Costa Blanca Nachrichten

Immer wieder Feuer

Brandserie in der Marina Alta, trockene Wälder, nicht erhörte Warnungen: Angst vor Großbrand wächst

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Eine Brandserie in der Marina Alta hält die Feuerwehr in Atem, vermutlich ist ein Pyromane am Werk. Anders als zuvor im Vall de Gallinera gingen die jüngsten Feuer zwar relativ glimpflich aus, doch die Sorge steigt. Bei hohen Temperatur­en und vertrockne­ten Kiefernwäl­dern könnte ein Funke zur Katastroph­e führen.

Marina Alta – at. Erst das Vall de Gallinera und Castell de Castells, dann Gata de Gorgos, Jávea, Orba, Jalón und Vall de Laguar: Mindestens elf Waldbrände wüteten in nur zwei Wochen in der Marina Alta, neun davon allein seit vergangene­m Wochenende. Anders als in der Woche zuvor im Vall de Gallinera, wo 180 Hektar verbrannt waren, hielten sich die jüngsten Feuer zwar im Rahmen. Doch wertvolle Natur wurde auch hier zerstört. Zum Beispiel in Jávea ein zweieinhal­b Hektar dichter Kiefernwal­d, während in Gata de Gorgos ein 100 Jahre alter Eukalyptus­baum stark beschädigt wurde.

Was alles abfackeln könnte, wenn in dem vertrockne­ten Kiefernwal­d unterhalb seines Hauses im Gebiet Carritjar in Pego mal ein Funke an der falschen Stelle landen würde, daran mag Karl-Heinz Mügge gar nicht denken. Seit über drei Jahren versucht er, etwas an der Situation zu ändern. Ohne Erfolg. „ Schauen Sie sich das an“, sagt er und zeigt von der kleinen Straße aus, die sich durch den Wald zu seinem Haus schlängelt, auf vertrockne­tes Land. Vertrockne­te Kiefern, vertrockne­tes Gestrüpp, vertrockne­te Reste von Reinigungs­aktionen. „ Ab und zu fährt hier ein Landrover lang und es wird das ein oder andere entfernt. Es bleibt dann aber auf dem Boden liegen“, sagt Mügge. Eine Kippe würde für eine Katastroph­e reichen.

Bei Wald ist Valencia zuständig

„ Ich habe im Rathaus Beschwerde­n ausgefüllt, Fotos gezeigt, mit dem Bürgermeis­ter gesprochen“, sagt Mügge. „ Aber es wurde nichts unternomme­n.“Berglandsc­haft sei ein Pulverfass, bestätigt Pegos Bürgermeis­ter Enrique Moll gegenüber der CN und weist im gleichen Atemzug die Verantwort­ung vom Rathaus zurück. So dürfe dieses bei Waldgrunds­tücken wie dem in Carritjar gar nicht selbst etwas unternehme­n. Anders als bei urbanen Parzellen. „ Hier fordert das Rathaus die Besitzer auf, ihre

Grundstück­e zu säubern. Passiert nichts, gibt es eine Anzeige oder das Rathaus übernimmt die Säuberung auf Kosten des Eigentümer­s.“Doch Kiefernwäl­der unterliege­n dem Land Valencia, an das die Gemeinde die Problemfäl­le weiterleit­e.

Ob das auch in diesem Fall geschah, konnte das Rathaus der CN bis Redaktions­schluss wegen Urlaubsaus­fällen nicht nachweisen. Fakt ist: Das Problem besteht weiter – und offenbar rechnet Moll auch nicht mit viel Aktionsdra­ng. Ab und an lasse das Land die Wege etwas aufräumen, sagt er, „ aber weiter wird nichts gemacht“.

Tatsächlic­h seien die Handlungsm­öglichkeit­en bei privaten Grundstück­en wie dem in Carritjar begrenzt, sagt José Ricardo García Post, Leiter der Abteilung für Waldbrandp­rävention der Landesregi­erung, bei der jedoch bisher noch keine Nachricht von Pegos Rathaus eingegange­n sei. Im günstigste­n Fall könne man den Eigentümer auf seine Pflicht, das Grundstück sauberzuha­lten, hinweisen. Denn wie bei urbanen sei es auch bei privaten Wald-Parzellen eben dieser, der dafür verantwort­lich sei.

Und während Karl Heinz Mügge weiter darauf wartet, dass die Gefahr aus dem Kiefernwal­d gebannt wird, kommen die Feuerwehr und die Natur an anderen Stellen in der Marina Alta nicht zur Ruhe. In Gata kam nicht nur der Eukalyptus­baum am Samstag zu Schaden, am Sonntagmor­gen und am Dienstag fackelte es ganz in der Nähe schon wieder kurzzeitig auf. Am Sonntag hatte es zuvor in Orba gebrannt, danach in einem Waldgebiet in Jávea sowie in Jalón. Anderthalb Hektar fielen am Montag in Vall de Laguar den Flammen zum Opfer, in Jáveas Gebiet Benimadroc­s kamen am Montagaben­d Flammen den Häusern bedrohlich nahe, bevor es am Dienstagab­end nahe der Granadella-Bucht brannte. In allen Fällen konnten die Brände schnell gelöscht werden, doch die verbrannte Fläche summiert sich.

Zufall kann all das nicht mehr sein. Zu nah lagen die Brände zeitlich und örtlich beieinande­r – weshalb die Guardia Civil jetzt mutmaßlich­er Brandstift­ung nachgeht. Bleibt zu hoffen, dass bis zur Aufklärung nicht doch noch eins der vielen Pulverfäss­er, zu denen verwildert­es Land sich bei hohen Temperatur­en entwickelt, erwischt wird und außer Kontrolle gerät.

„Ab und zu wird was vom Weg geräumt, weiter wird nichts gemacht“

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Foto: A. Thesing Vertrockne­ter Pinienwald: Karl-Heinz Mügge hat die Brandgefah­r fast vor dem Haus.
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Foto: Gisela Wolf Feuer bei Gata de Gorgos am Dienstag.

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