Hoch auf die Segària
Maurische Wasserkanäle, ein gruseliges Felsloch und duftende Wildblumen: Von Ondaras Picknickplatz zur Höhle Bolumini
Neben Montgó und Peñón fristet die Segària ein Schattendasein – zu Unrecht eigentlich
Im Hintergrund das blaue Meer, davor Zitrusplantagen, Reisfelder und ein felsiger, schroffer Gebirgsstock – gegensätzlicher könnte eine Landschaft nicht sein. Die Rede ist von der Sierra Segària, die sich hinter Ondara wie aus dem Nichts erhebt und dabei ein monumentales Zeugnis für die gewaltigen Bewegungen der Erdrinde vor Jahrmillionen abgibt.
Dankenswerterweise hat man diese Berggruppe vor einigen Jahren neu erschlossen und die Wanderwege sorgfältig markiert, so dass sich für jeden Bergwanderer die passende Route finden lässt. Die nachfolgend beschriebene Wanderung konzentriert sich auf den Segària-Südhang, wo maurische Wasserkanäle, Höhlen und Felslöcher (avenc) dem Wanderer ihre spannende Geschichte erzählen.
Ausgangspunkt ist der idyllisch gelegene Picknickplatz Parque Segària, wo Sie sich anhand einer Orientierungstafel über die verschiedenen Wanderwege informieren können. Unsere Route führt gelb-weiß markiert auf dem Sträßchen geradeaus aufwärts und geht nach wenigen Minuten links in einen gelb-weiß markierten Wanderpfad über. Bald stehen Sie an einem beschilderten Aussichtspunkt (mirador) und genießen die ersten Ausblicke über das fruchtbare Tal bis hin zum Meer.
Unsere Route biegt kurz darauf nach links ab und geht in einen maurischen Wasserkanal über. Manchmal stellen sich Hindernisse in den Weg und es gilt kleine Umwege in Kauf zu nehmen. Aber das tut der Wanderfreude keinen Abbruch, wo sonst findet man noch einen so einzigartigen und urigen Wanderweg?
Den ersten unmarkierten Abgang nach links ignorieren Sie und folgen weiter dem Kanal, der immer wieder zum Stehenbleiben und Schauen verlockt. Wenn Sie beim Abzweig „ Conjunt Hidrologic“ankommen, bleiben Sie noch etwa 80 Meter im Kanal und folgen dann der Markierung nach rechts zur „ Cova Bolumini.“
War es bis hierher ein angenehmes ebenes Dahinschlendern, so
ändert sich das jetzt schlagartig. Ein schmaler gerölliger Pfad schlängelt sich in Serpentinen den felsigen Segária-Südhang aufwärts, wobei man sich an den gelben Markierungen und Steinmännchen gut orientieren kann.
Da die Verhältnisse nun mal so sind wie sie sind, jammert man nicht lange über den etwas unbequemen Aufstieg und genießt bei den Verschnaufpausen voller Genuss die schönen Aus- und Rückblicke. Mediterrane Kräuter und Bergblumen in allen Farben sind die duftenden Begleiter bis zu einem kleinen Querweg bei den nächsten Wanderschildern.
Wenige Meter nach rechts gehend, gestattet Ihnen ein nur mit Seil und Ausrüstung zu erkundender avenc einen kleinen schaurigen Einblick. Hier sollen sich in mindestens 15 Meter Tiefe kleine Seen und eine Reihe beeindruckender Galerien und Räume befinden...
Etwa fünf Gehminuten davon entfernt, liegt hoch oben in 300 Meter Höhe und mitten im Herzen der Segària unser eigentliches Ziel, die Höhle Bolumini. Hat man sie endlich erklommen, lässt es sich auf einer warmen Felsplatte sitzend, voller Erstaunen in den tiefen Schlund blicken. Man könnte aber auch, Trittsicherheit vorausgesetzt, zur Höhle absteigen und sie ein wenig erkunden. Aber Vorsicht, der Boden ist feucht und rutschig und wie fast jede Höhle kann auch sie unvorhersehbare Gefahren bergen.
Gemäß den überlieferten Angaben wurde die Höhle Jahrhunderte lang von Hirten mit ihren Ziegenherden als willkommener Zufluchtsort und regensicherer Unterschlupf benutzt.
Ein sehr beeindruckendes Schauspiel lässt sich hier am Tag der Sommersonnenwende erleben. Dann tritt morgens gegen 8:20 ein Lichtstrahl in die Höhlenmündung ein und sorgt 40 Minuten lang für eine sehenswertes Schauspiel aus Licht und Schatten. Man sagt, dass es den anwesenden Betrachtern für immer Glück und Gesundheit garantieren soll. Aber auch ohne dieses Ereignis ist die Wanderung zur Höhle ein kleines Erlebnis und man wird sich immer schweren Herzens von ihr und dem herrlichen Aussichtsplatz trennen.
Für den Abstieg folgt man dem gleichen Pfad bis in den Kanal und anschließend dem bereits erwähnten Abzweig „ Conjunt Historic“nach rechts auf eine kleine Teerstraße. Aber schon nach 400 Metern biegt man dann vor einem kleinen Steinbruch grün-weiß markiert nach links ab.
Nun befindet man sich in dem von Zitrusplantagen geprägten Tal am Fuße der Segària und schlendert entlang einer alten Wasserleitung gemächlich dahin. Außer dem fröhlichen Gemeckere der auf den Berghängen grasenden Ziegen und dem Gurren der erschreckt auffliegenden Wildtauben stört hier nichts die erhabene Ruhe. Ein verfallener Corral dämmert im Dornröschenschlaf vor sich hin, alles wirkt verlassen und vergessen.
Am Ende dieses Sträßchens biegt man auf einen Wanderweg ein und überquert mittels einer provisorischen Holzbrücke etwas abenteuerlich ein altes Wasserrohr. Achten Sie kurz danach auf den markierten Abzweig nach links, der den felsigen Barranco durchquert und wieder hinauf zur Wasserrinne führt. In der Rinne nach rechts abbiegend erreicht man nach wenigen Gehminuten deren Ende und kurz darauf den mirador. Mit einem letzten, vielleicht etwas wehmütigen Blick verabschiedet man sich von einer grandiosen Bergwelt, die noch viele interessante Routen für den Bergwanderer bereit hält.
Viel zu schnell ist man dann wieder in der Zivilisation und möchte am liebsten wieder auf dem Absatz kehrt machen…