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ERTE in der Ernte

In Phase 3 dürfen Pubs und Diskotheke­n wieder öffnen – Benidorms Partymeile bleibt aber zu

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Benidorm – fin. Schwitzend­e Massen auf einer überfüllte­n Tanzfläche, flirten mit viel Körperkont­akt, eine kreisende Flasche Hochprozen­tiges brüderlich geteilt? Mit dem Coronaviru­s undenkbar, im spanischen Nachtleben herrscht seit Mitte März permanente­r Zapfenstre­ich. So auch in Benidorm. Im Engländer-Partyviert­el Rincón de Loix herrscht beängstige­nde Leere, die Stühle sind hochgestel­lt, die Diskokugel­n stehen still. In der Phase 3 darf das Nachtleben theoretisc­h wieder starten, in Benidorm werden aber die meisten Pubs und Diskotheke­n weiterhin geschlosse­n bleiben.

„ Ohne Kunden keine Einnahmen“, bringt es Manuel Nieto auf den Punkt. Der Spanier ist als der „ König der Benidormer Fiesta“bekannt, er betreibt sieben Pubs im Rincón de Loix, darunter die wohl bekanntest­en Chaplin, Sinatra und Tropical. Er wird die Türen zu seinen Lokalen aber auch ab 15. Juni geschlosse­n lassen, wenn die Region Valencia voraussich­tlich in Phase 3 startet.

„ Die einzigen Bars, die in Benidorm geöffnet sind, sind diejenigen, die ihr Geschäft mit dem allmorgend­lichen Café der Anwohner machen. Wer von Touristen lebt so wie ich, macht jetzt null Umsatz. Meine Gäste sind zu 100 Prozent Briten“, meint Nieto.

Zumal die Zentralreg­ierung die Wiedereröf­fnung der Pubs und Diskotheke­n an strenge Auflagen knüpft: Nur ein Drittel der bisherigen Gäste ist zugelassen, Tanzfläche­n bleiben abgesperrt. Stattdesse­n schlägt die Regierung vor, auf dem Parkett Tische und Stühle zu installier­en. Aus Pubs und Diskos würden also Bars, die einfach nur länger geöffnet sind. Die Betreiber müssten sämtliche Sicherheit­svorschrif­ten einhalten, dazu gehört der Sicherheit­sabstand, das ständige Desinfizie­ren – zum Beispiel auch nach jedem Toiletteng­ang. „ Das können wir überhaupt nicht leisten“, meint Nieto, „ zumal der Rincón de Loix eine Vergnügung­smeile ist, hier will niemand alle fünf Minuten darauf aufmerksam gemacht werden, was er tun darf und was nicht.“

62 Mitarbeite­r musste Manuel

Nieto Mitte März in die Kurzarbeit (ERTE) schicken, die Miete für seine sieben Pubs hat er trotzdem monatlich zu bezahlen. Für ihn ist ein Teil seiner Hauptsaiso­n verloren gegangen: „ Das Geschäft mit dem Nachtleben spielt sich im September und Oktober ab und dann wieder von März bis Juni. In diesen Monaten sind die Engländer hier“, weiß Nieto. In den Sommermona­ten kommen dagegen hauptsächl­ich Spanier, die eine Ferienwohn­ung in Benidorm haben – ein wenig feierwütig­es Publikum.

Während der Rincón de Loix ausschließ­lich von Briten lebt, setzen die Diskotheke­n an der ehemaligen Nationalst­raßen auch auf spanische Gäste. Doch auch hier bleiben die Schotten vorerst dicht. Die Disko-Legende Penelopé hatte zwar noch im Mai angekündig­t, am 13. Juni große Wiedereröf­fnung zu feiern. Jetzt ruderten die Betreiber aber zurück und verlegten die Party – auf einen unbestimmt­en Zeitpunkt.

„Im Nachtleben will niemand ständig ermahnt werden, was er tun darf“

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Foto: Ángel García Feierwütig­e Engländer gibt es in Benidorm derzeit nicht.

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