Bauern in Rage
Landwirtschaftsvereinigung Asaja weitet Protestaktion auf weitere Erzeugnisse in Provinz aus
Zu drastischen Protestmaßnahmen greifen derzeit Landwirte in ganz Spanien, um auf die Misere in ihrem Sektor aufmerksam zu machen. In Alicante wurden unter dem Geheul von Motorsägen blühende Nektarinen- und Pfirsichbäume einer 15 Hektar großen Finca in Alicante zu Brennholz zerkleinert.
Alicante – ann. Ende Januar rückten die Weinbauern im Vinalopó-Tal 10.000 Rebstöcken mit Kettensägen auf den Leib, am Mittwoch waren 15 Hektar Pfirsich-, Nektarinen und Weinbergpfirsichbäume auf einer Finca in Alicantes Stadtteil Bacarot dran. Unter dem Heulen der Motorsägen fielen die blühenden Äste zu Boden. Die Bäume mussten bluten für die Krise eines Sektors, den die Politik schon lange ausbluten lässt (siehe Wirtschaft, Seite 37).
Die Verwaltung muss dafür sorgen, dass die Landwirte ihre Produkte verkaufen können und nicht verschenken müssen“, sagte Eladio Aniorte, Vorsitzender der Vereinigung junger Landwirte in Alicante, Asaja. Es sei ungerecht, dass im Rahmen der Globalisierung Supermärkte den Einkaufspreis für landwirtschaftliche Erzeugnisse bestimmen und diese dann so teuer weiterverkaufen könnten, wie sie wollen. Es muss ein Gesetz über einen Handelsrahmen geben, um zu garantieren, dass alle Glieder dieser Kette einen Gewinn erzielen“, so Aniorte.
Die Früchte der Bäume, die am Mittwoch zu Brennholz wurden, hätten Produktionskosten von 0,35 bis 0,40 Euro pro Kilo und würden von den Bauern für 0,20 Euro an Großhändler verkauft. Für Verbraucher würden sie im Supermarkt dann um die zwei Euro kosten, sie sind also 900 Prozent teurer“, meint Aniorte. Die Landwirtschaft in der Provinz Alicante sei durch den Wassermangel zudem besonders bedroht.
Ein Baum müsse sechs bis sieben Jahre wachsen und gepflegt werden, bis er produziere. Dann kommen die Supermärkte und machen an einem Tag den großen Reibach mit etwas, das sieben Jahre gebraucht hat, sie machen den 600-fachen Gewinn, während der Landwirt das hier machen muss“, klagt der Asaja-Vorsitzende mit Blick auf die verstümmelten Bäume ringsherum.
Es ist, wie wenn du ein Kind großziehst, du hast es in die Schule geschickt, erzogen, und es kann jetzt auf eigenen Füßen stehen, und dann bekommst du einen Anruf, dass es überfahren wurde und tot ist. Das ist dasselbe Gefühl“, meint der Landwirt. Denn die Bäume sind lebendig. Ich rede mit meinen Zitronenbäumen und sage ihnen, ,ihr seid ungezogen, ihr werft nicht genug ab‘. Und ich bin sauer auf sie, und sie vielleicht auch auf mich. Und das alles versteht man nicht, wenn man es nicht selbst erlebt, es ist ein großer Schmerz.“
Das Kettensägenmassaker an den eigenen Kindern“sei aber notwendig, damit unsere Probleme gehört werden“. Der Vorwurf ging vor allem an die EU, die sich bisher kaum um eine Lösung bemüht habe. Die dürfen nicht den Dorfdeppen schicken, den sie nirgendwo anders unterkriegen.“
„Die EU-Abgeordneten müssen unsere Probleme kennen und dürfen nicht den Dorfdeppen schicken“