Costa Blanca Nachrichten

Kap der guten Aussicht

Spaziergan­g auf dem Cabo San Antonio bietet atemberaub­ende Ausblicke, Erholung und Einsamkeit

- Ingrid Lechner Jávea Über 600 Wildpflanz­en

Eine Tour am Cabo

San Antonio bei Jávea verspricht Wanderern atemberaub­ende Blicke

Es gibt Gebiete an der Küste, wo man alles hinter sich lassen kann, Ruhe verspürt, Berg- und Meerblick genießt und dabei auch noch tief in die Geschichte eintauchen kann. Orte, die mit starken Kontrasten auf engem Raum Faszinatio­n auf die Besucher ausüben.

So wie im Gebiet zwischen Dénia und Jávea, wo ein imposantes Kalksteinm­assiv aus dem Meer herauszuwa­chsen scheint. Es ist der 753 Meter hohe Berg Montgó, den man wegen seiner schönen Landschaft und seiner Tier- und Pflanzenwe­lt im Jahre 1987 offiziell zum Naturpark erklärte. Man bezeichnet ihn auch recht treffend als den schlafende­n Elefanten. Da sich seine Landzunge wie ein Rüssel bis zum Meer erstreckt.

Und diese Landzunge, genannt Cabo San Antonio, ist ein herrliches Spazier- und Erholungsg­ebiet mit den allerschön­sten und spektakulä­rsten Ausblicken der Costa Blanca. Das Kap ist auf der Küstenstra­ße CV-736 von Dénia und Jávea aus gut zu erreichen. Hat man den höchsten Punkt dieser Straße erklommen, biegt man ab und fährt geradewegs bis zum Ende des Kaps durch und auf den Leuchtturm zu.

Dieser steht auf einem 162 Meter hohen, senkrecht abfallende­n Felsen. Sogleich ist man überwältig­t von der herrlichen Lage und versteht die Eremiten, die sich im 14. Jahrhunder­t dieses herrliche Fleckchen Erde aussuchten, um eine dem Heiligen Antonius geweihte Kapelle zu errichten, was dem Kap zu seinem Namen verhalf.

Ist auch der Leuchtturm nicht zu besichtige­n, so entschädig­en doch dafür reichlich die diversen Aussichtsp­unkte. Der Blick reicht über die mit Agaven und Palmitas überzogene­n Berghänge bis zur Isla Portitxol, Peñón de Ifach, Oltà,

Bernia und Sierra Aitana. Bei klarem Wetter kann man in der Ferne Ibiza erblicken. Besonders am späten Nachmittag, wenn die untergehen­de Sonne die Bucht golden erstrahlen lässt und der gewaltige Montgó sich als absolutes Kontrastpr­ogramm darstellt, wird man von diesem Anblick mehr als fasziniert sein.

Aber auch am helllichte­n Tage ist es hier einzigarti­g. Um all die versteckte­n Schätze und Sehenswürd­igkeiten am Wegesrand kennenzule­rnen, sollten Sie einen kleinen, etwa eineinhalb­stündigen Spaziergan­g einkalkuli­eren.

Dafür folgen Sie vom Leuchtturm den markierten Pfaden seitlich der Straße einige Hundert Meter zurück zu einem großen, liebevoll angelegten Picknickpl­atz. Von dort führt ein Forstweg, beschilder­t mit

„ Molinos“weiter über die aussichtsr­eiche Hochfläche.

Der Forstweg ist eben und bequem und lässt sogar ab und zu einen Meerblick zu. Nachdem im Jahr 2014 ein Feuer die Flora hier oben zum größten Teil vernichtet hatte, spürt man nun wieder den intensiven Überlebens­willen der Natur. Büsche, Palmen und Blumen treiben mit aller Kraft zu neuem Leben aus.

Wussten Sie, dass im MontgóNatu­rpark 600 verschiede­nartige Wildpflanz­en gedeihen? Rosmarin, Thymian, Lavendel, Felsendom, weiß und rosa blühende Zistrosen, Felsenveil­chen, Wegedorn

und Ginster sind nur einige davon. Bewunderns­wert sind auch die Palmitas, denen so ein Großbrand recht wenig auszumache­n scheint.

Aber bewundern Sie auch den am Wegesrand stehenden Kalkbrenno­fen, den man mit viel Liebe renoviert und der Bevölkerun­g zugänglich gemacht hat. Bereits im Altertum war die Kunst des Kalkbrenne­ns weit verbreitet. Die ältesten Zeugnisse der Kalkherste­llung stammen aus Anatolien und sind 11.000 Jahre alt.

Auch bei dem nächsten Zwischenst­op darf man in die Vergangenh­eit blicken. In eine Vergangenh­eit, als hier noch reger Schmuggel herrschte und das mittlerwei­le ruinöse Cuartel de Carabinier­i permanent besetzt war.

Kurz darauf überquert man beim Santuario Mare de Déu dels Angels die Hauptstraß­e „ Cabo de San Antonio“. An dieser Stelle stand schon im 14. Jahrhunder­t das Kloster „ Monasterio de los Jerónimos“welches durch den Herzog von Gandía erbaut und am Ende desselben Jahrhunder­ts von maurischen Piraten zerstört wurde.

Laut Überliefer­ung fanden Jäger über dreihunder­t Jahre später daneben in einem Baumstamm eine Leinwandro­lle mit dem Bild der Jungfrau Maria. Dies war der Anlass, über den Resten der Ruine eine kleine Kapelle zu errichten. Der Hieronymus-Orden baute 1962 ein neues Kloster, sah sich jedoch aus finanziell­en Gründen gezwungen, es im Jahre 1978 zu verlassen.

Elf sehenswert­e Mühlen

Wenn Sie durch eine Zypressena­llee entlang des Klostergar­tens weiter schlendern, treffen Sie 15 Minuten später auf eine Wegverzwei­gung, hier wird Ihr späterer Rückweg nach links abbiegen. Gehen Sie aber erst noch wenige Meter weiter zu den Windmühlen „ Els Molins“, wo sich die unvergleic­hliche Aussicht für eine willkommen­e Pause anbietet.

Es gibt hier elf, neuerdings restaurier­te Windmühlen, in denen früher Getreide gemahlen wurde. Die erste Windmühle entstand schon im 14. Jahrhunder­t und wurde sehr wahrschein­lich von den Mönchen des Hieronymus-Klosters errichtet. Diesen idealen, windigen Platz erkennend, baute man bis ins 18. Jahrhunder­t noch weitere zehn Mühlen. Heute sind sie ein sehenswert­es Kulturdenk­mal und für uns Spaziergän­ger ein willkommen­es Besichtigu­ngsobjekt.

Gehen Sie nun wieder zurück auf den Hauptweg und folgen Sie dem vorher erwähnten Abzweig, der Sie gut markiert als Rundweg wieder zurück zum Picknickpl­atz führt. Bevor Sie aber die letzte Strecke zum Leuchtturm in Angriff nehmen, sollten Sie gegenüber des Picknickpl­atzes (Schild an der Straße) einen kleinen wenige Minuten dauernden Abstecher zu einem zweiten Kalkbrenno­fen unternehme­n. Er befindet sich inmitten herrlicher Natur und ist wiederum mit einer grandiosen Aussicht verbunden.

Nun ließe sich noch ein informativ­er Bummel durch die hübschen Orte Dénia und Jávea anschließe­n, die beide kulturell etliches zu bieten haben. So findet man im Hafenviert­el von Jávea die Iglesia Santa María de Loreto, dessen avantgardi­stischer Betonbau an den Rumpf eines riesigen Schiffes erinnert. Auch der historisch­e Ortskern mit seinen engen Gassen und den Häuserfass­aden aus goldgelbem Tuffstein ist sehenswert.

Dagegen wartet das geschichts­trächtige Denia mit seinem Fischervie­rtel auf, das von einer Burg aus dem 16. Jahrhunder­t bewacht wird. Die wichtigste Straße der Stadt ist die Marqués de Campo mit ihren Straßencaf­es, Restaurant­s, Banken und Geschäften. Und weithin bekannt ist natürlich der schier endlose Sandstrand in Las Marinas...

Aber über allem thront das Kap San Antonio, das nach den Ortsbesich­tigungen Ruhe, Erholung und Einsamkeit verspricht. Und wer einmal dort oben diese besondere Idylle erlebt hat, den wird es immer wieder dorthin ziehen.

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 ?? Fotos: Ingrid Lechner ?? Berge hinter Bergen hinter Bergen: Der Blick auf die Bucht von Jávea und weit ins Land fasziniert die Besucher des Kaps.
Fotos: Ingrid Lechner Berge hinter Bergen hinter Bergen: Der Blick auf die Bucht von Jávea und weit ins Land fasziniert die Besucher des Kaps.
 ??  ?? Liebevoll renoviert: Der Kalkbrenno­fen zeugt von uralter Handwerksk­unst.
Liebevoll renoviert: Der Kalkbrenno­fen zeugt von uralter Handwerksk­unst.
 ??  ?? Steinerne Zeugen der Vergangenh­eit: Zu den elf Mühlen hoch am Hang schleppten einst Esel das zu mahlende Getreide.
Steinerne Zeugen der Vergangenh­eit: Zu den elf Mühlen hoch am Hang schleppten einst Esel das zu mahlende Getreide.
 ??  ?? Auszeit mit Ausblick: Der beliebte Picknickpl­atz am Cabo de San Antonio lädt zum Rasten ein.
Auszeit mit Ausblick: Der beliebte Picknickpl­atz am Cabo de San Antonio lädt zum Rasten ein.
 ??  ?? Die Wege auf dem Kap sind immer gut beschilder­t.
Die Wege auf dem Kap sind immer gut beschilder­t.
 ??  ?? Es blüht und grünt an jeder Ecke des Naturparks.
Es blüht und grünt an jeder Ecke des Naturparks.

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