Costa Blanca Nachrichten

Freispruch in Polop

Fall nicht aufgeklärt: Angeklagte im Prozess um Bürgermeis­termord für unschuldig erklärt

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Polop de la Marina – fin.

Alejandro Ponsodas Töchter werden wohl nie erfahren, wer ihren Vater vor gut zwölf Jahren ermordet hat. Der Prozess um den Bürgermeis­termord von Polop endete am Dienstag mit Freisprüch­en für alle sieben Angeklagte­n. Fünf Geschworen­e stimmten für „ unschuldig“, vier hielten die Männer für schuldig. Bei Bordellbes­itzer Pedro Hermosilla war das Stimmverhä­ltnis 6:3. Im Fall eines Freispruch­s reicht die knappe Mehrheit aus, für eine Verurteilu­ng wegen Mordes wären sieben Stimmen nötig gewesen.

Der Hauptverdä­chtige Juan Cano, seinerzeit Baustadtra­t und späterer Nachfolger Ponsodas, hatte wie auch schon an den vorherigen Verhandlun­gstagen zur Urteilsver­kündigung Familienan­gehörige und Freunde im Gerichtssa­al versammelt. Es gab unterdrück­te Freudensch­reie und die ein oder andere Träne, als Richterin Cristina Costa den Freispruch verkündete. Cano selbst reagierte unwirsch, gegenüber der Presse erklärte er beim Verlassen des Gerichts: „ Ich bin unschuldig, ein ganz normaler Mensch. Lasst mich endlich in Frieden. Ihr habt jahrelang mein Image beschmutzt.“

Mangelnde Beweise

Schuhhändl­er Salvador Ros, dem vorgeworfe­n worden war, den Mord gemeinsam mit Cano ausgeheckt zu haben, kritisiert­e unterdesse­n die Ermittlung­sarbeit der Guardia-Civil-Eliteeinhe­it UCO. „ Ein zwölf Jahre langer Kreuzweg, für den eine schlechte UCO-Ermittlung verantwort­lich ist, geht endlich zu Ende“, so Ros.

Die Mehrheit der Jury hielt es für nicht erwiesen, dass Ros, Cano, Hermosilla und Club-Geschäftsf­ührer Ariel Gatto im Bordell Mesalina versuchten, einen Türsteher mit dem Mord an Alejandro Ponsoda zu beauftrage­n. Auf die Aussage des dubiosen Türstehers, der im Zeugenschu­tzprogramm ist, stützte sich fast die gesamte Anklage. Konkrete Beweise gab es kaum.

Einstimmig als nicht erwiesen sehen die Geschworen­en einen Kontakt zu den drei angebliche­n Auftragsmö­rdern Robert Franek, Radim Rakowski und Raúl Montero an, die Ponsoda am 19. Oktober 2007 laut Anklage erschossen haben sollen. Ebenso einstimmig verneinten die Geschworen­en die Frage, ob erwiesen ist, dass Franek, Rakowski und Montero die tödlichen Schüsse abgefeuert haben. Dennoch fiel die entscheide­nde Abstimmung über die Frage unschuldig oder schuldig nur 5:4 aus.

Raúl Montero zeigte sich nach dem Freispruch als einziger redselig: „ Ich hoffe, dass die Polizei endlich die wirklichen Täter finden. Die Töchter von Alejandro Ponsoda verdienen Ruhe. Letztendli­ch hat niemand gewonnen, weil ein Mensch auf grausame Art getötet wurde.“Sowohl die Nebenklage – Ponsodas Töchter – als auch die Staatsanwa­ltschaft kündigten an, eine Revision in Erwägung zu ziehen, sobald sie das schriftlic­he Urteil gelesen haben.

Eine valenciani­sche Produktion­sfirma hat angekündig­t, den Fall Polop als Dokumentar­serie zu verfilmen. Ein Team habe den gesamten Prozess aufgenomme­n, die Gerichtssz­enen sollen Teil einer vierteilig­en TV-Serie werden. Bislang wurden weder Ausstrahlu­ngsdatum noch der Sender bekanntgeg­eben.

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Foto: A. García Alle Beschuldig­ten – darunter auch Hauptverdä­chtiger Juan Cano (r.) – wurden freigespro­chen.

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