Mar Menor sieht schwarz
Schwarze Flaggen: Umweltschützer verleihen den Antipreis für besonders kontaminierte Strände
Murcia – sg. Kurz vor der Hauptsaison bemühen sich die Küstengemeinden, eine der begehrten blauen Flaggen zu ergattern. Das Tuch ist ein Gütesiegel, steht für Qualität am Strand und im Wasser und ist eine gute Werbung. Die Strände am Mar Menor und die Bucht Portmán an der Küste von Cartagena gehen aber schon seit Jahren leer aus. Stattdessen wird ihnen regelmäßig das Gegenstück, die schwarze Flagge, verliehen. Die Umweltorganisation Ecologistas en Acción vergibt das Symbol für schlechtes UmweltManagement, Kontamination und Zerstörung bereits seit 15 Jahren.
So schlimm wie noch nie
Das Urteil über das Mar Menor fällt vernichtend aus: Der Zustand der Lagune sei so schlimm wie noch nie, heißt es in dem Bericht der Umweltschützer. Seit Jahrzehnten werde das Binnenmeer kontinuierlich verschmutzt. Der zerstörerische Prozess sei durch das Unwetter im September 2019 noch einmal beschleunigt worden und habe seinen vorläufigen Höhepunkt im Oktober erreicht, als Tausende von toten Fischen an die Ufer gespült wurden.
Ecologistas en Acción kritisiert die laxe Haltung der Landesregierung von Murcia gegenüber illegalen Anbaufeldern in Campo de Cartagena direkt am Mar Menor, deren nitrathaltigen Abwässer in die Lagune geleitet würden. Jeder
Tag, an dem keine Maßnahmen gegen die Kontamination ergriffen werden, würde die Rettung der einzigartigen Lagune erschweren.
Auch Portmán trägt schwarz. Die Zerstörung der Bucht habe während der Zeit des Bergbaus begonnen, als die Bucht als Halde für den Abraum aus den Minen genutzt wurde.
Noch heute seien riesige Becken mit giftigen Abfällen gefüllt, die bei Regen über die Ramblas auch ins Mar Menor gelangten. Der Strand sei bis heute mit
Schwermetallen belastet. Die Säuberung von Portmán gehe seit Jahrzehnten nicht voran, hieß es in dem Bericht von Ecologistas en Acción. Insgesamt verteilte die Organisation 48 schwarze Flaggen.
Die Umweltschützer wiesen auch auf die Folgen der Coronavirus-Krise für die Umwelt hin.
Hunderte Millionen von Atemschutzmasken, Einmalhandschuhen und Schutzkleidung aus Plastik könnten im Meer landen.
Die Lockerung der Bauvorschriften, um der Wirtschaftskrise entgegenzutreten, könnte nach Ansicht von Ecologistas en Acción außerdem zu einer unkontrollierten Bebauung der Küste führen – mit Folgen. Die Konzentration von Menschen an der Küste zerstöre nicht nur die Küstenlandschaft, sondern begünstige auch die Ansteckung mit dem Coronavirus.
Folge der Corona-Krise: Masken und Handschuhe landen im Meer