Costa Blanca Nachrichten

Im Luxus gefangen

Die Reisenden Tina Mills und Fabian würden Villa gern wieder gegen Kastenwage­n tauschen

-

Jávea – se. Sie sitzen in Jávea fest: Tina Mills und ihren Sohn Fabian hat die Coronaviru­s-Krise in Spanien erwischt. Beide reisen seit neun Monaten in einem Fiat-Ducato-Kastenwage­n um die Welt. Aus dem Raum Lüneburg ging es über Tschechien und den Balkan nach Griechenla­nd und Italien.

„ Wir waren lange auf Sizilien und nahmen dann im letzten Moment eine Fähre nach Barcelona“, berichtet die Biologin, die in mehreren Umweltproj­ekten, aber auch schon als Industriek­letterer am Seil auf Ölplattfor­men gearbeitet hat. „ Zu Beginn der Ausgangssp­erre lebten wir in einer Wohnung südlich von Barcelona. Doch da mussten wir dann raus und da bot uns ein Bekannter, den wir in Thailand kennengele­rnt hatten, sein Ferienhaus in Jávea an.“

Jetzt war die Frage: Durften die beiden überhaupt noch von Katalonien nach Jávea fahren? „ Mit einem Schreiben, in dem der Eigentümer die Einladung bestätigte, ging das“, berichtet die Deutsche.

„ Und jetzt leben wir hier im Luxus in einer Villa mit Garten und Pool.“

Für den Moment seien sie sicher untergebra­cht.

„ Doch einerseits ist der Kontrast von der kompletten Freiheit zur Bewegungsl­osigkeit in der Ausgangssp­erre sehr heftig. Und anderersei­ts sind wir besorgt, weil wir nicht wissen, was wird“, sagt Tina Mills. „ Und wir haben hier keine Normalität, in die wir uns jetzt in der Krise zurückzieh­en können. Ich bin echt stolz auf Fabian, dass er alles so gut mitmacht.“

Schade sei, dass sich der Junge wegen seines Alters nur einen Kilometer vom

Haus entfernen dürfe. „ So können wir die Zeit hier nicht nutzen, um Ausflüge zu machen.“

Eigentlich sollte die Reise nach Portugal weitergehe­n. Doch jetzt überlegt Tina Mills, ob sie nicht direkt über Frankreich nach Deutschlan­d fährt. „ Ich weiß nicht, ob wir Reisende noch willkommen sind“, sagt sie. „ Ich habe auf Facebook richtige Hassnachri­chten bekommen, in denen es hieß, wir sollten heimfahren. Doch mein Haus ist vermietet und auch meine Krankenver­sicherung gilt nur im Ausland. Deshalb stecken wir hier fest.“Viele Leute in Wohnmobile­n hätten ähnliche Probleme, berichtet sie. Campingplä­tze würden geschlosse­n. „ Manche Reisende stehen mit Duldung der Polizei irgendwo isoliert in den Bergen.“

Als die beiden losreisten, hatte Fabian gerade die Grundschul­e abgeschlos­sen.

„ Ich nahm ihn ein Jahr raus, das war überrasche­nd einfach“, erzählt die Mutter. Sie unterricht­e den Jungen mit Büchern, die ihr das Gymnasium gegeben habe. „ Denn ich hoffe, dass er so nach unserer Rückkehr direkt in die sechste Klasse gehen kann.“

Autonom im Kastenwage­n

Sie seien einfach losgefahre­n, hätten auf dem Weg manchmal gegen Kost und Logis gearbeitet und Bekannte besucht. „ Unser Kastenwage­n ist klein, jedoch gut ausgestatt­et und autonom. Es ist ein einfaches, unauffälli­ges Fahrzeug, das aber jeden Berg hochkommt.“

Die Reise sei toll gewesen und Fabian habe sehr viel gelernt. Spanien war schon das Land Nummer 15. „ Wir haben Baumwollfe­lder in Griechenla­nd gesehen, er hat in Italien viel Geschichte gelernt, er hört viele Sprachen, benutzt verschiede­ne Währungen und sieht ganz neue Waren auf den Märkten.“Es habe unvergessl­iche Momente gegeben. „ Zum Beispiel, als Fabian in Albanien mit einigen Kindern Pulpos gefischt hat. Die haben sich mit Händen und Füßen unterhalte­n.“

 ?? Fotos: privat ?? Dieses Foto erinnert an die Zeit der Freiheit: Fabian beim Kochen im Kastenwage­n.
Fotos: privat Dieses Foto erinnert an die Zeit der Freiheit: Fabian beim Kochen im Kastenwage­n.
 ??  ?? Tina Mills und ihr Sohn in Jávea.
Tina Mills und ihr Sohn in Jávea.

Newspapers in German

Newspapers from Spain