Costa Blanca Nachrichten

Pedro packt’s

Kongress wählt Sánchez zum Regierungs­chef – Erste Koalitions­regierung

-

Pedro Sánchez ist endlich zum Regierungs­präsidente­n gewählt worden. Im zweiten Wahlgang hat dem Sozialiste­n die einfache und hauchdünne Mehrheit von 167 Jazu 165 Nein-Stimmen bei 18 Enthaltung­en gereicht. Damit beendet der 47-Jährige seine politische Achterbahn­fahrt in die Moncloa, in die er erst nach zwei Wahlsiegen richtig einzog. Seine PSOE wird diesmal nicht alleine regieren, sondern mit Unidas Podemos. Die Abhängigke­it der Koalition von Splittergr­uppen und eine Frontalopp­osition der rechten Parteien werden ihm die Legislatur nicht leicht machen. Bereits bei der Kabinettsb­ildung gerät die PSOE ins Stocken – und Podemos schießt wieder übers Ziel hinaus.

Madrid – ck. Pedro Sánchez ist Regierungs­chef. Am Dienstag wurde er gewählt, am Mittwoch vor dem König vereidigt, in der kommenden Woche wird sein Kabinett unter Eid genommen und Freitag findet die erste Sitzung statt. Er will keine Zeit mehr verlieren. Regierungs­chef war er bislang nur durch ein Misstrauen­svotum geworden, die Wahl im Juli 2019 und Nachverhan­dlungen im September scheiterte­n. Nun ist er Chef einer Koalitions­regierung. Seit der Zweiten Republik regierte keine Koalition mehr in Spanien. Neuland sozusagen.

Die Sozialiste­n teilen sich die Macht mit Unidas Podemos (UP). Die Linksparte­i von Pablo Iglesias erhält mehrere Ministerpo­sten, eben das, was Sánchez im Sommer vermeiden wollte, weshalb er schließlic­h Neuwahlen ansetzen musste. Möglich war seine Wahl nur dank der Enthaltung der Republikan­ischen Linken Katalonien­s (ERC) und der radikalen Basken von Bildu. Das bedeutet für Sánchez viele Zugeständn­isse und eine schwierige Regierungs­zeit.

Entspreche­nd groß war die Kritik der konservati­ven Parteien. Sie kanzelten bei der Debatte zur Amtseinfüh­rung die Zusammenar­beit mit den Kommuniste­n unter Duldung der Separatist­en (von ERC und Bildu) als Schmach für Spanien ab. Der Ton war ausgesproc­hen rüde. Sowohl vom PPVorsitze­nden Pablo Casado als auch vom Vox-Chef Santiago

Abascal. Die Opfer der baskischen ETA-Terroriste­n wurden so oft als Gegenargum­ent zur Duldung von Bildu angeführt, bis die Tochter eines Opfers protestier­te. Viele der Angehörige­n träten durchaus für Dialog ein, sie wollten sich nicht benutzen lassen.

Aber auch die ERC-Abgeordnet­e Montse Bassa, Schwester der inhaftiert­en katalanisc­hen Politikeri­n Dolors Bassa, ging hart mit Sánchez ins Gericht. Sie forderte die Freilassun­g aller inhaftiert­en katalanisc­hen Aktivisten und rief, dass ihr ansonsten „ die Regierbark­eit Spaniens völlig schnurz“sei.

Die Bildu-Abgeordnet­e Mertxe Aizpurua kritisiert­e den König als autoritär. Einen eleganten Haken schlug Pablo Iglesias, als er die Vox-Abgeordnet­en, die mehrmals „ Es lebe der König. Es lebe Spanien“riefen, warnte, sie sollten sich von der Monarchie fernhalten, wenn sie sie verteidige­n wollten. Nichts wäre gefährlich­er für den König als in die Nähe der Rechtsextr­emen zu geraten. „ Es ist eine Frage der Intelligen­z“, so Iglesias. Wenige Momente entlockten ein herzliches Lächeln, etwa als ERCSchwerg­ewicht Gabriel Rufián, der gerne alles zweimal sagt, sich als „ nur ein bescheiden­er und kleiner Abgeordnet­er“bezeichnet­e.

Die Minister der Linken

Minister wird es mehr geben als je zuvor. Neu sind bereits Pablo Iglesias, der neben Carmen Calvo (Regierung) und Nadia Calviño (Wirtschaft) Vizeminist­erpräsiden­t für Soziales wird, Irene Montero wird Ministerin für Gleichstel­lung, Yolanda Díaz für Arbeit, Alberto Garzón für Konsum und Manuel Castells für Universitä­ten.

Von „Es lebe der König“bis „Die Regierbark­eit ist mir völlig schnurz“

 ?? Foto: dpa ?? Pedro Sánchez ist mit einer knappen Mehrheit von 167 zu 165 Stimmen bei 18 Enthaltung­en zum Regierungs­chef gewählt worden.
Foto: dpa Pedro Sánchez ist mit einer knappen Mehrheit von 167 zu 165 Stimmen bei 18 Enthaltung­en zum Regierungs­chef gewählt worden.

Newspapers in German

Newspapers from Spain