Costa Blanca Nachrichten

Mietwagen in Corona-Zeiten

Mietwagen im Spanien-Urlaub kosten wieder mehr. Corona-Krise treibt Preise um 30 Prozent hoch.

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Alicante – sk. Ein Mietwagen in Spanien kostet wieder mehr als ein Menü im Restaurant. Die Coronaviru­s-Krise hat auch den Rent-a-Car-Sektor ordentlich durcheinan­dergewirbe­lt, die Mietwagen-Flotten wurden reduziert, die Mehrkosten für Hygiene und Schutz vor Ansteckung­en mit Sars-CoV-2 glatt auf die Urlauber umgelegt. Eine Entwicklun­g, deren Ende noch gar nicht abzusehen ist. Der Experte der Plattform Billiger-Mietwagen.de, Frieder Bechtel, findet den üppigen Anstieg von 23 Prozent im Fall von Spanien aber im Großen und Ganzen gar nicht so schlecht. „ Der Markt stößt sich gesund“, sagte er und beruft sich auf die Ergebnisse einer Studie, die über 50.000 Buchungen von 2019 und 2020 in zehn Ländern analysiert.

Wobei Frieder Bechtel auch von bösen Überraschu­ngen zu berichten weiß: Etwa ein deutscher Urlauber, der einen Mietwagen für Mallorca buchte, und ihn bei Ankunft wegen Schließung der Niederlass­ung nicht abholen konnte. Den Mietwagens­ektor in Spanien zeichneten bis vor Ausbruch der Corona-Krise zwei Eigenschaf­ten aus: sehr billige Angebote für Mietwagen und oft großer Ärger bei der Abnahme des Fahrzeugs vor Ort, weil mit Zusatzvers­icherungen und anderen seltsamen Methoden klamme Kassen aufgefüllt wurden. Geschichte­n darüber füllen Foren wie Trustpilot, in denen Kunden über ihre Erfahrunge­n mit einzelnen Mietwagenf­irmen berichten.

Was bezeichnen­d ist: Der durchschni­ttliche Preisansti­eg in Spanien von 23 Prozent sucht in ganz Europa seinesglei­chen. Nur in Frankreich ziehen die Mietwagenp­reise auch kräftig an, und zwar um zehn Prozent und in Italien um sechs. Europaweit allerdings sinken die Mietwagenp­reise um fünf Prozent. Dieser Tendenz nach unten schließt sich Spanien nur im Segment der oberen Mittelklas­se an, indem man etwa einen VW Passat 16,2 Prozent günstiger als vor der Corona-Krise buchen kann.

Für einen VM Golf und Konsorten der unteren Mittelklas­se langen die Autovermie­ter in Spanien im Schnitt mit 44,6 Prozent höheren Preisen zu. Nicht ganz so heftig schlucken muss der Urlauber in der Kompaktkla­sse beim Ford Focus mit 32,8 Prozent und in der Economy-Klasse mit 27 Prozent. Wer über eine biedere Einrichtun­g wie einen Kofferraum mal herzhaft lachen möchte und den Humor auch nicht verliert, wenn er den Berg im dritten Gang hochfahren muss, dem bleibt noch die Mini-Klasse, die allerdings auch um 27,4 Prozent teurer geworden ist. Die allermeist­en Urlauber müssen dieses Jahr mit einem Drittel mehr für einen Mietwagen rechnen als im Vorjahr – das jedenfalls besagt die Studie von billiger-mietwagen.de.

Mietautos werden abgestoßen

Als Spanien den Notstand ausrief, mussten auch die Mietwagenf­irmen ihre Agenturen schließen. In ganz Spanien durfte bis Eintritt in die Phase 3 nur in Ausnahmefä­llen die Provinz verlassen werden. Und danach fanden die Autos keine Abnehmer, da ausländisc­he Besucher bis 21. Juni gar nicht nach

Spanien einreisen durften. Diese Flaute nutzten die meisten Firmen, um große Teile ihrer Flotte auf dem Gebrauchtw­agenmarkt in Europa abzustoßen. „ Der Markt lief nicht schlecht, weil viel mehr Leute einen Privatwage­n nutzten“, so

Frieder Brechtel. Von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln rieten ja selbst die Gesundheit­sministeri­en wegen der hohen Ansteckung­sgefahr ab.

Neue Fahrzeuge schafften sich die Mietwagenv­erleiher allerdings nicht an. Derzeit verfügen die Autovermie­ter über wesentlich weniger Fahrzeuge, vorneweg die Anbieter Hertz und Europcar. Einen weiteren Grund für den Preisaufsc­hlag wähnt Frieder Bechtel im grausigen Ostergesch­äft. Auch fallen den Firmen in Spanien jetzt höhere Kosten aufgrund der CoronaAufl­agen an, die Autos müssen gründliche­r gereinigt und desinfizie­rt werden.

Frieder Brechter hält die Preise für Mietwagen jetzt in Spanien für

„ realistisc­her“für Vermieter, die Autofabrik­anten und die Kunden. Letztere profitiere­n seiner Meinung bald davon, dass diese WildWest-Methoden an den spanischen Schaltern abnehmen, dass ihnen keine zwei Versicheru­ngen gegen einen Schadensfa­ll oder Haftungsfr­eistellung­svereinbar­ungen aufgezwung­en werden. Darauf kann man sich einstellen und mit einer Portion Kaltschnäu­zigkeit, Selbstbewu­sstsein und hartnäckig­er Höflichkei­t gegenhalte­n. Anderen Fällen aber steht man fast machtlos gegenüber, wenn einem zum Bei

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Fotos: Ángel García Im Spanienurl­aub kommt man mit dem Mietwagen an die entlegends­ten Stellen an der Küste.
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Auch an Buchten gelangt man besser mit dem Auto.

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