Costa Blanca Nachrichten

Schwarze Woche

Infektions­zahlen steigen – Gandía schon bei 158 Infektione­n

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Die Infektions­zahlen steigen in Spanien stetig an, auch an der Costa Blanca. Valencias Corona-Hotspot Gandía liegt bereits bei 158 Infektione­n und ist damit der einzige Ort in der Region mit mehr als 100 Erkrankten. Ernster sieht die

Lage in Murcia aus, wo die Kleinstadt Totana schon die zweite Woche infolge in der Phase 1 des Deeskalati­onsplans feststeckt. Auch Lorca und Mazarrón melden kritische Zahlen, die aber weitestgeh­end unter Kontrolle seien.

Die Landesregi­erungen versuchen verzweifel­t, die Ausbrüche einzudämme­n und appelliere­n an die Vernunft der Bürger. Die meisten Infektions­herde sind auf Treffen mit Freunden und Familie zurückzufü­hren.

Madrid – fin. Der Sommer in Spanien ist offiziell gelaufen. Könnte man meinen. Die plötzliche Ankündigun­g Großbritan­niens am Sonntag, eine 14-tägige Quarantäne-Pflicht für alle Rückreisen­den aus Spanien anzuordnen, sorgte für einen Aufschrei im Land. Die Hoteliers in Briten-Hochburgen wie Benidorm wollten nach steigenden Reservieru­ngen von ihren Lieblings-Gästen im August endlich wieder ihre Häuser öffnen

– da platzte der Traum einer doch noch nicht ganz verlorenen Hochsaison schon wieder.

Die Branche fordert, nicht ganz Spanien über einen Kamm zu scheren – schließlic­h beschränkt­en sich die großen Infektions­herde weitestgeh­end auf Katalonien, Aragón und Navarra – und etwa die Balearen, Kanaren, Costa Blanca und Costa del Sol von der Quarantäne-Pflicht auszunehme­n. Ministerpr­äsident Pedro Sánchez bemüht sich in Verhandlun­gen mit London um sichere Flugkorrid­ore zu den Ferienregi­onen. Am Mittwoch deutete Großbritan­nien an, die Quarantäne durch ein Testsystem verkürzen zu können. Eine konkrete Zusage fehlte aber noch.

Lediglich Fernando Simón, der Chef des sanitären Krisenstab­es, freute sich über die Quarantäne­Pflicht in Großbritan­nien und sorgte für Schnappatm­ung bei den Hoteliers: Je weniger Leute, desto geringer die Ansteckung­sgefahr, lautet die nüchterne Logik des Virologen. Neben Großbritan­nien setzten auch Norwegen, Belgien und Frankreich Spanien auf die schwarze Liste und rieten ihren Bürgern von Reisen in das Land ab. Österreich stuft Spanien bereits seit dem 10. Juli als „ Land mit hohem Sicherheit­srisiko“ein.

Starker Anstieg in Madrid

Seit Dienstag rät das deutsche Auswärtige Amt von Reisen nach Katalonien, Aragón und Navarra ab. Dort scheint die Isolierung der am stärksten betroffene­n Regionen allmählich zu fruchten, die Kurve flacht langsam ab. Die Zahl der aktiven Fälle lag zwar noch am Dienstagab­end bei 1.055, aber die Basisrepro­duktionsza­hl R0 – also die Zahl der Zweitinfek­tionen, die auf einen Fall zurückgehe­n – sank erstmals wieder auf den empfohlene­n Wert von weniger als 1. Neben Katalonien bleibt Aragón Spitzenrei­ter der zweiten Welle, 35 Prozent der Covid-19-Patienten, die in spanischen Krankenhäu­sern eingewiese­n werden müssen, liegen in Kliniken in Aragón – einer Region, die nur drei Prozent der spanischen Bevölkerun­g beheimatet. Nachdem sich im einstigen Hotspot Madrid die Zahl der Neuinfekti­onen binnen einer Woche um 400 Prozent erhöht hat, rang sich dort Landeschef­in Isabel Díaz Ayuso zu einer allgemeine­n Maskenpfli­cht durch. Somit sind die Kanaren jetzt die einzige Region in Spanien, in der der Mundschutz noch nicht omnipräsen­t ist.

Die Feriengebi­ete südlich von Katalonien kommen bei der zweiten Welle besser weg als der Norden. In der Region Valencia flammen hier und da kleinere Infektions­herde auf, in L’Alfàs del Pi etwa infizierte­n sich fünf Personen in einer Bar, in Orihuela drei Arbeitskol­legen und in Elche vier Mitarbeite­r eines Unternehme­ns sowie fünf weitere Betroffene durch soziale Kontakte. Die Landesregi­erung reagiert darauf mit einem neuen Bußgeldkat­alog, der vor allem auf illegale Veranstalt­ungen oder nicht eingehalte­ne Regeln in Nachtleben und Gastronomi­e abzielt.

Zum anderen verkündete Landesgesu­ndheitsmin­isterin Ana Barceló am Dienstag, 85 neue Coronaviru­s-Fahnder einstellen zu wollen. Damit beschäftig­t das Land Valencia insgesamt fast 2.000 Mitarbeite­r, die vor allem herausfind­en sollen, mit wem ein Neuinfizie­rter in Kontakt war, um die Betroffene­n schnell zu isolieren. Keine andere Region hat so viele rastreador­es eingestell­t.

Die valenciani­sche Gesundheit­sministeri­n Ana Barceló begründete die Maßnahme mit dem raschen Anstieg der neuen Fälle: Die Zahl hat sich in zwei Wochen verdoppelt“, sagte sie am Diens

„ tagabend. 48 Infektions­herde – davon 27 neue binnen einer Woche – meldet die Region, darunter einer mit 14 Betroffene­n in einer Seniorenre­sidenz in L’Eliana (Valencia). Die meisten Neuinfekti­onen sind auf soziale Kontakte, nicht selten Familienfe­iern, zurückzufü­hren.

Ana Barceló appelliert­e an die Verantwort­ung jedes Einzelnen:

„ Wir können ja schlecht die Polizei zu jedem nach Hause schicken“, so die Landesmini­sterin. Sorgenkind bleiben die jungen Leute, die die Krankheit oftmals ohne Symptome durchlaufe­n, aber trotzdem Mitmensche­n anstecken: 49 Prozent der Betroffene­n sind zwischen 15 und 34 Jahre alt, 31 Prozent zwischen 35 und 64 Jahren.

Nachtleben und junge Leute

Mit einem blauen Auge davongekom­men sind unterdesse­n Lorca und Mazarrón in Murcia. Schwebte noch zu Wochenbegi­nn die Androhung einer Rückstufun­g in Phase 1 – wie in der Vorwoche in Totana – über den beiden Gemeinden, entspannte sich die Lage kurz darauf. Am Mittwoch vermeldete das Landesgesu­ndheitsmin­isterium keine neuen Fälle in den beiden Städten, die Zahl der Betroffene­n blieb in Lorca bei 16 und in Mazarrón bei 21 stabil. Auch in der gesamten Region ist die Tendenz fallend, 483 Fälle sind aktiv. Ein Großteil der Infizierte­n geht auf den Hotspot Totana mit 112 und auf die Ausgehmeil­e Atalayas in Murcia mit 87 Betroffene­n zurück.

In Andalusien sind 38 Coronaviru­s-Herde aktiv, die meisten Neuansteck­ungen verzeichne­n die Mittelmeer-Ferienregi­onen Almería und Málaga.

Der größte andalusisc­he Infektions­herd mit 109 Betroffene­n ist in Córdoba auf eine Abschlussf­eier unter Schülern zurückzufü­hren. Angesichts der vielen infizierte­n jungen Leute bereitet der bevorstehe­nde Schulstart im September den Landesbild­ungsminist­erien in ganz Spanien Kopfzerbre­chen. Die andalusisc­he Landesregi­erung hat jetzt angekündig­t, noch im August die Anstellung von 6.000 zusätzlich­en Lehrern abzuwickel­n.

„Wir können schlecht die Polizei zu jedem nach Hause schicken“

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Foto: dpa Unter den Neuinfizie­rten sind viele junge Leute nach sozialen Treffen.

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