Angst vor Wasser
Guardamar war letzter Akt des Dana-Hochwassers 2019 – Versprechen auf Flut-Kongress in Orihuela
Ein Jahr nach Dana: Das Unwetter hat viele unsichtbare Spuren in der Vega Baja hinterlassen
Guardamar – sw. Am 17. September 2019 war es der tragische Endpunkt der Katastrophe, als im gefluteten Gebiet vor Guardamar der tote Körper des ertrunkenen Niederländers geborgen wurde. Bald rissen Bagger an der Mündung des Segura Kanäle auf, und das wilde Wasser, das die Vega Baja überschwemmt hatte, floss ins Meer ab. An besagter Stelle, am Einkaufszentrum an der Urbanisation La Marina, erinnert heute nichts mehr an das Unglück, das das Unwetter Dana ausgelöst hatte.
In den Shops herrscht Betrieb. Auf einer Baustelle entsteht ein neues Gebäude. Stumm fließt ein Seitenarm des Flusses entlang der Straße mit dem Campingplatz. Flussaufwärts, an den anderen Unglücksstellen des Kreises, gab man sich am Wochenende Mühe, trotz Corona an das Drama zu erinnern.
Landwirte noch ohne Hilfen
In Almoradí brachte die Stadt eine Plakette an, die an die damaligen Helden erinnerte: Die militärische Nothilfeeinheit UME, Guardia Civil, Rotes Kreuz, Polizei, die nicht zuletzt verhindert hatten, dass es bei „ nur“drei Todesopfern der Dana im Kreis blieb. Zudem läuteten am Sonntag, 13. September, um 12:20 die Glocken: Ein Jahr zuvor fiel da die Ufermauer in Almoradí, die Flut brach sich ihre Bahn.
In Orihuela suchte am 10. und 11. September ein nationaler Kongress gegen Überschwemmungen Lösungen – für den Wiederaufbau nach Dana und die Verhinderung erneuter Flutkatastrophen. Dabei sicherte der zugeschaltete Landeschef Ximo Puig (PSOE) der Vega hundert Millionen Euro für Entschädigungen zu. 17 Millionen für 10.000 Geschädigte hat Valencia schon gezahlt, weitere 200.000 an 100 Menschen flossen nun am Montag und Dienstag. Das sei aber lange nicht genug, kritisierten vor allem PP-Bürgermeister. Allein Almoradí beklage 20 Millionen Schäden, sagte María Gómez (PP). „ Davon haben wir nur fünf Prozent bekommen, die Landwirte noch gar nichts“, so Gómez.
In der Kreishauptstadt Orihuela richtete Dana gar Schäden für 530 Millionen Euro an. Doch neben Reparaturen stehen im ganzen Kreis Umbaumaßnahmen an. Viele unbedacht errichtete Infrastrukturen hatten die Dana-Not verstärkt. Mitten in natürliche Abflüsse des Regenwassers gebaute Straßen etwa.
Eine strukturelle Reform soll der Entwicklungsplan „ Vega RenHace“schaffen – und das flache, sehr hochwassergefährdete Ackerland am Fluss Segura nachhaltig schützen. In diesem Rahmen verkündete Puig die Modernisierung aller 29 Klärwerke im Kreis. 25 Millionen Kubikmeter Wasser sollen sie wiederverwerten und die Kreislaufwirtschaft fördern.
Einen umfassenden Katalog an Maßnahmen beinhaltet der Plan „ Vega RenHace“. Wasserdurchlässige Straßen gehören dazu, und ausdrücklich auch die Umweltbildung von Bürgern. Schließlich begünstigte allgemeines ökologisches Fehlverhalten das Dana-Desaster. Tonnen an Plastikmüll verstopften Kanäle und blockierten das Wasser, das nicht floss, sondern als Hochwasser stieg. Anfang dieser Woche entfernte die Stadt
Orihuela tausende solcher Reste, die sich im Fluss verfangen hatten.
Schuld war nicht nur Gewitter
Doch immer wieder ist der Segura voller Plastik, vor allem an der Mündung am Meer in Guardamar. Auch am Ufer des Seitenkanals liegen lauter Abfälle, die beim nächsten Windstoß ins Wasser fallen werden.
Aus der Nähe sieht der Kanal, in dem man vor einem Jahr den toten Mann fand, nicht mehr so still aus. Rapide schießt unten das Wasser durch eine bedrohliche Tiefe.
Sechs Kilometer flussaufwärts, in Dolores, war der 66-Jährige in den Kanal gefallen, den er wegen des Hochwassers nicht sah. Das extreme Gewitter Dana, aber auch menschliche Fehler, hatten die Katastrophe verursacht, die einen unbezahlbaren Schaden anrichtete.
Landeschef Puig: 29 Klärwerke im Kreis modernisieren