Das kommt mir spanisch vor
Buch von Lisa Graf-Riemann gewährt 151 bewegende Einblicke in die spanische Lebensart
Andere Länder, andere Sitten. Auch das Leben in Spanien zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Lisa Graf-Riemann rüstet mit ihrem Bildband und Kulturführer „ Spanien 151“Interessierte mit 151 Kurztexten und Fotos zum spanischen Leben optimal für einen Aufenthalt im sonnigen Land.
Die Bars haben in Spanien einen anderen Stellenwert als in benachbarten Ländern. Man könnte sie als zweites Zuhause der Spanier bezeichnen. Quasi an jeder Ecke gibt es eine. Oft ist es in den Bars nicht besonders sauber, aber stören tut es die wenigsten. Haben Sie sich in Deutschland schon mal gefragt, ob Sie sich zum Essen lieber an den Tresen oder den Tisch setzen? In Spanien sollten Sie dies auf jeden Fall tun. Die Theke ist in der Regel immer besetzt, während viele Tische frei sind. Um den Geldbeutel zu schonen, begibt man sich am besten zum Tresen. Am Tisch, im salón, wird der Preis schon höher.
Das Leben spielt sich in Spanien draußen auf der Straße ab. Die Wohnung ist meistens der Familie vorbehalten. Wenn man zu jemandem nach Hause eingeladen wird, sollte man nicht nur wie üblich nach Straße und Hausnummer fragen, sondern insbesondere nach dem Stockwerk und der Nummer der Wohnung. Denn in Spanien gibt es oft keine Namen an den Klingelschildern, nur Abkürzungen für die Stockwerke. Besucht man jemanden mit dem Auto ist beim Parken Vorsicht geboten. Denn Spanien ist das Land mit den höchsten Bußgeldern Europas. Einen Lichtblick gibt es allerdings, sollte man ein Verstoß begangen haben. Jeder, der innerhalb von 20 Tagen seine Schulden bei der Gemeinde begleicht, bekommt einen Rabatt von bis zu 50 Prozent.
Das Buch von Lisa Graf-Riemann hält neben Besonderheiten auch allgemeine Informationen bereit. So erfährt man, dass Spanien in insgesamt 17 Comunidades Autónomas (Autonome Gemeinschaften) gegliedert ist. Drei von ihnen verfügen über Sonderrechte: Katalonien, das Baskenland und Galicien. Diesen wurde nach der Franco-Diktatur in der neuen Verfassung von 1987 ein Sonderstatus gewährt. Konkret zeigt sich dieser Status darin, dass die drei Gebiete über eine eigene zweite Amtssprache neben dem Spanischen verfügen. Neben dem Baskenland strebt vor allem Katalonien die Unabhängigkeit an.
Von besonderer Bedeutung in Spanien sind die Lotterien, die mit hohen Gewinnen und fairen Preisen locken. Die staatliche Lotteriegesellschaft Loterías y Apuestas del Estado ist eine feste Institution. Besonders erwähnenswert ist die spanische Weihnachtslotterie, die bei mehr als zwei Milliarden Euro ausschüttet. Die Lose können als Ganzes oder in Zehnteln zu geringen Preisen erworben werden.
Lisa Graf-Riemann informiert außerdem über kulinarische Besonderheiten. Churros sind ein spanisches Nationalgericht. Das längliche Spritzgebäck wird aus Brandmasse zubereitet, in heißem Öl frittiert und mit Zucker bestreut. Es gibt verschiedene Arten von Churros und unterschiedliche Rezepte. Zu kaufen gibt es sie auf jedem Jahrmarkt, in öffentlichen Parks, auf Märkten und bei Straßenfesten. Es gibt sogar eigene Geschäfte, die Churrerías, die traditionell sehr früh am Morgen geöffnet haben. Das kommt den Nachtschwärmern zugute, die sich an den Wochenenden übernächtigt und ausgehungert am frühen Morgen auf das Fettgebäck stürzen.
Mindestens genauso bekannt wie die Churros ist die Paella, ein Reis- und Nationalgericht der Region Valencia. Die traditionelle Paella besteht aus Reis, der mit Safran leuchtend gelb gefärbt wird, Gemüse und hellem Fleisch. Die oft angebotene Paella mixta, mit Meeresfrüchten und Fleisch, bezeichnen Valencianer gerne als Touristen-Paella. Die Liebe zu diesem Gericht geht so weit, dass sie bei Festen gerne mal für mehrere hundert Mäuler in einer Pfanne mit bis zu 2,50 Metern Durchmesser gekocht wird.
Kaum zu glauben
In dem Buch wird aber auch auf Kuriositäten hingewiesen. Ein Beispiel dafür ist der Geisterbahnhof Tardienta in der Provinz Huesca. Das Dorf mit gerade einmal knapp 1.000 Einwohnern gilt als Spaniens Ort mit dem kleinsten AVEBahnhof. Dass aber ein Passagier des Hochgeschwindigkeitszugs von Madrid nach Huesca dort ausoder zusteigt ist eher selten. Außer Windrädern, einer Kirche, einem Postamt und einer Getreidemühle wird dort auch nicht allzu viel geboten.
Manch ein Kritiker behauptet, dass in Spanien nicht unbedingt immer nach Bedarf gebaut wird. Ein anderes Beispiel ist der Flughafen der Stadt Ciudad Real, 200 Kilometer südlich von Madrid. Dieser wurde 2008 unter dem Namen Don Quijote de la Mancha mit einer vier Kilometer langen Start- und Landebahn eröffnet und sollte den Flughafen Madrid-Barajas entlasten. Am Ende wollte Madrid aber keine Flüge abgeben und von den geplanten zwei Millionen Passagieren blieben am Ende gar keine. Was bleibt, sind die 450 Millionen Euro Baukosten und ein Flughafen ohne Flugverkehr. Allerdings lässt die Spanier ihr Improvisationstalent selten im Stich. Der Flughafen ist seit September 2019 zumindest als Frachtflughafen recht erfolgreich.
In Spanien gibt es 17 Autonome Regionen, drei davon mit Sonderrechten