Costa Blanca Nachrichten

Spanien Widerstand zu Hause: PP fällt Regierungs­chef Pedro Sánchez bei EU-Forderunge­n in den Rücken

EU-Wiederaufb­auprogramm: Nicht nur Widerstand der „sparsamen Vier“

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Madrid/Brüssel – tl. Spanien muss weiter warten, was das EUWiederau­fbauprogra­mm zur Bekämpfung der Folgen der Coronakris­e an Geldern bringen wird. Erwartungs­gemäß kam es beim Video-Gipfel der Staats- und Regierungs­chefs zu keiner Einigung. Das Thema wurde auf Juli vertagt.

Auf dem Verhandlun­gstisch liegt der Vorschlag von EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen: ein 750 Milliarden Euro Konjunktur­programm. Davon sollen 500 Milliarden als Zuschüsse vergeben werden, 250 Milliarden als Kredite. Eingebunde­n werden soll das Hilfspaket in den EUHaushalt für 2021 bis 2027.

Niemand unter den Mitgliedss­taaten hat etwas dagegen, dass die EU-Kommission zur Finanzieru­ng des Hilfstopfs erstmals in ihrer Geschichte Geld aufnehmen darf, um die Wirtschaft in Europa nach der Coronakris­e wieder in Schwung zu bringen. Es gibt aber drei entscheide­nde Knackpunkt­e: So die Frage, ob die Corona-Hilfsgelde­r auch als Zuschüsse fließen können. Ferner, ob Bedingunge­n für die Gelder erhoben werden sollen. Und welche Kriterien entscheide­n, ob und wie viel Geld ein Land aus dem Topf bekommt. Spanien rechnet mit rund 140 Milliarden Euro.

Die „ sparsamen Vier“– Österreich, Schweden Dänemark und die Niederland­e – sind aber dagegen, dass die Gelder als nicht zurückzahl­bare Zuschüsse fließen. Sie pochen auf Kredite. Zudem fordern die Vier, dass sich die Länder, die Hilfsgelde­r aus dem Wiederaufb­auprogramm erhalten, zu Arbeitsmar­kt-, Steuer- und Rentenrefo­rmen verpflicht­en. Zu allem Überfluss macht sich die Volksparte­i (PP) diese Strategie zu eigen und warnt Brüssel davor, die Hilfsgelde­r ohne eine Verpflicht­ung zu

„ tiefgreife­nden Reformen“zu vergeben. Das Wiederaufb­auprogramm müsse an Bedingunge­n geknüpft werden, „ um die Verwendung der Gelder für ideologisc­he Projekte zu vermeiden“.

Ministerpr­äsident Pedro Sánchez beklagte das „ unpatrioti­sche“Verhalten der Volksparte­i. Sein Vize Pablo Iglesias (Podemos) ging weiter: „ In Europa zu konspirier­en, um hierzuland­e Sozialkürz­ungen vornehmen zu können, das verdient nur ein Wort: Verrat.“Ferner streut die Volksparte­i Zweifel über die Solvenz Spaniens: Ohne das Geld der EU „ würden wir nicht bis zum Monatsende kommen“, sagte PP-Schwergewi­cht und Galiciens Ministerpr­äsident Alberto Núñez Feijóo. „ Spanien verfügt über keine finanziell­e Autonomie, um sich zu verschulde­n, sondern kann das nur mit Rückendeck­ung der EU.“

Spanien könne die Kurzarbeit­ergelder oder die Unterstütz­ung für die Autoindust­rie und den Tourismus alleine nicht zahlen. „ Aber die Regierung muss uns die Wahrheit sagen: Welche Bedingunge­n gibt es, und was müssen wir tun, damit wir das Geld erhalten, das sie uns leihen?“Seit Wochen suggeriert die PP-Spitze in Madrid, dass Spanien finanziell schwer angeschlag­en sei und bald unter dem Rettungssc­hirm ESM Zuflucht nehmen werden muss. Fakt allerdings ist, dass sich Spanien so günstig wie nie finanziere­n kann. Für dreiund fünfjährig­e Anleihen werden Negativzin­sen ausgegeben. Auch für zehnjährig­e Anleihen müssen nur 0,5 Prozent Zinsen gezahlt werden. Eine angespannt­e finanziell­e Situation sieht anders aus. Im Jahr 2012 zur Zeit der Banken-Krise unter der PP-Regierung Rajoy waren für spanische Zehn-Jahres-Anleihen sieben Prozent fällig. Das war der Auslöser für die 45 Milliarden schwere Rettungsak­tion.

Ministerpr­äsident Sánchez klagt über „unpatrioti­sches Verhalten der PP“

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Foto: dpa Ministerpr­äsident Pedro Sánchez will Spanien mit EU-Hilfe aus der Krise führen.

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