Schatztruhe zum Staunen
Dénias Museo del Mar ist eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte Geschichte
Dénia – ab. Haushohe Wellen krachen an die Küste, als im November des Jahres 1869 ein fürchterliches Unwetter tobt. Ein Inferno, das dem britischen Schoner Parthenon zum Verhängnis wird. Der 701 Tonnen schwere Dreimaster aus Großbritannien, der Rosinen in Dénia laden will, befindet sich keine Seemeile mehr vor dem Hafen, als er kentert und sinkt. Die Besatzung kann sich an das nahe Ufer retten.
„ Vor der Küste sind einige Frachter gesunken“, erklärt Stadtarchäologe Josep Gisbert. „ Zwischen dem Gebiet El Molinell und der Cueva Tallada liegen mehrere Wracks auf dem Meeresboden, die archäologische Schätze freigegeben haben.“Funde, die Erkenntnisse über längst vergangene Zeiten ermöglichen. Ein Teil dieser Schätze sind in dem Meeresmuseum im Hafen zu sehen.
Der Besuch des Museums in der renovierten Lonja ist eine Zeitreise durch Dénias Geschichte, die im 6. Jahrhundert vor Christus beginnt und Anfang des 20. Jahrhunderts endet. Etwa 400 Ausstellungsstücke sind zu sehen.
„ Ein Großteil der Ausstellungsstücke stammt aus archäologischen Ausgrabungen in Dénia“, sagt Gisbert. „ Zahlreiche Exponate wurden vom Meeresboden vor unserer Küste geborgen.“Die Exponate sind nach Zeitepochen in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Bei einem Rundgang streift man nicht nur durch das römische Dianium (1. Jh. v.C. bis 6. Jh. n. C.), sondern auch durch die Ära der Maurenherrschaft des islamischen Daniya (8. bis 13. Jh.), das Mittelalter (13. bis 16. Jahrhundert) und durch die Epoche des Landgrafen Duque de Lerma (17. Jahrhundert).
Hoheitlicher Gast
„ König Felipe III hatte in dem Duque de Lerma, Markgraf von Dénia, einen seiner engsten Verbündeten“, weiß Gisbert. „ Er besuchte Dénia mindestens dreimal. Den ersten nach seiner Hochzeit in Valencia im Jahr 1599 mit Margarita de Austria, den zweiten während einer Urlaubsreise im gleichen Jahr, und den dritten zur Gründung des Klosters Nuestra Señora de Loreto im Jahr 1604.“Der Monarch habe seine Aufenthalte an der Küste und die Ausflüge zur Cova Tallada sehr geschätzt. Ab 1604 sei Dénias Hafen die Basis für vier Kriegsgaleeren mit insgesamt 150 Besatzungsmitgliedern gewesen.
Ein Teil des Museums ist dem goldenen Zeitalter der Stadt Dénia gewidmet. Der Ort kam im 19. Jahrhundert zu großem Reichtum, als der Rosinenhandel mit Ländern wie Großbritannien und Amerika florierte.
Auch der Fischerei, bis heute ein wichtiger Wirtschaftszweig des Küstenortes, wird in dem Meeresmuseum gedacht. In einem audiovisuellen Bereich ist unter anderem ein Dokumentarfilm der Fischereigenossenschaft zu sehen, in dem Zeitzeugen die Geschichte der Fischerei aufleben lassen.
Aus dem 19. Jahrhundert liegen sehr viele Informationen über Dénia vor“, berichtet Gisbert. „ Nicht zuletzt auch wegen der vor unserer Küste gesunkenen Schiffe wie der
Felguera (1876), der Partheón (1869) oder der Rosa Madre (1899), deren Wracks uns viele interessante Einblicke in diese Zeit bescherten.“
Auch bei Nacht, wenn die Pforten längst geschlossen sind, will sich das Museum zeigen. „ Man sollte auch mal im Dunkeln einen Blick durch die großen Fenster werfen“, empfiehlt die Historikerin Maite Madrid, die an der Einrichtung des Museums beteiligt war. „ Die Ausstellungsstücke werden nachts so angestrahlt, dass sie in einem besonderen Licht erstrahlen und man auch dann einen Teil der Ausstellung besichtigen kann.“
Besonders spektakulär sei in der Dunkelheit ein Blick durch das Fenster, durch das man auf das riesige Gemälde schauen kann, das die Maurenvertreibung in Dénia und die Burg in ihrer ursprünglichen Pracht zeigt. Davor befindet sich ein kleiner Strand mit echtem Denianer Sand und daneben die lebensgroße Figur von Felipe III. „ Wenn man nachts durch das Fenster schaut, glaubt man, dass der König unterhalb der Burg am Strand entlang spaziert“, sagt Madrid. „ Wir wollten damit eine romantische Szenerie schaffen, die ich jedem ans Herz legen möchte.“
Das Museum ist täglich von 10 bis 13 Uhr und von 17 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos.