Allein in der Krise
Zwei von drei kleinen Geschäftsleuten in Torrevieja bleiben ohne Hilfen
Hilfen kommen oft nicht an: Wirte und Händler aus Torrevieja kriegen häufig Anträge nicht durch
Torrevieja – mar. Selbständige, kleine Händler, Wirte und andere Kleinstbetriebe gehören eigentlich zur angestammten Klientel der in Torrevieja absolut regierenden Volkspartei. Ein speziell auf sie zugeschnittenes Hilfsprogramm des Rathauses sollte ihnen etwas Linderung in der Coronavirus-Krise verschaffen. Doch die Grünen und die liberale Partei Sueña Torrevieja müssen nun im Amtsblatt der Provinz Alicante lesen, dass von den 346 bis Anfang Dezember eingegangenen Hilfsanträgen nur 119 genehmigt wurden, gerade 35 Prozent.
Orihuela kann‘s besser
„ Im benachbarten Orihuela“, das in Größe und Situation mit Torrevieja vergleichbar ist und auch von der PP regiert werde, „ wurden bereits Hilfsgelder an 400 Antragsteller“ausgezahlt und „ das dreimal kleinere Pilar de la Horadada (auch PP, Anm.) hat ein Sonderbudget für diese Gruppe von einer Million Euro auf die Beine gestellt“, während Torrevieja gerade 211.924 Euro zusammenbrachte, rechnen die Oppositionellen vor.
Das Rathaus wehrt sich damit, dass Anträge wegen des „ Fehlens von steuerlicher Dokumentation oder Nichterfüllung der Kriterien“abgelehnt wurden, mehrere Antragsteller hätten ihren Geschäftssitz nicht einmal in Torrevieja. Das seien Ausreden, wie die anderen Gemeinden belegten, „ Dolón lässt unsere Kleinunternehmer hängen“, so die Grünen, die als positive Beispiele Elche und Alicante anführen, wo „ sogar“Regierungs- und Oppositionsparteien kooperierten, um die Probleme zu lösen. Den Papierkram könne man auch noch später erledigen, im Moment gehe es bei vielen um die nackte Existenz angesichts eines völlig verlorenen Jahres.
Und Pablo Samper von Sueña Torrevieja ergänzt: „ Was nutzen die Beteuerungen des Bürgermeisters, dass er an der Seite der kleinen Geschäftsleute stehe, wenn er dann nicht da ist, wenn sie ihn wirklich brauchen.“Im Haushalt 2021 sind 500.000 Euro für diese Hilfsschiene vorgesehen, 300.000 mehr als 2020, aber immer noch nur die Hälfte vom dreimal kleineren Pilar.
In Torrevieja gibt es allein rund 900 gastronomische Betriebe, von der Döner-Bude bis zum Meeresfrüchte-Lokal. Diesen wurde, wenn vorhanden, die Pacht für die Terrassen auf unbestimmte Zeit erlassen. Das gleiche gilt für Marktständler, Kiosk-Betreiber und die Verkäufer des Hippie-Marktes, zusammen weitere rund 800 Familien. Fairerweise muss man diese gesparten Gelder auch als indirekte Subventionen mitrechnen. Die Opposition reibt sich aber vor allem an der – ihrer Ansicht nach – undurchsichtigen Vergabe sowie der sozialen Schieflage in den städtischen Hilfsprogrammen. Vor allem die „ Almosen“für die Ärmsten der Armen, jene mindestens 4.000 Familien der Stadt, die nicht einmal genügend Mittel haben, um sich ausreichend Lebensmittel zu leisten. Die städtischen Budgetposten für diese Gruppe seien noch geringer, die Stadt vertraue hier auf Freiwillige und Spenden und verweigere ihre Fürsorgepflicht, so die Opposition links von der PP.
„Der Bürgermeister lässt unsere Kleinunternehmer einfach hängen“