Corona und Wetter gegen Landwirte
Weniger Kirschen und Mispeln in der Provinz Alicante als in vergangenen Jahren
Etwa zwei Millionen Kilo Mispeln verrotteten in der Marina Baja.
Alicante – ste. Landwirtschaft und Tourismus bestimmen das Auskommen von einem Großteil der Bevölkerung in den Hinterlanddörfern der Provinz Alicante. Während den Betreibern kleiner Pensionen und Landhotels vor allem das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, gab es für die Landwirtschaft zusätzlich noch einen anderen Störfaktor: das Wetter. Im März und April regnete es zunächst in Strömen und im Mai kam dann die große Hitze.
Hilario Calabuig, der für die Kirschbauern-Kooperative in Planes spricht, gibt an, dass er noch nie vergleichbare Wetterverhältnisse in seiner Heimat gesehen habe. „ Schon in guten Zeiten sind die Berge von Alicante nur schwer zu bewirtschaften, weil auf dem bergigen Gelände weniger Geräte als anderswo eingesetzt werden können“, erklärt der Landwirt. „ Die Produktionskosten sind hier in Planes enorm und wenn die Kirschernte praktisch wegfällt – so wie in diesem Jahr –, dann steht die Zukunft unseres gesamten Berufszweiges auf dem Spiel“, verdeutlicht Calabuig den Ernst der Lage.
Keine Erntehelfer für Mispeln
Doch nicht alle Kirschplantagen in der Provinz Alicante haben so stark unter dem Wetter gelitten. Der Bauernverband von Villena gibt an, immerhin auf 70 Prozent seiner Kirschernte von 2019 gekommen zu sein. Zusätzlich freut er sich über hohe Marktpreise.
Auch das Coronavirus spielte in die Negativserie der ersten Hälfte des Jahres 2020 mit hinein. Erntehelfer aus dem Ausland durften zu Beginn der Notstandgesetze nicht nach Spanien kommen, teilweise verhinderten aber auch die Heimatländer der Arbeitskräfte die Ausreise. „ Für die Mispelernte fehlten uns massenhaft qualifizierte Arbeitskräfte, die Jahr für Jahr aus dem Ausland zu uns kommen“, erzählt Rafael Gregori, Vorsitzender des Landwirtschaftsverbandes Asaja in Callosa d’en Sarrià. Ursprünglich hatten die Landwirte aus der Marina Baja geplant, zwölf oder 13 Millionen Kilo Nísperos zu ernten, doch am Ende wurden lediglich zehn daraus. Auch, weil schon wieder die Hitze der ersten Maiwochen gegen die Landwirte arbeitete. Sie ließ die orangenen Früchte so schnell reifen, dass die schlecht besetzten Ernte-Trupps gar nicht hinterherkamen und etwa zwei Millionen Kilo verrotten lassen mussten.
Auch der Absatz hätte nicht mehr hergegeben, versichert Gregori. Denn das Hauptexportland für die Früchte aus Altea, Callosa, Polop und Co., Italien, hatte ja noch vor Spanien seine Grenzen dichtgemacht. Erst mit einer gewissen Verspätung durften die Mispeln aus Spanien wieder dorthin transportiert werden, und das zu deutlich höheren Transportpreisen als üblich, betont Rafael Gregori.
Alles in allem seien die Produktionskosten für Nísperos um rund 20 Prozent für die Landwirte gestiegen. „ Diese Saison war in vielerlei Hinsicht problematisch für uns: Ernte, Lagerung und Verkauf funktionierten nicht so wie sonst. Wenn doch etwas übriggeblieben ist, dann nur wegen des großartigen Einsatzes aller Landwirte und Erntehelfer“, fasst der Asaja-Vorsitzende aus Callosa die Situation zusammen.