Bauern in gelben Westen
Landwirte protestieren für faire Erzeugerpreise
Madrid – sk. Es brodelt in der spanischen Landwirtschaft. Die Weinbauern in Novelda haben 10.000 Stöcke kurz und klein geschnitten, Hunderte von Olivenbauern in Jaén haben sich gelbe Westen übergezogen und vier Autobahnen der andalusischen Provinz mit brennenden Reifen gesperrt und in Valencia verfaulen die Orangen an den Bäumen. All diese Proteste gehen zurück auf einen Grund: Die Landwirte fordern faire Preise für ihre Erzeugnisse.
Zu 21 Protestkundgebungen in elf Regionen haben die Gewerkschaften Asaja, Coag und UPA bis 19. Februar aufgerufen. Landwirtschaftsminister Luis Planas traf sich am Montag mit führenden Vertretern der Landwirtschaft. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 950 Euro war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Kosten für Versicherung, für Düngemittel, für Futter, für Strom und für Diesel hören nicht auf zu steigen, die Erzeugerpreise für Obst oder Gemüse beziehungsweise Olivenöl bleiben gleich oder sinken. Angesichts der mächtigen
Vertriebsgesellschaften haben die Bauern keine Chance, die Kosten auf die Erzeugerpreise aufzuschlagen. So wird die Ernte zum Preis wie vor 20 Jahren weggegeben.
2019 brachen Einnahmen der Landwirte um neun Prozent ein.
Die Schutzzollpolitik der USA auf Öl, Wein und Käse, globale Handelskonflikte mit Russland, China und den USA sowie die Abkommen der EU mit Billigerzeugern wie Südafrika, für deren Zitrusfrüchte geringere Auflagen bezüglich der Lebensmittelkontrolle gelten als für hiesige Erzeugnisse, nagen an der Rentabilität des Campo.
Vielen Bauern geht das Hinterteil auch auf Grundeis wegen der PAC, der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union. Es deutet sich eine Kürzung der direkten Agrarsubventionen um 13 Prozent bei gleichzeitigem Anstieg der Förderungen für ländliche Entwicklung an. Der Klimawandel macht dem Sektor ebenfalls Sorgen.
Wir fordern nichts Unmögliches, wir wollen nur arbeiten und davon leben können, heute und in Zukunft“, sagt Cristóbal Cano von der Gewerkschaft UPA. Allein in Jaén leben etwa 100.000 Familien vom Olivenanbau. Sie strichen 40 Cent für das Kilo Oliven ein. Eine Rentabilitätskrise könnte die Landflucht dort beschleunigen. Die Preisdifferenz zwischen dem Erzeugerpreis für Olivenöl und dem Endpreis lag nach Angaben von Coag bei 83 Prozent, Kartoffeln oder Orangen gaben die Bauern für 700 und 570 Prozent unter dem weg, was sie im Supermarkt kosten. Das ist keine Schieflage mehr zwischen Angebot und Nachfrage. Das ist schlichtweg Betrug. Bis das Problem nicht gelöst wird, hören wir mit den Protesten nicht auf“, warnte Coag-Funktionär Miguel López.
„Das ist keine Schieflage zwischen Angebot und Nachfrage. Das ist Betrug“