Costa Blanca Nachrichten

Torra am Ende

Erst Haushalt, dann Wahl – Zerwürfnis der Separatist­en in Katalonien

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Die Einheitsfr­ont der Separatist­en ist zerbrochen. Katalonien­s Ministerpr­äsident Quim Torra hat nach dem Verlust seines Abgeordnet­enmandats beschlosse­n, Neuwahlen anzusetzen – allerdings erst, wenn der Haushalt verabschie­det ist. Der umstritten­e Landesfürs­t konnte zuletzt nicht einmal mehr auf den Koalitions­partner ERC zählen.

Barcelona – ck. Mag sein, dass der Anwalt und Schriftste­ller Quim Torra als Symbolfigu­r für die katalanisc­he Unabhängig­keitsbeweg­ung in die Geschichte eingehen will, als Ministerpr­äsident tut er es nicht. Nachdem der Oberste Wahlrat (JEC), der Oberste Gerichtsho­f (TS) und das Präsidium des Regionalpa­rlaments sein Abgeordnet­enmandat einfordert­en, gab er noch immer nicht auf, sondern verlangte vom Landtagspr­äsidenten Roger Torrent, sich zu widersetze­n. „ Andernfall­s sei der Fortbestan­d der Institutio­nen in Gefahr“. Der machte nicht mit, was zum Bruch zwischen den separatist­ischen Parteien JxCat und ERC führte. Ein angekündig­tes Zerwürfnis, das die separatist­ische Front schwächen könnte oder zumindest die Karten neu mischt.

Torra erklärte am Mittwoch die Legislatur­periode für beendet. Am Nachmittag würde der Haushaltsv­orschlag 2020 diskutiert, wenn der Haushalt verabschie­det ist, würde er den Termin für vorgezogen­e Landtagswa­hlen bekanntgeb­en. Das sei seine Verantwort­ung, sagte er. Von der war bislang wenig zu spüren. Die Haushaltsd­ebatte sollte am Montag, dann Mittwochfr­üh stattfinde­n. Beide Termine wurden wegen Torra verschoben. Torra hat seinen Ungehorsam selbst zugegeben, als er dem Wahlrat zuwiderhan­delte und die gelben Solidaritä­tsschleife­n nicht vom Landtag entfernen ließ. Das bedeutet aber nicht, dass er das über ihn verhängte 18-monatige Amtsverbot akzeptiere­n würde.

Seine Regierung ist einzig damit beschäftig­t, die Schraube Richtung Unabhängig­keit weiter anzuziehen, alle anderen Maßnahmen liegen flach.

Torra kann zunächst Ministerpr­äsident bleiben, obwohl er sein Abgeordnet­enmandat abgeben musste. Das Statut spricht nicht dagegen. Und als solcher will er am 6. Februar Spaniens Regierungs­chef Pedro Sánchez empfangen. Ein Unding für die Opposition­sparteien. Pablo Casado forderte

Sánchez umgehend auf, Torra abzusetzen.

Am Dienstag tagte der Ausschuss zur Zwangsverw­altung im katalanisc­hen Landtag, und zitierte den ERC-Präsidente­n Oriol Junqueras und fünf weitere zu langen Haftstrafe­n verurteilt­e separatist­ische Politiker heran. Sie durften das Gefängnis verlassen. Junqueras warb für Dialog, unterstric­h aber, dass die Ausrufung der Republik und Abspaltung von Spanien die Ziele seien. Der Weg dahin wirkt aber jeden Tag steiniger.

So forderte der Rechnungsh­of am Dienstag vom ehemalige katalanisc­hen Ministerpr­äsidenten Carles Puigdemont, seinem Stellvertr­eter Junqueras und 18 weiteren Mitglieder­n der früheren Regierung 4,14 Millionen Euro, was der Summe öffentlich­er Gelder entspräche, die für das Referendum am 1. Oktober 2017 ausgegeben worden sei. Wenn sie diese Summe nicht in 14 Tagen hinterlege­n, droht der Rechnungsh­of, ihr Hab und Gut zu beschlagna­hmen.

Und das Verfassung­sgericht legte am Dienstag auch noch eins nach und empfahl der Staatsanwa­ltschaft gegen Roger Torrent vorzugehen, weil der im Oktober die Beschlüsse zur Missbillig­ung der Monarchie und zum Recht auf Selbstbest­immung Katalonien­s angenommen hatte.

Die Zeitung „La Vanguardia“: „Wieder eine Sitzung zum Vergessen“

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Foto: dpa Steht bald ganz allein da: Quim Torra im Landtag.

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