Karwoche einmal anders
Coronavirus zwingt zum Umdenken – Wichtigstes Kirchenfest wird in diesem Jahr zur Herausforderung
Ein Osterfest ohne Gottesdienstbesuche, leere Bankreihen in den Kirchen. Das wichtigste Fest der Christen wird in diesem Jahr in Ländern wie Deutschland, Italien oder Spanien anders sein als sonst. Das Coronavirus zwingt auch die Kirchen in die Knie. Viele bekannte Bräuche, die Glaubensgemeinschaften während der Karwoche neben den Ostergottesdiensten zelebrieren, werden erstmals nicht stattfinden dürfen. Auch das von Pfarrer Klaus Eicher geleitete evangelische Tourismuspfarramt an der Costa Blanca macht da keine Ausnahme und sieht sich durch die Coronavirus-Krise vor neue Herausforderungen gestellt.
„ Uns bleiben jetzt nur die medialen Möglichkeiten, um uns zu treffen“, sagt Eicher auf die Frage der CN, welche Alternativen ihm als Seelsorger zur Verfügung stehen, das bevorstehende Osterfest zu gestalten. „ Wir werden die Sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter für täglich zeitgleiche Andachten nutzen, wöchentlich einen Newsletter mit Wochenandacht schreiben und uns über Whatsapp oder Telefon austauschen“, erklärt der Leiter des Tourismuspfarramts. „ Und schließlich laden wir immer dienstags und donnerstags zu Gesprächsrunden über Zoom ein.“In diesen Formaten sei die Verbundenheit mit den Menschen durchaus zu spüren, bekräftigt Eicher. „ Es wird aber auch deutlich, dass wirkliche und leibhaftige Begegnung in diesen Tagen sehr fehlt. Die Kirche lebt von echter Begegnung. Dass diese jetzt nicht möglich ist, ist auch für mich als Pfarrer schwer.“Das Miteinander, den Teamgeist und das Engagement vieler Gemeindemitglieder könnten all die technischen Möglichkeiten natürlich nicht ersetzen.
Alle Vorhaben wie zum Beispiel das traditionelle Tischabendmahl am Gründonnerstag in der Ermita Las Rotas in Dénia, das er dieses Jahr besonders vermissen werde, die Abendmahlgottesdienste in Montebello und La Zénia sowie den Familien-Mitmach-Gottesdienst am Ostersonntag mit geselligem Beisammensein habe man natürlich absagen müssen.
„ Das bedeutet aber nicht, dass Ostern ausfällt“, bekräftigt Klaus Eicher. „ Es wird dieses Jahr nur anders gefeiert.“Eine nachträgliche Osterfeier schließe er nicht aus. „ Wie auch immer diese aussehen mag“, sagt der Pfarrer. „ Wir werden das auf jeden Fall nachholen. Vielleicht an Pfingsten oder vielleicht auch in der Johannisnacht.“
Ostern sei mehr als die Ansprache, betont der Kirchenvertreter.
„ Ostern ist das Leben, das zu feiern ist, mit allen Sinnen. Ich glaube, dass wir es viel bewusster feiern können, wenn der Alarmzustand und die Ausgangssperre vorbei sind und wir uns wieder auf den Weg in das Leben machen. Sei es mit einem Gottesdienst, mit österlicher Musik, mit einem großen Fest der Begegnung.“Liturgisch gesehen sei sowieso jeder Sonntag ein kleiner Ostertag.
Nicht runterziehen lassen
Welche Denkanstöße möchte der Seelsorger Lesern mit auf den Weg geben, damit sie auch in Quarantäne und möglicherweise alleine Ostern so gestalten können, dass sie nicht in Schwermut verfallen? „ In den Tagen der Ausgangssperre ist es schwer, die einzelnen Tage zu unterscheiden“, meint Eicher.
„ Jeder Tag wirkt wie der andere.“Er wolle dazu ermutigen, die Sonntage und besonders auch den Ostertag ganz bewusst wahrzunehmen und kleine Rituale der Ruhe und des Feierns in den Tag einzubauen. „ Man sollte sich etwas Gutes gönnen, einmal bewusst auf nervenaufreibende Diskussionen verzichten, den Tag mit einem besonders schönen Frühstück beginnen, doppelt so viele Ostergrüße wie die anderen Jahre an Familienangehörige oder Freunde verschicken, jemandem in der Ferne eine Freude bereiten und laut singen.“Das nehme den Druck von der Seele. „ Und wer mag, kann sich jeweils um 19 Uhr an unserem Kerzengebet beteiligen“, lautet das Angebot des Seelsorgers. „ Trotz aller schwieriger Prognosen sollte man auf jeden Fall auf das
Lebendige schauen und sich nicht runterziehen lassen.“
Wer sich an Gottesdiensten und Gesprächsrunden mit Pfarrer Klaus Eicher beteiligen möchte, wendet sich mit einer Whatsapp ( 692 422 485) an den evangelischen Seelsorger und beantragt die dafür notwendige Einladung für Zoom-Treffen. Auch Abendandachten kann man über diese Nummer anfordern. Außerdem ist Eicher auf Facebook und Twitter (EKD Costa Blanca) präsent.
„Ostern fällt nicht aus, es wird in diesem Jahr nur anders gefeiert“