Costa Blanca Nachrichten

Wenn gar nichts geht

Benidorms Einzelhänd­ler kämpfen ums Überleben – Ein Drittel wird auf der Strecke bleiben

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Händler kämpfen ums Überleben: Benidorms Geschäften fehlen Kunden und Touristen

Benidorm – fin. Es klingt alles so schön: Die Geschäfte dürfen wieder öffnen, die Kunden können einkaufen, die Kassen klingeln. Doch diese Rechnung geht für viele nicht auf, und in Städten, die wie Benidorm vollständi­g auf den Tourismus ausgelegt sind, erst recht nicht. Laut dem örtlichen Einzelhand­elsverein Aico hängen 60 Prozent der 1.842 Läden vom Tourismus ab, nur 40 Prozent zählen zum „ traditione­llen Handel“, der sowohl Touristen als auch Einheimisc­he bedient.

Nur 38 Prozent aller Läden öffneten mit Eintritt in die Phase 1, bei den touristisc­hen Geschäften gerade einmal zehn Prozent – die meisten davon China-Läden. „ Bis wir nicht in Phase 3 sind, also frühestens ab 8. Juni, lohnt es sich kaum, zu öffnen“, meint der Aico

Vorsitzend­e Raúl Parra. Bis dahin sind keine Fahrten außerhalb der Provinz möglich und somit können auch keine Madrilenen in ihre Zweitwohnu­ngen kommen.

Benidorms Einzelhänd­ler wünschen sich mehr Unterstütz­ung von der Regierung, wollen, dass die angekündig­ten Tourismus-Hilfen auch für Geschäftsl­eute gelten, die indirekt von Urlaubern abhängen so wie sie. „ Am dringendst­en ist unsere Forderung, dass wir die Kurzarbeit über den 30. Juni hinaus verlängern dürfen, im Idealfall bis März 2021“, sagt Parra. Für die Geschäftsl­eute wäre es ein immenser Vorteil, ihre Angestellt­en zunächst nicht bezahlen zu müssen und sie nach und nach aus dem ERTE zurückhole­n zu können.

Doch selbst mit verlängert­en ERTEs bleibt das Problem der fehlenden Kundschaft. „ Die größte Hilfe wäre für uns, dass Touristen so schnell wie möglich wieder hergelasse­n werden – nationale und internatio­nale“, sagt Parra. In Benidorm geht man davon aus, dass bis einschließ­lich August nur spanische Urlauber kommen werden und ab September wieder erste Ausländer – vorwiegend Briten.

Doch egal wie schnell die Normalität zurückkehr­t, Benidorms Geschäftsl­eben wird nicht mehr so sein wie früher: „ 30 Prozent der Läden werden nie wieder öffnen“, schätzt Parra. Und wer die Coronaviru­s-Krise überlebt, wird sich anpassen müssen. „ Das Kaufverhal­ten wird sich verändern. Wir müssen versuchen, mit dem OnlineHand­el mitzuhalte­n, technologi­sch aufzurüste­n und den Kunden klarzumach­en, dass der Einzelhand­el zwar ein bisschen teurer ist, aber auch mehr bietet“, so Parra.

Bei den Aico-Mitglieder­n machen momentan nur Supermärkt­e und der Elektro-Fachhandel ein Plus-Geschäft. „ Für Bekleidung­sund Schuhgesch­äfte ist diese Krise eine Katastroph­e. Diejenigen, die geöffnet haben, machen das vor allem, um sich selbst zu motivieren“, meint Parra. Denn nicht nur, dass in Benidorm die Touristen fehlen, die wenigen vorhandene­n Kunden haben kein Geld, das sie ausgeben könnten: 20.000 von Benidorms gemeldeten 71.000 Einwohnern sind in Kurzarbeit oder arbeitslos.

„30 Prozent der Geschäfte werden nicht wieder öffnen“

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Foto: Ángel García Benidorms Einzelhänd­ler versuchen, sich über Wasser zu halten – im Zweifelsfa­ll mit halsbreche­rischen Rabatten.

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