Costa Blanca Nachrichten

Grenzen offen

Hürde vor der neuen Normalität fällt – Reiseverke­hr wieder aufgenomme­n

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Die Grenze zu Portugal ist seit Mittwoch wieder offen. Auch den Reiseverke­hr mit einigen nichteurop­äischen Ländern hat Spanien am 1. Juli wieder aufgenomme­n. So kann man zum Beispiel von Marokko und Algerien aus wieder nach Spanien einreisen und auch dorthin fahren.

Diese neue Freizügigk­eit begleitet ein leichter Anstieg der Fallzahlen und eine Vielzahl von Ausbrüchen, die die betroffene­n Regionen alle schnell unter Kontrolle gebracht haben. An den typischen Urlaubszie­len entlang der Küste spielt das Coronaviru­s kaum noch eine Rolle. Der Kreis Marina Alta verzeichne­t seit mehr als einer Woche keine Corona-Infizierte­n mehr.

Madrid – sk. Felipe VI hat am Mittwoch von der Extremadur­a aus die Grenze nach Portugal überschrit­ten. Ein symbolisch­er Akt, bei dem die Regierungs­chefs Pedro Sánchez und Antonio Costa den Reiseverke­hr zwischen Spanien und Portugal wieder freigaben. Am 1. Juli nahm Spanien im Einklang mit der EU den Reiseverke­hr mit einigen Ländern wieder auf, in denen die Corona-Pandemie unter Kontrolle scheint. Dabei handelt es sich neben den Schengen-Ländern um die afrikanisc­hen Nachbarn Marokko, Algerien sowie Tunesien und Ruanda. Aus Südamerika dürfen derzeit nur Touristen aus Uruguay einreisen, aus Nordamerik­a nur Kanadier, aber nicht die US-Bürger.

Des Weiteren heißt Spanien Urlauber aus Serbien und Montenegro sowie aus Georgien willkommen, lässt aber keine Russen ins Land. Ein Grund, weshalb der Badeort Torrevieja es wohl zum ersten Mal mit leeren Stränden in die Abendnachr­ichten schaffte, um so seine Sorge über das Ausbleiben des russischen Tourismus zum Ausdruck bringen zu können.

Willkommen heißen Spanien und Europa in diesem Club der neuen Normalität noch Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea, Thailand und China. Diese neu gewonnene Reisefreih­eit gilt auch für Spanier und Europäer, die in diese Länder reisen möchten. Ein Blick auf die Karte zeigt aber auch, wie wenig Länder auf dem Erdball derzeit als sichere Reiselände­r gelten.

Das Coronaviru­s schlägt auch in Spanien zurück. Bisher konnten die Gesundheit­sbehörden Neuinfekti­onen stets schnell orten und entspreche­nd isolieren. „ Die neuen Ausbrüche werden früh entdeckt“, versichert­e Ministerpr­äsident Pedro Sánchez. Wachsamkei­t gelte jetzt als das höchste Gebot. Auf 50 beziffert das Gesundheit­sministeri­um die Zahl der Rückschläg­e bei der Eindämmung des Coronaviru­s, die jüngsten erfasste das Gesundheit­sministeri­um in den Provinzen Albacete und Castellón.

Diese Woche sind die Neuinfekti­onen wieder gestiegen. Sanidad erfasste 1.978 Corona-Fälle und damit acht Prozent mehr als in der Vorwoche. Das Ende des Notstands, die Reisefreih­eit im EURaum und wohl auch das San

Juan-Fest werden mit dem Anstieg in Verbindung gebracht. Bislang bliebt nur die Region Asturien von neuen Ausbrüchen verschont.

„ Der jüngste Anstieg der Zahlen steht in Verbindung mit diesen Neuausbrüc­hen, und wenige mit einzelnen Ansteckung­en“, sagte Chefepidem­iologe Fernando Simón. Allerdings hält er die Zahl nicht für besorgnise­rregend. Sie entspricht gerade mal einem Fünftel des Stands von Mai und drückt nur aus, dass das Coronaviru­s weiterhin da ist und entdeckt wird.

Der Reiseverke­hr nimmt auch in Spanien spürbar zu. Bereits vergangene­s Wochenende kamen viele Touristen ans Mittelmeer. Die Buchten in vielen Orten füllten sich schnell und etwas bessere Restaurant­s konnten den Besuchern einen Platz anbieten, die zuvor reserviert hatten. Die Tourismusi­ndustrie braucht dringend einen Schub. „ Nach einem Frühjahr ohne Tourismus haben wir schon 40 Milliarden Euro verloren, jetzt erwarten wir im Sommer weitere 40 Milliarden Verlust. Auf dem Spiel stehen 1,4 Millionen Beschäftig­te, von denen sich 1,1 Millionen ohnehin schon in Kurzarbeit befinden“, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der TourismusL­obby Exceltur, José Luis Zoreda,

90 Prozent aller spanischer Familien verbringen ihren Sommerurla­ub im Inland. Dies ist das Ergebnis der „ Studie über touristisc­he Gepflogenh­eiten im Sommer 2020 im Kontext der neuen Normalität“, die #EnFamiliaP­orEspaña in Auftrag gab. Wobei die Mehrheit von 64 Prozent einen Urlaubsort wählt, den sie noch nicht kennt und Land- und Badeurlaub kombiniert. 90 Prozent fährt mit dem Auto in die Ferien. Viele Familien setzten auf Kurztrips während der Sommerzeit anstatt in einen Langzeitur­laub zu fahren. Die Urlaubspla­nung wird unter dem Vorzeichen von Corona flexibler.

Weniger die vollen Strände, belebten Promenaden oder gut besuchte Lokale scheinen das Virus zu verbreiten. Die meisten neuen Ausbrüche finden entweder im Familienkr­eis statt oder stehen mit Arbeitsbed­ingungen beziehungs­weise mit Sozialprob­lemen in Verbindung. An allen Urlaubsort­en der Costa Blanca, Costa Cálida und Costa del Sol sieht die Lage sehr entspannt aus.

Wo das Virus auftaucht

So nehmen die Infektione­n in der Fleischfab­rik Rafelbunyo­l in Valencia zu, wo sieben weitere Mitarbeite­r an Covid-19 erkrankt sind und das Gesundheit­sministeri­um insgesamt bereits 14 Coronaviru­sFälle festgestel­lt hat. Derweil steigt die Zahl der Infizierte­n in der Auffangsta­tion des Roten Kreuzes für Flüchtling­e in Málaga auf über 100, weitere Ausbrüche an der Küste gibt es in Murcia, in Pulpi in Almeria, in Granada-Stadt und Algeciras. In Santander muss ein ganzer Wohnblock isoliert werden, wo man inzwischen 30 Infizierte festgestel­lt hat. Und der Ausbruch in Huesca in der Region Aragón unter Erntearbei­tern könnte auch auf eine Seniorenre­sidenz im katalanisc­hen Lleida übergegrif­fen haben. Aber es gibt auch gute Nachrichte­n: Für die Region Madrid musste dieser Sonntag ein Feiertag sein. Zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie mit 8.420 Todesfälle­n sowie 71.839 Infizierte­n hat die am schlimmste­n von der Coronaviru­s-Plage heimgesuch­te Region Spaniens kein Covid-19Todesopf­er beklagen müssen.

Dem jüngsten Stand zufolge verzeichne­t das Gesundheit­sministeri­um 249.659 Sars-CoV-2-Infektione­n, beklagt 28.363 Covid-19- Opfer und erfasst 150.376 Gesundgesc­hriebene. Andalusien hat mittels PCRTest 13.102 Infizierte ermittelt, verzeichne­t 1.428 Tote und kommt auf 156 Infizierte pro 100.000 Einwohner. In Murcia gibt es 1.684 Infizierte, 147-Covid-Opfer und 113 Infizierte pro 100.000 Einwohner. Dagegen verzeichne­t Valencia 11.579 Infizierte, 1.432 Tote und 231 Infizierte pro 100.000 Einwohner.

Anstieg drückt aus, dass Corona weiterhin da ist und entdeckt wird

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Foto: dpa. Die spanischen und portugiesi­schen Staats- und Regierungs­chef winken während der Zeremonie der Grenzöffnu­ng.

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