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Brunnen auf Plaza Luceros wird restauriert – Braune Geschichte bleibt am zentralen Platz haften
Alicante – mar. Die Plaza de Los Luceros ist der zentrale Platz der Provinzhauptstadt. Hier startet die Tram, die Provinzverwaltung in Sichtweite, Fans des Stadtvereins Hércules CF feiern hier ihre seltenen Siege, der große Kreisverkehr ist von Bars und Lokalen umstellt und zu den Hogueras-Fiestas pilgert die halbe Stadt zum täglichen Knallfeuerwerk.
Im Zentrum des Geschehens befindet sich seit 1930 ein Brunnen, die rund 15 Meter hohe Fuente de Luceros, dem Tauben, Autoabgase und auch die mascletás, die Knallfeuerwerke, heftig zusetzen. Im Mai 2019 bearbeitete zu allem Überfluss noch ein durchgedrehter Mann – Lästermäuler sagen, ein wahrer Kunstkenner – die Statuen mit einem Hammer.
Schöpfer des vor Metaphorik triefenden Brunnens war Daniel Bañuls, der sein Werk 1930 zunächst Fuente de Levante nannte. Figurinen, die Venus, Jupiter, seine Tochter Minerva und Saturn und gleichzeitig die vier Himmelsrichtungen repräsentieren, werden an einer obelisken Säule von Nymphen in ihrem Hesperiden-Garten überragt, die als Verbindung zwischen Himmel und Erde aufreizen. Über den künstlerischen Wert könnte man streiten, FachEinschätzungen schwanken zwischen Modernismus für Arme und entgleistem Zigeunerbarock. So oder so, die Alicantiner haben den Brunnen zu ihrem Wahrzeichen erklärt.
Nach mehreren Flickschustereien hat die Stadtregierung jetzt über 300.000 Euro freigegeben, um das modernistisch-eklektizistische Brunnenkonstrukt von rund 20
Metern Durchmesser einmal rundzuerneuern, eine langjährige Forderung der Bürgerschaft. Die Arbeiten dürften mindestens sechs
Monate dauern, meint Alicantes Infrastrukturstadtrat José Ramón González, „ dazu gehören der Austausch und die Restaurierung kaputter Teile, eine Gesamtreinigung des Ensembles, eine neue Beleuchtung und die Aufrüstung des hydraulischen Systems an unserem wichtigsten Brunnen der Stadt.“
Reverenz an Falange-Hymne
Einen geistig-moralischen Hochdruckreiniger hätte neben dem Brunnen auch die Plaza de Luceros insgesamt nötig. Sie hieß bis 1941 Plaza de Cataluña und erhielt ihren neuen Namen „ Luceros“, weil das Wort in einer Strophe der Hymne der spanischen Faschisten „ Cara al sol“vorkommt. Auch der Brunnenbauer Daniel Bañuls erfüllte Auftragswerke für die Franco-Diktatur, darunter ein Monument der „ Gefallenen der Vega Baja“, das eine Gruppe von Falangisten würdigte, die 1936 versuchten, den in Alicante verhafteten und später hingerichteten FalangeGründer Jose Antonio Primo de Rivera mit einem Putschversuch gegen die Republik zu befreien. Das Denkmal stand unberührt bis 2009 im Barrio Agua Amarga am Ortseingang von Alicante, bis es von der faschistischen Symbolik befreit und allen Opfern des Bürgerkrieges gewidmet wurde.
Soweit, den historischen Pulverdampf wegzublasen, ist man im Zentrum Alicantes noch nicht. Stattdessen huldigt der Platz weiterhin der Hymne des Franco-Faschismus. Dabei hätte Alicante gerade im Zentrum mehr Feingefühl verdient, war sie doch die letzte Großstadt Spaniens, die bis April 1939 die Flagge der Republik hochhielt, bevor sie in die Hände italienischer Faschisten und dann der Franco-Truppen fiel und in ein riesiges Konzentrationslager verwandelt wurde.
Alicante, die letzte Stadt der Republik, hätte mehr Feingefühl verdient