Costa Blanca Nachrichten

Liebe Leser,

- Stephan Kippes, Chefredakt­eur

angesichts der ständig neuen Reisewarnu­ngen für Spanien bekommen viele Ausländer ein mulmiges Gefühl im Bauch. Das ist normal, einige sorgen sich gar nicht so sehr um die eigene Gesundheit, sondern vielmehr um die Einschränk­ungen, die damit verbunden sind. Mit einem Mal steht der Familienbe­such zur Dispositio­n oder man steht selbst vor der Frage, ob man Verwandte oder

Freunde in der Heimat besuchen soll, kann und wenn ja, unter welchen Auflagen. Überhaupt übermannt einen bisweilen ein Gefühl von totaler Ungewisshe­it.

So eine Reisewarnu­ng kommt nicht von ungefähr, sondern von Fachleuten, die nervös werden angesichts der Entwicklun­g der Coronaviru­sPandemie in Spanien. Einige von ihnen gehören keiner geringeren Organisati­on als der Weltgesund­heitsorgan­isation an, nach deren Richtlinie­n die Corona-Pandemie gehändelt werden soll. In Spanien läuft einiges bei Corona aus dem Ruder, vor allem bei der Früherkenn­ung und Eindämmung. Es besteht aber längst kein Grund zu Panik. Es hat auch nichts mit Panikmache zu tun, über die Entwicklun­g der Fallzahlen zu berichten. Medien müssen Informatio­nen aus sicheren Quellen wie dem Gesundheit­sministeri­um über die Entwicklun­g einer Pandemie vor Ort weitergebe­n. Bis vergangene Woche galt die Marina Alta an der Costa Blanca praktisch als ein Covid-19-freier Ort, nächste Woche wird man die Kreishaupt­stadt Dénia möglicherw­eise als einen neuen Hotspot bezeichnen müssen. Binnen Tagen hat sich die Situation umgekehrt. Diese Entwicklun­g – wir reden immerhin von einer Pandemie – muss man verfolgen können, vor allem, wenn man wegen Vorerkrank­ungen oder vom Alter her einer Risikogrup­pe angehört. Das heißt doch nicht, dass Panik verbreitet wird oder man aus Angst vor Corona nicht mehr auf die Straße gehen kann.

Mit Blick auf die Fallzahlen kann sich eigentlich jeder an der Costa del Sol, Costa Cálida und Costa Blanca noch weitgehend sicher vor Corona fühlen. Vorsicht sollte man trotzdem walten lassen. Die Pandemie lässt sich aber nicht allein aus dem Blickwinke­l von Fallzahlen beleuchten. Sie betrifft Spanien in allen gesellscha­ftlichen Bereichen und fast in allen steht das Land schlecht da. Man kann einer CN-Leserin nur Recht geben, als sie auf Facebook anmerkte, wie schlimm das für Senioren in den Residenzen sein muss, dass sie jetzt kaum mehr Besuch empfangen dürfen. Man muss mit den Kellnern Mitleid haben, die nach der Arbeit unter Strom stehen und sich wegen der Sperrstund­e kein Feierabend­bier mehr gönnen können. Viele trifft Corona bis ins Privatlebe­n, in die kleinsten Bereiche. Und da sollte man vielleicht auch ansetzen, sich mal bewusst machen, dass Sars-CoV-2 uns bis nächstes Jahr begleiten wird. Also lassen wir uns nicht unterkrieg­en und leben mit dem Virus und den Vorsichtsm­aßnahmen. Deswegen aber auf alles zu verzichten und uns überall einzuschrä­nken, kann auf Dauer nur in soziale, kulturelle und wirtschaft­liche Verarmung führen. Das ist mit Sicherheit der falsche Weg.

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