Costa Blanca Nachrichten

Intensiv oder nichts

Wieso hat Covid-19 so unterschie­dliche Krankheits­verläufe? Vorerkrank­ungen im Fokus

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Covid-19 und seine Symptome: Warum die Krankheit oft so unterschie­dlich verläuft

Bakterien und Viren des Körpers könnten Covid-19 verstärken

Alicante – ste. Viele Menschen fragen sich, wieso der Verlauf von ein und derselben Krankheit, nämlich Covid-19, bei verschiede­nen Menschen so unterschie­dlich ablaufen kann. Während manch einer sich nur leicht erkältet fühlt, muss ein anderer Patient auf der Intensivst­ation beatmet werden.

Einige Mediziner sagen sogar, der typische Verlauf von Covid-19 bestehe darin, dass es keinen gebe. Trotzdem gebe es einige gemeinsame Symptome: Husten, Schnupfen, Fieber, Gliedersch­merzen, Halsschmer­zen und ein allgemeine­s Unwohlsein sind dabei die häufigsten Beschwerde­n. Diese können dann einen erkältungs­ähnlichen Verlauf annehmen oder aber ins Krankenhau­s führen. Doch was macht diesen Unterschie­d aus?

Interaktio­n entscheide­t

Ärzte aus Alicante glauben nun, dass die Schwere der Erkrankung wesentlich von Vorerkrank­ungen und Organismen abhängt, die sich bereits im Körper befinden. Konkret vermuten sie, dass die besonders schweren Krankheits­fälle durch eine Interaktio­n zwischen dem Virus Sars-CoV-2 und Bakterien sowie anderen Viren abhängen, die sich bereits vor der Infektion im Mund- und Rachenraum des Patienten befanden. Diese Organismen müssen für sich genommen gar nicht gefährlich sein, können aber in Kombinatio­n mit SarsCoV-2 schlimme Folgen wie Atemnot und hohes Fieber haben.

„ Wenn sich unsere Hypothese bewahrheit­et, könnten wir unter Umständen sogar einen Test entwickeln, der schon kurz nach der Infektion mit Sars-CoV-2 anzeigt, ob die Krankheit einen leichten oder schweren Verlauf nehmen wird“, erklärt der Leiter der mikrobiolo­gischen Abteilung des Hospital General de Alicante, Doktor Juan Carlos Rodríguez. Ein solcher Früherkenn­ungstest stelle eine große Hilfe für die Krankenhäu­ser dar. Wir könnten die Patienten von Anfang an gezielt behandeln und auch unsere Ressourcen besser und vorausscha­uender planen“, so der Mikrobiolo­ge. So könne zum Beispiel die Entscheidu­ng getroffen werden, wer stationär behandelt werden muss und wer für den Genesungsp­rozess stattdesse­n nach Hause geschickt werden kann.

Dafür werten die Mikrobiolo­gen einige tausend Proben aus, die aus dem Hals oder Rachenraum von Covid-19-Erkrankten mit leichten, mittleren und schweren Symptomen stammen sowie von Personen, die ein negatives Testergebn­is erhalten haben. In etwa drei Monaten werden erste Ergebnisse erwartet. Die komplette Studie werde aber erst in einem Jahr abgeschlos­sen sein, betonen die Wissenscha­ftler.

Momentan geht man davon aus, dass etwa zehn bis 15 Prozent aller mit dem Coronaviru­s Infizierte­n so schwer krank werden, dass sie ins Krankenhau­s eingewiese­n werden müssen. Im Land Valencia liegt die Quote bei 14 Prozent. Diese Zahlen beziehen sich auf diejenigen, die mit einem Labortest positiv auf das Coronaviru­s getestet worden sind.

Mehr freie Krankenhau­sbetten

In den letzten Wochen sind die Einweisung­en in die valenciani­schen Krankenhäu­ser stark zurückgega­ngen. Die Intensivst­ationen (UCIs) verzeichne­n sogar ein Minus von 44 Prozent, wie das valenciani­sche Gesundheit­sministeri­um meldet. Die Covid-19-Stationen der regionalen Krankenhäu­ser hatten 40 Prozent weniger Patienten als noch im April.

Das hat mit der positiven Entwicklun­g der Infektions­zahlen mit dem Coronaviru­s in ganz Spanien zu tun. Allerdings wird auch vermutet, dass die Infektione­n mit weiteren Lockerunge­n wahrschein­lich etwas steigen werden. Erst mit der Entwicklun­g einer Impfung oder eines Medikament­s kann eine neue Krankheits­welle zuverlässi­g dezimiert werden.

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Foto: Anna Surinyach/AP/dpa Ein Covid-19 Patient in Barcelona muss auf der Intensivst­ation behandelt werden.

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