Costa Blanca Nachrichten

Hoch auf die Segària

Maurische Wasserkanä­le, ein gruseliges Felsloch und duftende Wildblumen: Von Ondaras Picknickpl­atz zur Höhle Bolumini

- Ingrid Lechner

Neben Montgó und Peñón fristet die Segària ein Schattenda­sein – zu Unrecht eigentlich

Im Hintergrun­d das blaue Meer, davor Zitrusplan­tagen, Reisfelder und ein felsiger, schroffer Gebirgssto­ck – gegensätzl­icher könnte eine Landschaft nicht sein. Die Rede ist von der Sierra Segària, die sich hinter Ondara wie aus dem Nichts erhebt und dabei ein monumental­es Zeugnis für die gewaltigen Bewegungen der Erdrinde vor Jahrmillio­nen abgibt.

Dankenswer­terweise hat man diese Berggruppe vor einigen Jahren neu erschlosse­n und die Wanderwege sorgfältig markiert, so dass sich für jeden Bergwander­er die passende Route finden lässt. Die nachfolgen­d beschriebe­ne Wanderung konzentrie­rt sich auf den Segària-Südhang, wo maurische Wasserkanä­le, Höhlen und Felslöcher (avenc) dem Wanderer ihre spannende Geschichte erzählen.

Ausgangspu­nkt ist der idyllisch gelegene Picknickpl­atz Parque Segària, wo Sie sich anhand einer Orientieru­ngstafel über die verschiede­nen Wanderwege informiere­n können. Unsere Route führt gelb-weiß markiert auf dem Sträßchen geradeaus aufwärts und geht nach wenigen Minuten links in einen gelb-weiß markierten Wanderpfad über. Bald stehen Sie an einem beschilder­ten Aussichtsp­unkt (mirador) und genießen die ersten Ausblicke über das fruchtbare Tal bis hin zum Meer.

Unsere Route biegt kurz darauf nach links ab und geht in einen maurischen Wasserkana­l über. Manchmal stellen sich Hinderniss­e in den Weg und es gilt kleine Umwege in Kauf zu nehmen. Aber das tut der Wanderfreu­de keinen Abbruch, wo sonst findet man noch einen so einzigarti­gen und urigen Wanderweg?

Den ersten unmarkiert­en Abgang nach links ignorieren Sie und folgen weiter dem Kanal, der immer wieder zum Stehenblei­ben und Schauen verlockt. Wenn Sie beim Abzweig „ Conjunt Hidrologic“ankommen, bleiben Sie noch etwa 80 Meter im Kanal und folgen dann der Markierung nach rechts zur „ Cova Bolumini.“

War es bis hierher ein angenehmes ebenes Dahinschle­ndern, so

ändert sich das jetzt schlagarti­g. Ein schmaler gerölliger Pfad schlängelt sich in Serpentine­n den felsigen Segária-Südhang aufwärts, wobei man sich an den gelben Markierung­en und Steinmännc­hen gut orientiere­n kann.

Da die Verhältnis­se nun mal so sind wie sie sind, jammert man nicht lange über den etwas unbequemen Aufstieg und genießt bei den Verschnauf­pausen voller Genuss die schönen Aus- und Rückblicke. Mediterran­e Kräuter und Bergblumen in allen Farben sind die duftenden Begleiter bis zu einem kleinen Querweg bei den nächsten Wanderschi­ldern.

Wenige Meter nach rechts gehend, gestattet Ihnen ein nur mit Seil und Ausrüstung zu erkundende­r avenc einen kleinen schaurigen Einblick. Hier sollen sich in mindestens 15 Meter Tiefe kleine Seen und eine Reihe beeindruck­ender Galerien und Räume befinden...

Etwa fünf Gehminuten davon entfernt, liegt hoch oben in 300 Meter Höhe und mitten im Herzen der Segària unser eigentlich­es Ziel, die Höhle Bolumini. Hat man sie endlich erklommen, lässt es sich auf einer warmen Felsplatte sitzend, voller Erstaunen in den tiefen Schlund blicken. Man könnte aber auch, Trittsiche­rheit vorausgese­tzt, zur Höhle absteigen und sie ein wenig erkunden. Aber Vorsicht, der Boden ist feucht und rutschig und wie fast jede Höhle kann auch sie unvorherse­hbare Gefahren bergen.

Gemäß den überliefer­ten Angaben wurde die Höhle Jahrhunder­te lang von Hirten mit ihren Ziegenherd­en als willkommen­er Zufluchtso­rt und regensiche­rer Unterschlu­pf benutzt.

Ein sehr beeindruck­endes Schauspiel lässt sich hier am Tag der Sommersonn­enwende erleben. Dann tritt morgens gegen 8:20 ein Lichtstrah­l in die Höhlenmünd­ung ein und sorgt 40 Minuten lang für eine sehenswert­es Schauspiel aus Licht und Schatten. Man sagt, dass es den anwesenden Betrachter­n für immer Glück und Gesundheit garantiere­n soll. Aber auch ohne dieses Ereignis ist die Wanderung zur Höhle ein kleines Erlebnis und man wird sich immer schweren Herzens von ihr und dem herrlichen Aussichtsp­latz trennen.

Für den Abstieg folgt man dem gleichen Pfad bis in den Kanal und anschließe­nd dem bereits erwähnten Abzweig „ Conjunt Historic“nach rechts auf eine kleine Teerstraße. Aber schon nach 400 Metern biegt man dann vor einem kleinen Steinbruch grün-weiß markiert nach links ab.

Nun befindet man sich in dem von Zitrusplan­tagen geprägten Tal am Fuße der Segària und schlendert entlang einer alten Wasserleit­ung gemächlich dahin. Außer dem fröhlichen Gemeckere der auf den Berghängen grasenden Ziegen und dem Gurren der erschreckt auffliegen­den Wildtauben stört hier nichts die erhabene Ruhe. Ein verfallene­r Corral dämmert im Dornrösche­nschlaf vor sich hin, alles wirkt verlassen und vergessen.

Am Ende dieses Sträßchens biegt man auf einen Wanderweg ein und überquert mittels einer provisoris­chen Holzbrücke etwas abenteuerl­ich ein altes Wasserrohr. Achten Sie kurz danach auf den markierten Abzweig nach links, der den felsigen Barranco durchquert und wieder hinauf zur Wasserrinn­e führt. In der Rinne nach rechts abbiegend erreicht man nach wenigen Gehminuten deren Ende und kurz darauf den mirador. Mit einem letzten, vielleicht etwas wehmütigen Blick verabschie­det man sich von einer grandiosen Bergwelt, die noch viele interessan­te Routen für den Bergwander­er bereit hält.

Viel zu schnell ist man dann wieder in der Zivilisati­on und möchte am liebsten wieder auf dem Absatz kehrt machen…

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 ?? Fotos: Ingrid Lechner ?? Grüne Marina Alta: Der Blick übers fruchtbare Tal mit seinen Dörfern und Plantagen bis hin zum Meer ist eine Augenweide.
Fotos: Ingrid Lechner Grüne Marina Alta: Der Blick übers fruchtbare Tal mit seinen Dörfern und Plantagen bis hin zum Meer ist eine Augenweide.
 ??  ?? Sicher zum Ziel: Der Weg zu der kleinen Felshöhle Bolumini ist gut beschilder­t.
Sicher zum Ziel: Der Weg zu der kleinen Felshöhle Bolumini ist gut beschilder­t.
 ??  ?? Die Höhle war ein Unterschlu­pf für Hirten.
Die Höhle war ein Unterschlu­pf für Hirten.
 ??  ?? Bewässerun­gskanäle durchquere­n die Landschaft.
Bewässerun­gskanäle durchquere­n die Landschaft.
 ??  ?? Am Segària gibt es für jeden die passende Route.
Am Segària gibt es für jeden die passende Route.
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