Costa Blanca Nachrichten

Tragen oder nicht?

Viele basteln Mundschutz selbst: Was die Masken wirklich bringen und wer sie nutzen sollte

- Maske aus Reissack

Alicante – ms/dpa. In Zeiten, in denen der Mundschutz mittlerwei­le für viele zum festen Bestandtei­l der Einkaufspr­ozedur gehört, kommen Hobbynäher und Hilfsverei­ne auf kreative Ideen, was die Herstellun­g der Masken angeht: Aus Vorhangsto­ff oder gar alten Reissäcken werden zum Teil kunterbunt­e Mascarilla­s genäht, die vor Ansteckung schützen sollen, aber tun sie das auch?

Die Antwort vieler Experten lautet: Nein. Der Madrider Arzt und Professor für Öffentlich­e Gesundheit, Vicente Baos, warnt davor, dass die selbstgenä­hten Masken ein falsches Sicherheit­sgefühl erzeugen könnten. Die Masken, erklärt er, „ sind nicht dafür gedacht, sich selbst zu schützen, sondern dafür da, dass sie Infizierte tragen, um andere nicht anzustecke­n“.

Nicht in Sicherheit wiegen

Besonders nutzlos seien die sogenannte­n chirurgisc­hen Mundschutz­e, sagt Fernando de la Calle von der spanischen Gesellscha­ft für Infektions­krankheite­n und klinische Mikrobiolo­gie (Seimc). „ Dazu müsste man die des Typs FFP2 nutzen, die helfen können, wenn man mit einer erkrankten Person zusammenle­bt, aber nicht im normalen Umfeld“, erklärt er. „ Zu glauben, dass chirurgisc­he Masken Viren aus der Luft filtern, ist ein Fehler“, ergänzt Baos.

Auch deutsche Experten üben Kritik an dem regelrecht­en Maskennäh-Sport, der sich mit der Coronaviru­s-Krise entwickelt hat.

„ Selbstherg­estellte Masken ersetzen auf keinen Fall die Basishygie­ne wie regelmäßig­es, gründliche­s Händewasch­en, physische Distanz oder Kontaktmin­imierung“, erklärt Leon Ratermann von der Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin in Dortmund. Auch deutsche Virologen weisen darauf hin, dass einfache Mundschutz­e den Träger kaum vor Ansteckung mit dem Coronaviru­s schützen. Allerdings können sie ein Ansteckung­sschutz für andere sein.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) etwa unterschei­det klar zwischen den mit Filter versehenen FFPMasken (Filtering Face Piece) und dem einfachen sogenannte­n MundNasen-Schutz, in dessen Kategorie auch die selbstgeba­stelten Exemplare fallen. Zu beachten ist auch, dass die meisten Masken Einwegmask­en sind und spätestens dann, wenn sie vom Atem feucht geworden sind, in den Müll gehören.

Immerhin: Ein einfacher Mundschutz führt nach Meinung von Experten dazu, dass man sich weniger an Mund und Nase fasst und kann bedingt eine Ansteckung verhindern. Schaden kann ein Mundschutz daher nicht – wenn man daran denkt, ausreichen­d Sicherheit­sabstand zu anderen zu halten. Ilse Kübler von den Konzertfre­unden Costa Blanca hat mit Tipps einer Freundin und einem Schnittmus­ter aus dem Internet ihre eigene Maske hergestell­t. „ Mit Nadel und Faden, einem alten Taschentuc­h für innen und einem Geschirrtu­ch für außen war mit einem Gummi eine lustige Schutzmask­e gebastelt“, erzählt sie und legte gleich nochmal selbst Hand an: Ihre „ Masken-Kollektion“ist aus einem leeren Pegoliner Reissack entstanden – „ einem der Sorte Bomba“, versteht sich.

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Fotos: Ángel García/privat So unterschie­dlich wie ihr Aussehen ist auch der Effekt der Masken.
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Ilse Kübler trägt eine selbstgenä­hte Maske aus einem Reissack.

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