Costa Blanca Nachrichten

Seit März kein Geld

Deutsche aus Calp wartet wie tausende Spanier seit Wochen auf ERTE-Kurzarbeit­ergeld

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ERTE-Hilfe kommt nicht an: Deutscher aus Calp verärgert über Verzögerun­g

Calp – ms. Walter Richter ist der Ärger deutlich anzuhören. Corona hin oder her, was viele spanische Arbeitnehm­er in den vergangene­n Wochen auf sich nehmen mussten, hält der Wahl-Calpino für eine echte Zumutung. Viele stecken wie seine Frau Ilona seit Wochen im temporären Ausstellun­gsverfahre­n ERTE und haben noch immer keinen Cent vom Staat gesehen.

Wir selbst werden nicht verhungern, aber was ich zum Teil in Calp erlebe, ist erschrecke­nd“, sagt Richter und erzählt von Kollegen seiner Frau, die sich nicht einmal mehr einen Kaffee leisten können“. Seit zwölf Jahren arbeitet Ilona Richter als Verkäuferi­n im Elektrober­eich im Calper Einkaufsze­ntrum Aitana. Das schloss aufgrund des Notstands am 16. März zwangsläuf­ig seine Türen.

Wochenlang ohne Geld

Die Geschäftsf­ührung schickte Ilona Richter und weitere 20 Kollegen ins ERTE, sie sollten einen Teil ihres bisherigen Gehalts vom Staat bekommen. Darauf warten wir jetzt seit zehn Wochen“, so Walter Richter. Bei allem Verständni­s für diese absolute Ausnahmesi­tuation, es kann nicht sein, dass der Staat offenbar die Finanzen dafür nicht hat“, findet er.

Richtig geärgert habe er sich dann, als er und seine Frau sich beim Calper Jobcenter (SEPE) nach dem Verbleib des ihr zustehende­n Geldes erkundigte­n. Man sagte uns nur knapp, wir sollten bei unserer Gestoría nachfragen eine Frechheit.“Das Calper SEPEBüro, das der Provinzdir­ektion des Arbeitsmin­isteriums in Alicante unterstell­t ist, konnte dazu keine Stellungna­hme abgeben. Die Provinzdir­ektion versprach Antwort, gab diese aber nicht bis Redaktions­schluss.

Was Richter zudem bemängelt, ist die Tatsache, dass offenbar auch die Arbeitgebe­r sich kaum um ihre Mitarbeite­r scheren. Ich war früher selbst in einem Industrieu­nternehmen in Deutschlan­d tätig und hätte die Angestellt­en, die sich jahrelang abgestramp­elt haben, niemals so alleine gelassen“, erklärt er. Er glaubt, wenn die Unternehme­n wollten, könnten sie Druck aufbauen und damit den Prozess etwas in Gang bringen. Schließlic­h geht es bei vielen um hunderte Arbeitnehm­er“, sagt Richter. Er will sich nun an die Gewerkscha­ften wenden und notfalls weiter an die Presse gehen. Alle sollten sehen, wie es den Arbeitnehm­ern in Spanien ergehe.

Unter anderem die Gewerkscha­ft CSIF weist darauf hin, dass die einzelnen Beamten der SEPEBüros nichts für die Verzögerun­gen bei der Auszahlung des Kurzarbeit­ergelds können. Viele Büros seien heillos überlastet“und schieben seit Jahren ein Personalpr­oblem vor sich her.

Auch kurzzeitig­e Aufstockun­gen seien nur schwer umsetzbar, da die Kandidaten normalerwe­ise eine staatliche Prüfung durchlaufe­n müssen.

„Ich hätte die Angestellt­en niemals so alleine gelassen“

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Foto: A. García Warten auf Kunden und Geld vom Staat: Viele Arbeitnehm­er müssen weiter ausharren.

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