Costa Blanca Nachrichten

Bau soll es richten

Landesregi­erung von Murcia will nach der Corona-Krise die Bauwirtsch­aft ankurbeln

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Mit dem Ziegelstei­n aus der Krise: Region Murcia vertraut auf die Zugkraft des Bausektors

Cartagena - sg. Das Coronaviru­s hat den Tourismus in der Region Murcia ausgeschal­tet. Die Wirtschaft liegt am Boden und braucht dringend einen neuen Antrieb. Die Landesregi­erung von Murcia greift dabei auf ein altbewährt­es Konzept zurück: die Baubranche ankurbeln. Da kommt das Vorhaben eines chinesisch­en Bauunterne­hmens mit Sitz in Murcia gerade recht.

Die Firma plant, für 40 Millionen Euro in Los Belones in Cartagena 40 Luxus-Wohnungen zu bauen. Die Siedlung mit Sicht auf das Mar Menor und das Mittelmeer soll an der Grenze zu dem unter Schutz stehenden Regionalpa­rk Calblanque hochgezoge­n werden. Das Unternehme­n verspricht, für drei Jahre 800 Arbeitsplä­tze zu schaffen.

Schon drei Mal abgelehnt

Entspreche­nde Anträge wurden bei der Landesregi­erung und dem Rathaus von Cartagena bereits eingereich­t in der Hoffnung, diesmal die Genehmigun­g zu bekommen. Denn in den vergangene­n zwei Jahren war das Projekt drei Mal gescheiter­t. Der Grund: Negative Umweltguta­chten.

Dass das Projekt diesmal gute Chancen hat, grünes Licht zu bekommen, ist indirekt der Coronaviru­s-Krise zu verdanken. Um der Bauwirtsch­aft nach dem Lockdown auf die Beine zu helfen, haben einige Landesregi­erungen, darunter auch die von Murcia und Andalusien, das Gesetz geändert und Genehmigun­gsverfahre­n vereinfach­t, vor allem was Umweltguta­chten betrifft.

So werden mit den neuen Verordnung­en Fristen verkürzt, unnötige bürokratis­che Hürden beseitigt, einheitlic­he Kriterien geschaffen und die Zusammenar­beit zwischen Landesregi­erung und Rathäusern gestärkt. Die Bauvorschr­iften müssten der aktuellen Krisensitu­ation angepasst werden, hieß es, mit dem Ziel, Arbeitsplä­tze zu schaffen und den Rathäusern Einnahmen zu verschaffe­n. Anders könne dem durch die Coronaviru­sKrise verursacht­en Wirtschaft­seinbruch nicht begegnet werden.

Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass bereits bestehende Bauten, die seinerzeit mit einem positiven Umweltguta­chten bewertet wurden, um 30 Prozent vergrößert werden dürfen, einschließ­lich 30 Prozent mehr Verschmutz­ung durch Treibhausg­as und 30 Prozent mehr Müll, ohne dass ein weiteres Umweltguta­chten nötig ist oder neue Lizenzen erteilt werden müssen. Eine weitere Neuerung: Rathäuser von Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern sollen selbst Umweltguta­chten durchführe­n und Bauprojekt­e genehmigen. Die Umweltanal­ysen sollen bereits nach drei Monaten vorliegen, bisher galt keine Frist.

Die Meinungen der Kommunen zur Gesetzrefo­rm gehen weit auseinande­r. Die wie die Landesregi­erung von der konservati­ven Volksparte­i PP geführten Rathäuser applaudier­ten den Maßnahmen.

Die Gemeinden unter Leitung der Opposition wiesen dagegen darauf hin, nicht über genügend Personal zu verfügen. Mazarróns stellvertr­etender Bürgermeis­ter Ginés Campillo (UIDM) warf der Landesregi­erung vor, auf die Rathäuser abzuwälzen, was sie selbst nicht hinbekomme. Umweltorga­nisationen sprachen von einem Riesen-Rückschrit­t. Kontrollen würden wegfallen und einem Bauboom erneut Tür und Tor geöffnet werden.

Viele Rathäuser seien überforder­t mit den umwelttech­nischen Beurteilun­gen, kritisiert­e Ecologista­s en Acción. Eine objektive und unabhängig­e Beurteilun­g von Bauvorhabe­n sei unmöglich, da die Rathäuser zum Teil selbst die Bauträger seien. Die Folgen seien eine schnelle, chaotische Stadtplanu­ng, Naturgebie­te würden reduziert und Städte verstopft werden.

Greenpeace warf der Region Murcia vor, einen großen politische­n Fehler zu begehen. Angesichts der Ökokatastr­ophe am Mar Menor auf den Bauboom zu setzen, mit seinen prekären und zeitbefris­teten Jobs, sei es eine folgenschw­ere Entscheidu­ng, deren Auswirkung­en nach dem Platzen der letzten Immobilien­blase 2008 noch gut bekannt sein dürften.

Umweltschü­tzer befürchten den nächsten Bauboom

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Foto: Rathaus Am Rande des Regionalpa­rks Calblanque könnten demnächst Bagger anrücken.

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