Am Scheitelpunkt
Spanien beklagt über 10.000 Opfer – Trendwende zeichnet sich ab
Spanien schlägt die große Schlacht gegen das Coronavirus. Die Pandemie sucht das Land mit voller Wucht heim, zuletzt haben über 800 Menschen täglich ihr Leben verloren. An vorderster Front kämpfen unzureichend ausgestattete Ärzte und Pflegekräfte in überlasteten Krankenhäusern und Intensivstationen um Menschenleben. Derweil hat die Politik die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung weiter eingeschränkt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Nur wer einer Tätigkeit von
„ essenzieller Notwendigkeit“nachgeht, darf noch außer Haus arbeiten. Erste Anzeichen deuten unterdessen darauf hin, dass die strengen Auflagen der Regierung Wirkung zeigen.
Madrid – sk. Alle zwei Minuten verliert Spanien einen Bürger. Über 800 werden es am Tag. Das Coronavirus sucht das Land mit einer ähnlich brutalen Virulenz heim wie Italien. Spanien schreitet durch eine schwere Phase der Pandemie. Die offiziell vermeldeten Zahlen übersteigen die 100.000 Infizierten, die der Toten geht auf 10.000 zu, die der Gesundgeschriebenen hat die 22.000 übertroffen.
Ministerpräsident Pedro Sánchez hat am Samstag abermals an der Reißleine gezogen und vor dem Fernsehen so etwas wie den Stopp der Wirtschaft bis 9. April verkündet. Die Maßnahme zur Entlastung des Gesundheitswesens verglich Finanzministerin María Jesús Montero mit einem „ Winterschlaf“– manchem Unternehmer und Arbeitnehmer muss eher das Wort Alptraum in den Sinn gekommen sein.
Der Kellner, die Verkäuferin, die Studentin, Selbständige, Straßenmusiker, der Bauarbeiter, Familienvater oder die Oma – kaum jemand lebt heute ohne Sorgen um seine Gesundheit, seine Existenz und Zukunft. Diese Grundstimmung stellte das renommierte Meinungsforschungsinstitut Metroscopia quer durch alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten fest.
„ Wir verfolgen seit Ende Februar die öffentliche Meinung und sie hat sich genauso entwickelt wie die Kurve des Virus. Wir waren erst guter Dinge, man hielt vieles für Meinungsmache und Übertreibung. Das sei doch nichts anderes als eine gewöhnliche Grippe. Das ist vorbei. Jetzt sind wir alle zutiefst besorgt“, sagte Paco Camas, Analyst bei Metroscopia, in einem Interview mit dem öffentlichen spanischen Radiosender RNE.
Praktisch im Alleingang und ohne sich groß Gedanken über die Umsetzung in den Firmen zu machen, dehnte Ministerpräsident Pedro Sánchez die bereits bestehende Ausgangssperre auf die Fahrten zur Arbeit aus. Bis Gründonnerstag steht die Wirtschaft eines kompletten Lands mit 47 Millionen Einwohnern praktisch still. Nur, wer im Homeoffice arbeitet oder einer sogenannten Tätigkeit von
essenzieller Bedeutung“außer Haus nachgeht, kann einen Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten. Alle anderen schickt die Regierung in den Zwangsurlaub und fährt die Wirtschaftsleistung auf rund 40 Prozent des Normalzustands zurück, was dem Land je nach Schätzung mit etwa 50 bis 60 Milliarden Euro teuer zu stehen kommt.
Die Betroffenen des Lockdown beziehen weiterhin ihr Gehalt, müssen die verpasste Arbeitszeit aber nachholen. Gekündigt werden kann ihnen nicht. Allerdings setzt die Regierung voraus, dass ihre Arbeitgeber sowohl den Stillstand
Betroffene beziehen weiter Gehalt, müssen die Arbeitsstunden nachholen