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Quarantänepflicht erwischt Briten mitten im Benidorm-Urlaub – Kritik an Regierung in London
„Musik aus, Quarantäne an“, die britische Regierung hat ihr Talent zum Rausschmeißer entdeckt. Urlauber, Hoteliers und Gastronomen in Benidorm trifft das jähe Ende der Party „Sommersaison 2020“mit harter Wucht. Ganz aufgegeben hatten sie noch nicht.
Benidorm – fin/fs. Gerade als Benidorm ein kleines Lichtlein am Ende des Tunnels sah, machte die britische Regierung alle Hoffnungen auf einen doch noch nicht gänzlich verlorenen Sommer auf einen Schlag zunichte: Alle Rückkehrer aus Spanien müssen seit Sonntag eine 14-tägige Quarantäne in Großbritannien antreten. Die plötzliche Verordnung schockierte nicht nur Hoteliers und Barbesitzer, sondern erwischte auch tausende britische Spanien-Urlauber.
„ Ich wollte mich eigentlich in Benidorm mit Freunden aus Großbritannien treffen. Die werden jetzt nicht kommen“, sagt etwa Aaron Pitts. Der Engländer wohnt in Barcelona und ist gerade erst in Benidorm angekommen – für den geplanten Urlaub mit Freunden. Kalt erwischt hat die Quarantänepflicht auch Julie Helliwell an ihrem zweiten Urlaubstag. „ Ich muss nach meiner Rückkehr eigentlich wieder zur Arbeit. Wie soll ich das mit der Quarantäne vereinbaren?“, fragt sich die Engländerin.
Auch Helliwells Freundin Elisabeth Clements hätte sich eine etwas langfristigere Ankündigung der Regierung gewünscht: „ Ich lebe allein, nach einem Urlaub muss man einkaufen, vielleicht Medikamente besorgen. Da ich nicht auf die Quarantäne vorbereitet war, werde ich Familie und Freunde darum bitten müssen“, meint Clements. Sie hält außerdem 14 Tage für zu lang. „ Zehn Tage ließen sich noch irgendwie organisieren. Aber zwei ganze Wochen sind übertrieben“, meint Clements.
Hätten sie von der Quarantänepflicht gewusst, wären viele britische Urlauber gar nicht erst gekommen. Seit der Ankündigung aus London hagelt es Stornierungen in den Hotels und Reisebüros, für Buchungen, die gerade erst eingegangen waren. „ Wir konnten gerade einen Anstieg bei den Reservierungen aus Großbritannien verzeichnen“, klagt Toni Mayor, Vorsitzender der Hoteliervereinigung Hosbec mit Sitz in Benidorm.
Viele Hoteliers wollten ihre Häuser in Benidorm jetzt, zum August, angesichts der gestiegenen Nachfrage endlich wiedereröffnen. Angestellte sollten aus der Kurzarbeit (ERTE) zurückgeholt werden, Geld wurde in CoronavirusSchutzmaßnahmen investiert, Speisesäle umgeräumt, alles blitzeblank geputzt und desinfiziert. Hosbec-Vorsitzender Toni Mayor nannte die Verordnung einen „ Keulenschlag für den Tourismus“, die gesamten Vorbereitungen scheinen für die Katz gewesen zu sein, und nicht nur die Hoteliers kritisieren die britische Regierung, weil sie die Quarantänepflicht für ganz Spanien verhängt hat.
Hosbec fordert angesichts der vergleichsweise geringen Infektionszahlen an der Costa Blanca einen „ sicheren Flugkorridor“zwischen Großbritannien und Alicante, und auch die Urlauber sind verärgert. „ Man hätte die Quarantäne nur für Rückkehrer aus den betroffenen Gebieten verhängen sollen“, meint Julie Helliwell. Bürgermeister Toni Pérez sagte, viele Urlauber hätten ihm gesagt, dass sie sich in Benidorm sehr sicher fühlten – „ sicherer sogar als bei sich zu Hause“.
„Wir fühlen uns in Benidorm sehr sicher, sicherer als zu Hause“