst dürfe ein Velatorio, also eine Aufbahrungshalle, nach Landesrecht nur betrieben werden, wenn die Einrichtung auch über ein Tanatorio verfügt, also Räumlichkeiten für die Thanatopraxie, wie die kosmetische Hygiene an Leichen fachmännisch genannt wird. Dieses sei hier nicht gegeben und außerdem in einem Wohnhaus nicht statthaft. Darum kann, ja muss, der Bürgermeister auch eine Betriebsgenehmigung verweigern.
2.000 Unterschriften und 500 Demonstranten bei 5.800 Einwohnern erzeugten ausreichend Druck, um dem Tod sozusagen die Schippe aus der Hand zu nehmen. Die Asociación de Vecinos versteht nur nicht, warum die Bauarbeiten nicht bereits eingestellt wurden.
Krieg um die Toten
Die Anwohner gerieten in einen „ Krieg um die Toten“. Denn ein Konkurrenzunternehmen des Bestatters, der sich im Zentrum etablieren wollte, hatte im nahen Industriegebiet ein Tanatorio eröffnet, davor betrauerte man seine Verstorbenen im Polígono im zehn Kilometer entfernten Torrevieja. Das Unternehmen, das nun die Segel streichen muss, wollte sich gegenüber Medien zunächst nicht weiter zu den Vorgängen äußern. Doch ebenso stumm blieb bisher die Volkspartei. Deren Bürgermeister hatte 2018 die Genehmigung zum Bau der Trauerstätte im Wohnhaus erteilt. Die Erzengel wüssten gern, warum?
Anwohner fürchten um Hygiene und den Seelenfrieden der Kinder