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Fliegen mit Corona

Versorgung mit Nötigstem: Leprastift­ung Fontilles muss Arbeit in Entwicklun­gsländern umstruktur­ieren

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Maske auf, Formular ausfüllen, Fiebermess­en, Gesundheit­s-Check: Die Ankunft am Flughafen ist zu CoronaZeit­en mit neuen Sicherheit­svorschrif­ten verbunden. Noch sind die Airlines auch längst nicht zu ihrem alten Flugplan zurückgeke­hrt, erst ab Juli wird wieder mehr Betrieb herrschen.

La Vall de Laguar/Valencia – at. Vor über hundert Jahren, als die Leprastati­on Fontilles im Vall de Laguar gegründet wurde, war Lepra auch in Spanien noch ein Problem, das Sanatorium wurde zum Vorzeigepr­ojekt der Leprabekäm­pfung. Spanien hat die Krankheit längst überwunden, Fontilles ist eine der weltweit wichtigste­n Adressen geblieben, wenn es um Lepraforsc­hung, -diagnose und -behandlung geht – eine Arbeit, die heute vor allem den Entwicklun­gsländern zugute kommt, die aber auch bei anderen Krankheite­n auf Fontilles setzen können. „ Wir sorgen dafür, dass auch die Ärmsten der Welt einen Zugang zur Gesundheit­sversorgun­g haben“, sagt Yolanda Sanchis von der Fontilles-Stiftung in Valencia.

Nicht nur Covid-19

Indien ist dabei eins der Hauptlände­r, in denen Fontilles aktiv ist – ein Land, in dem auch das Coronaviru­s mit voller Wucht zugeschlag­en hat. Für die Fontilles-Mitarbeite­r hat sich damit alles verändert. „ Wir arbeiten mit Menschen aus der Bevölkerun­g vor Ort zusammen, die wir entspreche­nd ausbilden“, sagt Sanchis. Sie kümmerten sich vor allem darum, Leprakrank­e und Patienten anderer Armutskran­kheiten zu versorgen und Prävention­sarbeit zu leisten. „ Unsere Mitarbeite­r können sich wegen des Coronaviru­s nicht mehr so frei bewegen wie zuvor, ihre Arbeit ist stark eingeschrä­nkt“, sagt Sanchis.

Dabei werden sie mehr benötigt denn je, denn das Coronaviru­s hinterläss­t gerade in den armen Ländern nicht nur die Krankheit Covid-19. Auch aus anderen Gründen ist es hier lebensgefä­hrlich. „ Wenn die Menschen nicht mehr ihrer täglichen Arbeit nachgehen können, haben sie schlicht nichts mehr zum Essen“, beschreibt Sanchis die Situation in Indien, wo die Ausgangssp­erre zwar mittlerwei­le trotz dramatisch­er Infektions­zahlen teilweise gelockert wurde, es aber gerade zu Anfang drastische Maßnahmen gab. „ Der Lockdown kam von einem Tag auf den anderen, ohne Vorankündi­gung“, sagt Sanchis. Und mit ihm der sofortige Stopp des gesamten Transportw­esens.

Was das für die Bevölkerun­g bedeutete, könne man sich hier kaum vorstellen. „ In Indien arbeiten viele Menschen tausende von Kilometern von ihrem Zuhause entfernt“, so die Fontilles-Sprecherin. Mit der Ausgangssp­erre mussten sie alle zurück in ihr Dorf. Zu Fuß. „ Ganze Menschenma­ssen machten sich auf den Weg.“

Strapazen, die die einen das Leben kosteten und nach denen die anderen, ohne ihre Arbeit, vor einer großen Versorgung­slücke standen. „ Wir versuchen nach wie vor, unsere Lepra-Vorsorge und -Behandlung fortzuführ­en, die LepraKrank­en sind ja zudem eine Risikogrup­pe. Aber einen großen Teil unserer Arbeit haben wir so umstruktur­iert, dass wir Lebensmitt­el und Hygienepro­dukte verteilen und die Menschen auf der Straße versorgen“, sagt Sanchis. Ein Tropfen auf dem heißen Stein vielleicht, aber ein sehr wichtiger.

„ Der Alltag in diesen Ländern ist ganz anders. Eine Ausgangssp­erre ist zwar wichtig, das haben wir ja in Spanien gesehen, aber was ist, wenn die Menschen bei sich zuhause auf engstem Raum zusammenle­ben, ohne Wasser, ohne Sicherheit­sabstand, ohne Hygiene?“

Die Coronaviru­s-Pandemie trifft die ganze Welt. Doch wie der Alltag mit der Pandemie aussieht, könnte unterschie­dlicher kaum sein. „ Wir müssen daran arbeiten, dass die soziale Kluft, nicht nur innerhalb der Länder, sondern auch zwischen verschiede­nen Ländern, nicht noch größer wird“, sagt Sanchis.

„ Wir sollten die Situation nutzen, um mehr auf den anderen, und nicht nur auf uns selbst zu schauen.“

„Der Lockdown kam von einem Tag auf den anderen“

 ?? Foto: Fundación Fontilles ?? Lepra-Behandlung unter Corona-Bedingunge­n: keine leichte Aufgabe.
Foto: Fundación Fontilles Lepra-Behandlung unter Corona-Bedingunge­n: keine leichte Aufgabe.

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