Juwelen der Renaissance
Die benachbarten Kleinstädte Baéza und Úbeda trumpfen mit ihrem reichen kulturhistorischen Erbe auf
Olivenbäume so weit das Auge reicht, gleich in welche Richtung man schaut. Dies ist das eintönige Panorama im Herzen der Provinz Jaén. Inmitten der sanftwelligen Landschaft zwischen den Gebirgszügen der Sierra de Cazorla im Osten und der Sierra Morena im Westen erlebt man plötzlich doch noch eine Abwechslung und zwar in Form einer nicht massiven, von weitem jedoch wie eine breite Wand wirkende Erhebung.
Und ganz oben auf der Anhöhe thronen die Kleinstädte Baéza und Úbeda. Zwei Nachbarorte die weit mehr als nur ihre geographische Lage gemeinsam haben. Sowohl Úbeda als auch Baeza bestechen durch ihre historische Stadtkerne. Obwohl älteren Ursprungs, wurden beide Ortskerne durch umfassende Renovierungen geprägt, die im 16. Jahrhundert vorgenommen wurden. Ihrem architektonischen Erbe aus der Zeit der Renaissance haben es beide Altstadtkerne zu verdanken, dass sie im Jahr 2003 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurden.
Seither gehen beide Orte nicht bei ihrer touristischen Vermarktung quasi Hand in Hand. Ein Urlauber, der Baéza besucht, schaut in der Regel auch in Úbeda vorbeischauen und umgekehrt. Nicht von ungefähr kann man touristische Führungen in Úbeda und Baéza oder Eintrittskarten zu ihren Sehenswürdigkeiten im Paket erwerben.
Dörfliche Idylle
Baéza weist mit rund 16.000 Einwohnern etwas weniger als die Hälfte der Bevölkerung Úbedas auf. Trotz seines hohen Touristenaufkommens hat der Ort sein dörfliches Flair bewahrt. Als Ausgangspunkt zur Erkundung von Báeza bietet sich die von Cafés, Restaurants und Geschäften umringte Plaza de la Constitución an. Hier kann man vorab einkehren oder sich nach einem Rundgang stärken. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zur Plaza del Pópulo mit ihrem sehenswerten Löwenbrunnen, die eines der Eingangstore zur Altstadt darstellt.
Über die Calle Romanones gelangt man zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Ortes, Baézas alte Universität, die zugleich die erste Hochschule war, die in der Provinz Jaén existierte. Nachdem das Gebäude in eine Sekundarschule umgewandelt wurde, erteilte hier einst der berühmte Dichter Antonio Machado (18751939) Französisch-Unterricht. Wie sein damaliges Klassenzimmer ausgestattet war, kann man sich heute noch dort anschauen.
An das Gebäude der alten Universität grenzt der Palacio de Jabalquinto an, der über einen Innenhof mit dem ehemaligen Priesterseminar San Felipe Neri verbunden ist. Aktuell dienen die beiden historischen Bauwerke gemeinsam als Sitz der Internationalen Andalusischen Universität (Unia).
Gegenüber des früheren Priesterseminars befindet sich an der Plaza de Santa María die Hauptattraktion von Baéza, seine Kathedrale. Obwohl Báeza keinen eigenen Bischof hat, sondern dem Bistum Jaén unterstellt ist, hat die Kathedrale ihr eigenes Kapitel zur Organisation ihrer administrativen und liturgischen Angelegenheiten.
In Úbeda hat man anders als in Baeza schon eher das Gefühl sich in einer pulsierenden Stadt aufzuhalten. Nicht zuletzt weil das Angebot an Souvernirläden und Gaststätten größer ist. Die Lokale sind obendrein moderner und ihre gastronomische Auswahl vielfältiger.
Während Baéza schon zur Zeit der römischen Vorherrschaft auf der iberischen Halbinsel existierte, wurde Úbeda von den Arabern gegründet. Seither aber weist ihre Entwicklung in nahezu allen Epochen starke Parallelen auf. Bereits im Mittelalter genossen beide Städte sowohl unter islamischer Dominanz als auch während der christlichen Rückeroberung eine bedeutende Stellung. Ihre Blütezeit erlebten sowohl Úbeda als auch Baéza indes unverkennbar in der Renaissance, in der lokaler Adel und Klerus eine einflussreiche Machtposition erlangten.
Dies wird in Úbeda auch sofort offenkundig, wenn man die Plaza Vazquez de Molina betritt. Hier findet man die Kapelle Sacra Capilla del Salvador, die Kirche Santa María de los Reales Alcazeres, den Palacio del Dean Ortega, der inzwischen ein Hotel beherbergt, sowie den Palacio de las Cadenas vor, der heute das Rathaus beherbergt. Allesamt imposante Konstruktionen die den italienischen Baustil des 16. Jahrhunderts nach Andalusien importierten.
An besagtem Platz erinnert auch eine Skulptur an den Hauptverantwortlichen hierfür. Gedacht wird mit dem Denkmal nicht etwa einem der politischen oder religiösen Würdenträger, die die Bauwerke in Auftrag gaben, sondern dem Architekten Andrés de Vandelvira (1509-1575), dessen Handschrift die meisten historischen Sehenswürdigkeiten Ubedás tragen.
Die Plaza Vazquez de Molina ist schließlich auch ein idealer Ausgangspunkt, um einen Streifzug durch Úbedas Altstadt zu starten. In den umliegenden Gassen wie der Calle Juan Montilla oder der Calle Real kann man dann ersehen, dass die Keramikherstellung wie auch die Anfertigung religiöser Kunst in der Gegend eine lange Tradition hat. Aber auch das Konditorhandwerk mit den Süßgebäck buñuelos als besonders nachgefragtes Spitzenprodukt.
Baéza existierte bereits zur zeit der Römer, Ubeda ist arabischen Ursprungs.