Costa Blanca Nachrichten

Liebe Leser,

- Stefan Wieczorek, Redakteur

„ Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu

Hause.“Solche Sätze kennen wir doch vom

Frühjahr. Nun erklang der Satz aus Berlin.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel sagte ihn.

Zu Deutschlan­d, aber auch – wie in früheren

Krisen – als Stimme Europas. Gerade hat die

EU die USA bei den täglichen Neuinfizie­rten pro 100.000 Einwohnern überholt. Erstmals seit April. Wie der Winter werde, hänge jetzt von unserem Verhalten dieser Tage ab, sagte die Kanzlerin und machte alle hellhörig.

Denn wer will nicht langsam wissen, wie Weihnachte­n wird? Ab in die soziale Distanz, dann wird es ein frohes Fest? „ Wir schaffen das“, scheint Angela Merkel wieder an uns zu glauben. Doch wir sind alle sehr müde von dieser Pandemie, der ständigen traurigen Isolierung. Frau Merkel vielleicht nicht, mit all ihren Meetings und Pflichten. Aber was denkt ein einsamer oder kranker Mensch, oder einer, dessen vier Wände so eng sind, dass sie ihm auf den Kopf fallen? Das „ zu Hause bleiben“– so nötig es ist – tut auch nicht gut, davor warnen Soziologen seit Monaten. Zumal nicht nur Corona Sorgen bereitet. Daran erinnert zum Beispiel der Brustkrebs­monat Oktober. Auch die Wirtschaft­skrise zieht Kreise, Menschen verlieren Jobs oder bangen um sie. Alte Probleme zeigen, dass sie nicht weg sind: In Frankreich ist der islamistis­che Terror wieder voll da. Im Kaukasus eskalieren tödliche Kämpfe. Alles nicht unser Bier? Das sollten wir nach der globalen Corona-Erfahrung lieber nicht mehr sagen.

Es ist normal, zur Zeit betrübt zu sein. Doch nicht gut, wenn man damit alleine ist. Wir brauchen den Austausch von Mensch zu Mensch. Vielleicht hört Spaniens Präsident Pedro Sánchez deshalb nicht auf Angela Merkel und macht am 24. Oktober eine Reise – zu Papst Franziskus. Jüngst hatte der Pedro aus Madrid dem Petrus-Nachfolger aus Rom gratuliert – zu dessen Schreiben „ Fratelli tutti“, einer Sozialutop­ie über die Zeit nach Corona, in der alle Menschen Geschwiste­r sind. Wie aus der düsteren

Zeit gefallen, klingt der päpstliche Traum. „ Leichter gesagt als getan“, denkt sich aber mancher Leser, der deprimiert im Haus hockt und nicht in einem Luftschlos­s in Rom, Madrid oder Berlin. P.S. Lassen Sie uns auf Angela Merkel hören – wenn immer möglich. Corona hat genug angerichte­t.

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