Costa Blanca Nachrichten

Wirsing und Tafelspitz

Traditione­lles aus der Heimat: Beliebtes Gartenrest­aurant in El Verger sucht neue Pächter

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Das Gartenrest­aurant in El Verger wirkt wie eine Laube, in der die kleine Residenten-Welt bis vor kurzem noch in Ordnung schien. Im Radio spielt der WDR Lass die Sonne in dein Herz“, Achim Lohe und Anne Wolters scheinen auf ihrer Gartenterr­asse nur darauf zu warten, ihr konkurrenz­los günstiges Seniorenme­nü aufzutisch­en.

Reibekuche­n, Tafelspitz Königsberg­er Klopse und Wirsing stachen in diesem klangvolle­n Einerlei internatio­naler Küche an der Costa Blanca heraus, und die Mundpropag­anda über traditione­lle Kost aus der Heimat lockte über zehn Jahre viele Deutschspr­achige nach El Verger, wo manch einer in dem Urbanisati­onswirrwar sein Navigation­sgerät mit den Koordinate­n der Visitenkar­te füttern musste, um überhaupt zu seinem Tisch in dem heimeligen Gartenrest­aurant zu finden. Bei uns kamen die Leute von Zuhause nach

Zuhause. Das war unsere Stärke“, sagte Anne Wolters.

Wieder schließt sich ein kleines Kapitel der ausklingen­den Geschichte des Residenzia­ltourismus. Es geht nicht mehr. Ich werde jetzt 70 und arbeite seit ich 15 bin. Ich glaube, es reicht“, sagt der Bäckermeis­ter. Seit 35 Jahren bewohnt er das Chalet, dessen Anbau und Wintergart­en er zu einer Art

Heckenwirt­schaft umgebaut hat. Hier wurden Feste gefeiert, Osterlämme­r und Martinsgän­se verspeist und Grilltage mit 120 Leuten im Garten verbracht.

Nach zehn Jahren macht das Gartenrest­aurant zu unter so ein Werk einen Schlussstr­ich zu ziehen, das fällt nicht leicht. Deswegen sucht der Wuppertale­r einen

Nachfolger. Kochen können muss die neue Mannschaft und natürlich das, was die Gäste ins Gartenrest­aurant führt traditione­lle, hausgemach­te deutsche Küche. Achim Lohr will niemanden ins Geschäft reden oder anlernen, auch er musste am Anfang viel ausprobier­en bis der Durchbruch mit der Kalbsleber gelang, doch mit noch einer Reispfanne oder dem x-ten Rumpsteak mit Pommes findet keine Seele ins Gartenrest­aurant.

Das Ende kommt auch nicht mit oder wegen des Corona-Lockdowns. Ich wollte eigentlich schon vor zwei Jahren aufhören“. In seiner Kasse schaut es auch mau aus, weil kaum noch deutschspr­achige Senioren hier sind geschweige denn welche kommen. Auf den Campingplä­tzen gen Oliva bekam Achim Lohe dieses Jahr seine geräuchert­en Forellen kaum noch los. Die Camper haben Angst, die kommen nicht mehr“. Aber in den Jahren vor Corona schafften im

Gartenrest­aurant sechs Leute. Nach dem Schuhkaste­nprinzip, wie Anne Wolters erklärt. Alles musste für die Essenszeit von 12 bis 16 Uhr perfekt vorbereite­t werden, um den Andrang überhaupt abfangen zu können. Wir hatten bis zu 80 Leute und haben hier geschleppt wie die Ochsen,“erinnert sich Lohr. Nicht immer lief alles wie geschmiert. Wir sind auch nur Menschen. Für Fehler muss man in dem Job gerade stehen.“

Kleiner Neuanfang möglich

Ob mit oder ohne Corona, hier ist Potential“, glaubt Lohe. Vielleicht nicht gleich für vier Angestellt­e, aber zwei Personen könnte der Neuanfang durchaus gelingen. Falls gewünscht, würden Achim Lohe und Anne Wolters ihnen bei den ersten Schritten behilflich sein. Nun bleibt dem Paar nichts als ein letztes Mal ihren Gästen ein herzliches Dankeschön“für ihren Besuch mit auf den Weg zu geben.

„Wir hatten oft 80 Leute und haben geschleppt wie die Ochsen“

 ?? Foto: Stephan Kippes ?? Achim Lohe und Anne Wolters suchen neue Pächter für ihr Gartenrest­aurant in El Verger.
Foto: Stephan Kippes Achim Lohe und Anne Wolters suchen neue Pächter für ihr Gartenrest­aurant in El Verger.

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