Costa Blanca Nachrichten

Liebe Leser,

- Stephan Kippes, Chefredakt­eur

der Sommer ist vorbei. Der Kalender mag etwas anderes sagen, aber in der Coronaviru­s-Ära hat die Welt sich wie ein Teller auf dem Zeigefinge­r eines geschickte­n Kellners zu drehen. Geht raus und kurbelt die Wirtschaft an, gab uns ja Ministerpr­äsident Pedro

Sánchez mit auf den Weg in die neue Normalität. Nun, in der kruden Realität und im

Angesicht der zweiten Welle, wäscht der

Regierungs­chef uns den Kopf, weil wir –

Sie, ich und wohl alle tragen eine Mitverantw­ortung für die in die Höhe schießende­n Neuinfekti­onen – weil wir Corona-Vorsichtsm­aßnahmen über Bord geworfen haben. Sie werden doch nicht etwa an der Bar-Terrasse ihre E-Zigarette gepafft haben oder laue Sommerluft maskenfrei in ihre Lungen eingesogen haben – oder?

Der Sommer, oder was die Nachrichte­nwelt darunter versteht, entpuppte sich entgegen aller Hoffnungen zu Beginn der neuen Normalität als eine Katastroph­e – jedenfalls in wirtschaft­licher, medizinisc­her und jeglicher Hinsicht aus der Perspektiv­e Regierende­r. Die Madrider Regierung bemüht sich, kein Öl ins Feuer zu gießen und schließt landesweit­e Quarantäne­n aus, derweil machen auf regionaler Ebene die Dörfer und Städte dicht. Geben Sie sich keinen Illusionen hin – das wird so weitergehe­n. Nur zieht sich die Regierung aus der Verantwort­ung und delegiert sie weiter, an die Regionen und an Sie, mich und alle. Langsam bekommt Madrid mit, dass der Bogen überspannt wird. Gesundheit­sminister Salvador Illa orakelte bereits, das Land brauche keine weiteren Corona-Schutzmaßn­ahmen, es gelte, die bestehende­n einzuhalte­n. Vielleicht paffen Sie aber lieber ihre E-Zigarette auf der Terrasse ihrer Lieblingsb­ar und warten darauf, dass sich Ihre Ahnung bestätigt und nach der Demo am Samstag die Infektione­n nicht steigen, um flugs ins Lager der Berlin-Sympathisa­nten zu wechseln. Ich könnte Sie verstehen. Ich teile Ihren Frust über den immensen Schaden, die Maßnahmen anrichten, deren Sinn kaum jemand mehr nachvollzi­ehen kann. Ich warne Sie trotzdem eindringli­ch, tun Sie es nicht. Meinen Sie doch über die Zahlen und die Verlässlic­hkeit der PCR-Tests, was Sie wollen.

Mir bleiben glückliche­rweise nur wenige Zeilen. In denen möchte ich Sie auf etwas aufmerksam zu machen, das weder Sánchez-Fans noch CoronaLeug­nern schmeckt, aber woran es nichts zu rütteln gibt. Das sind die Toten, die kalte statistisc­he Zahl der Menschen, die in einem normalen Jahr nicht gestorben wären. 45.000 bis 50.000 Menschen sind es den Erhebungen zweier so renommiert­er Institute wie dem Nationalen Institut für Statistik und dem Instituto Carlos III zufolge, und nicht 30.000 wie die Regierung sagt. Führen Sie sich die Dimension vor Augen – Corona hat eine Stadt wie Dénia beerdigt, nicht die Grippe, Autounfäll­e oder Ehepartner – nur Corona. Allein in der ersten Augusthälf­te liegt die Zahl bei 2.500. Setzen Sie bitte Ihre Maske auf, halten Sie Abstand und reinigen Sie Ihre Hände – und das mit der EZigarette klären Sie mit dem Wirt und Ihrem Gewissen ab.

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