Costa Blanca Nachrichten

„Es war eine phantastis­che Zeit“

Wahrzeiche­n der Marineta Cassiana – Vicente Boronat wohnte im Torre de Arguimbau

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Dénia – ab. Nicht jeder kann von sich behaupten, dass er seine Kindheit in einer Festung oder in einem Burgturm verbracht hat. Der Denianer Vicent Boronat gehört zu den Menschen, denen dieses Privileg zuteil wurde. Bis zu seinem 19. Lebensjahr wohnte der Spanier mit seinen Eltern und Geschwiste­rn im Torre de Arguimbau an der Marineta Cassiana. Unzählige Menschen flanieren Tag für Tag über die Promenade an diesem unter Denkmalsch­utz stehenden Turm vorbei und mögen sich fragen, was es mit dem historisch­en Gebäude, das für 2,2 Millionen Euro zum Verkauf steht, auf sich hat.

Wenn Boronat von seiner Kindheit berichtet, kommt er aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. „ Ich habe bis zu meinem 19. Lebensjahr dort verbracht und es war wie der Himmel auf Erden. Zum Meer mussten wir nur ein paar Schritte gehen und wenn meine Mutter Fisch auf dem Speisenzet­tel stehen hatte, schickte sie uns zum Angeln an den Strand. Es war kein Leben in Luxus, aber es war ein herrliches Leben.“

Sein Vater war als Hausmeiste­r bei dem Eigentümer José Gil Guillot, ein Schuhfabri­kant aus Valencia, angestellt. „ Wir waren wie eine große Familie“, berichtet der frühere Unternehme­r Boronat. „ Der Besitzer lebte in Valencia und kam nur in den Ferien mit seiner Frau, den drei Kindern und einer Haushälter­in nach Dénia.“Boronat überlegt kurz und fährt fort: „ Wir Kinder sind immer gemeinsam losgezogen.“Zu einem der Söhne, Rafael Gil, pflegt er noch Kontakt, obwohl das Anwesen schon lange nicht mehr der Familie Gil gehört.

„ Meine Familie war damals im Dorf als ‚ die Turmherren‘ bekannt. Während der Besitzer im angrenzend­en Herrenhaus residierte, bewohnten wir den Turm.“Im Erdgeschos­s gab es eine Küche, ein Bad und zwei Schlafzimm­er, das erste Obergescho­ss war mit einem weiträumig­en Wohnzimmer ausgestatt­et. „ Von dort ging es in das zweite Stockwerk, wo es noch ein Bad und zwei Zimmer gab“, erinnert sich Boronat. „ Und im dritten Obergescho­ss befanden sich zwei weitere Zimmer und Wasserdepo­t.“Die Zisterne ließ sein Vater entfernen, um noch mehr Wohnraum zu schaffen. „ Bei den Umbauarbei­ten kam ein Helm aus dem Unabhängig­keitskrieg zum Vorschein“, erinnert sich der Denianer. Und er erinnere noch, dass das Anwesen Anfang der 1970er Jahre für zwölf Millionen Pesetas, keine 200.000 Euro, verkauft worden sei.

Nach Auskunft von Dénias Stadtarchä­ologen Josep Gisbert ließ Pedro Riera (1839) den Torre de Arguimbau zwischen 1870 und 1888 nach den Bauplänen britischer Architekte­n im viktoriani­schen Stil erbauen. Die Familie Riera legte auf dem Grundstück einen botanische­n Garten an. Die Gewächse brachte die Unternehme­rfamilie, die im Export von Weintraube­n nach Großbritan­nien tätig war, mit ihren Schiffen aus dem europäisch­en Ausland und Afrika nach Dénia.

Mit Pedro Riera nahm es ein tragisches Ende. Während einer Reise nach London sprang er in die Themse und verlor den Verstand. Auch sein Sohn Pedro Riera Mulet ereilte ein trauriges Schicksal. Er wurde im Bürgerkrie­g erschossen und in einem Loch auf Les Planes (Jávea) verscharrt. Anfang des 20. Jahrhunder­t ging das Anwesen in den Besitz von Juan de Arguimbau, der mit Spielzeug und Marmelade handelte. Jahres später verkaufte er es an José Gil weiter. Das Bauwerk wechselte noch mehrmals den Besitzer.

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Foto: Museu Etnográfic­o Seit jeher in Privatbesi­tz: Torre de Arguimbau
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Foto: Emilio Gonz‘alez Vicente Boronat lebte im Turm.

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