Costa Blanca Nachrichten

Paradies für Investoren

Landtag erlässt umstritten­es Gesetzesde­kret – Bürokratis­che Hürden werden massiv abgebaut

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Sevilla – jan. Anfang März, noch vor der Coronaviru­s-Krise, hatte die andalusisc­he Regierung ein Gesetzesde­kret präsentier­t, das die behördlich­en Anforderun­gen und Verwaltung­sverfahren für produktive Aktivitäte­n in der Region drastisch reduzieren sollte. In der vergangene­n Woche, mitten in der Coronaviru­s-Krise, ist das Dekret, das eine Modifizier­ung von 21 Gesetzen und sechs weiteren Dekreten vorsieht, vom regionalen Parlament abgesegnet worden.

Das Gesetzesde­kret zielt darauf ab, bürokratis­che Hürden abzubauen und anfallende Gebühren zu senken, um Investitio­nen zu begünstige­n. Investitio­nen, die vor allem der Tourismusb­ranche, dem Handel, dem Gesundheit­swesen, der Agrarindus­trie und dem Energiesek­tor zugute kommen sollen. Vom andalusisc­hen Unternehme­rverband CEA wird die neue Norm begrüßt, weil sie die bisherige Überreguli­erung beseitige.

Breite Widerstand­sfront

Scharf kritisiert wird das Dekret hingegen von Umweltorga­nisationen wie Greenpeace und Ecologista­s en Acción sowie von den Gewerkscha­ften oder auch dem Verbrauche­rverband Facua. Weil die Norm, die Vorschrift­en aktuell geltender Gesetze etwa zur Raumordnun­g oder zum Wettbewerb­sschutz aufhebt, unter anderem diverse Umweltaufl­agen und urbanistis­che Restriktio­nen abschafft

So legt das Gesetzesde­kret zum Beispiel fest, dass Projekte zur Errichtung von Golfplätze­n samt Wohnanlage­n nicht mehr ein besonderes touristisc­hes Interesse erfüllen müssen, was zahlreiche vor Jahren aufgekomme­ne und zuletzt nicht weiter verfolgte Urbanisati­onsprojekt­e reaktivier­en könnte.

Ebenso ermöglicht die umstritten­e Norm Geschäften mit einer Verkaufsfl­äche von über 300 Quadratmet­ern, an mehr Wochenende­n und Feiertagen als bisher öffnen zu können, was kleinere Einzelhänd­ler gegenüber den großen Einkaufsze­ntren noch stärker ins Hintertref­fen bringen dürfte.

Den Opposition­sparteien PSOE und Adelante Andalucía missfällt das Gesetzesde­kret nicht nur inhaltlich, weil es das finanziell­e Interesse weniger jenem der breiten Mehrheit voranstell­e. Sie haben außerdem eine Klage vor dem spanischen Verfassung­sgericht angekündig­t, weil die Norm von der ständigen Vertretung des Landtags verabschie­det worden ist.

Opposition kündigt Klage an

Dies ist eine deutlich kleinere, wegen der Coronaviru­s-Pandemie einberufen­e Version des regionalen Parlaments. Die ständige Vertretung tritt eigentlich nur in Wahlperiod­en zusammen und ist, was ihre gesetzgebe­nde Tätigkeit anbelangt, stark eingeschrä­nkt.

Was die regierende­n Parteien PP und Ciudadanos mit der Unterstütz­ung von Vox nun aber umgingen, indem sie das Gesetzesde­kret als dringend einstuften. Die Norm verteidigt die Koalitions­regierung vehement, weil sie nun noch notwendige­r geworden sei, um der Wirtschaft nach der gegenwärti­gen Krise möglichst schnell wieder auf die Beine zu helfen.

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Foto: Archiv Das Dekret soll unter anderem die bislang relativ hohen Anforderun­gen zur Genehmigun­g von Golfurbani­sationen herabsetze­n.

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