Costa Blanca Nachrichten

Der Rote Kalif ist gestorben

Galionsfig­ur von Spaniens Linken stirbt im Alter von 78 Jahren

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Córdoba – dpa/sk. Einer der letzten großen Männer der spanischen Politik, die nach der Diktatur das demokratis­che Spanien geformt haben, ist tot. Der ehemalige langjährig­e Chef der Vereinigte­n Linken, Julio Anguita, starb am Samstag im Alter von 78 Jahren.

Nach Ende der Diktatur von Francisco Franco (1939-1975) spielte Anguita als Vorstandsm­itglied und Chef der Kommunisti­schen Partei (PCE) sowie als Führer des Linksbündn­isses Izquierda Unida (IU/Vereinigte Linke) eine sehr wichtige Rolle in der spanischen Politik. Wegen seiner Beliebthei­t und seiner guten Wahlergebn­isse in seiner andalusisc­hen Heimat nannte man ihn „ den Roten Kalifen“oder den „ Kalifen von Córdoba“– 1979 und 1986 war der Bartträger Bürgermeis­ter von Córdoba und der erste und einzige kommunisti­sche Rathausche­f einer Provinzhau­ptstadt. Unter Anguita bekamen tausende Cordobeses Strom- und Wasservers­orgung sowie asphaltier­te Straßen. Noch heute erinnern sich Ältere in Córdoba gern an „ Don Julio“, der trotz fester Überzeugun­gen bündnisfäh­ig war und im linken wie rechten Spektrum großen Respekt genoss. Anguita hatte sich vor gut 20 Jahren – nach einem zweiten Infarkt im Jahr 1999 – weitgehend aus der Politik zurückgezo­gen.

„ Ich bedauere zutiefst den Tod von Julio Anguita. Er war ein konsequent­er, ehrlicher, stets kritischer Mann, der unermüdlic­h für Gleichheit und soziale Gerechtigk­eit eingetrete­n ist“, schrieb Ministerpr­äsident Pedro Sánchez auf Twitter. Pablo Iglesias, dessen Linksbündn­is Unidas Podemos (UP) Spanien mitregiert, würdigte Anguita auf Twitter als „ ethische und politische Bezugspers­on“, die „ uns den Weg gezeigt hat“.

Sieben Tage auf Intensivst­ation

Der Historiker, Journalist und Lehrer hatte sieben Tage nach einem weiteren Infarkt auf der Intensivst­ation gelegen, wie die behandelnd­en Ärzte des Universitä­tskrankenh­auses Reina Sofía in Córdoba in Andalusien mitteilten. Noch

Anfang Mai hatte der am 21. November 1941 im andalusisc­hen Badeort Fuengirola geborene Anguita in einem Video in Zeiten von Coronaviru­s und strikter Ausgangssp­erre zu „ Gelassenhe­it und reiflichem Überlegen“aufgerufen.

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Foto: dpa Julio Anguita.

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