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Archäologen bestätigen: Neandertaler bewohnten die Zone des heutigen Gran Alacant
Neandertaler lebten vor 40.000 Jahren in Gran Alacant
Santa Pola – sw. Manchmal ist ja zu lesen, dass Neandertaler überlebt haben könnten. Nur, dass sie niemand – in normaler Kleidung des 21. Jahrhunderts – als solche erkennt. Wer weiß, vielleicht tummelt sich ja in Gran Alacant, der Siedlung der Residenten aus allen möglichen Ecken, der eine oder andere Neandertaler. Dass er in der Zone zumindest mal war, bestätigte nun eine Gruppe Archäologen, die 40.000 Jahre alte Gegenstände im Gebirge fand, das charakteristisch ins Meer ragt.
Die Alicantiner Javier Molina, Ana Satorre und Daniel Belmonte waren auf prähistorischer Spurensuche und fanden auf der Nordseite des Kaps Überbleibsel wie Messer, Sägen oder Spitzen. Untersucht wurden die Funde vom archäologischen Labor der Uni Valencia, wobei heraus kam, dass eine der Spitzen mit Sicherheit zu einer Lanze gehörte. Doch was taten die Neandertaler an diesem für sie alles andere als typischem Ort?
Zu komplexem Denken fähig
Das erklärt ein Video, das nach den Forschungen dem neuen Youtube-Kanal des Museo del Mar zur Verfügung gestellt wurde. „ Immer bewegt uns die Frage, woher Volksstämme kamen, wie sie sich verbreiteten“, sagt darin der emeritierte Prähistoriker der Uni Alicante, Mauro Hernández. „ Aber wenn wir von etwas ausgehen können, dann, dass sie aus dem Osten Afrikas herstammten.“Vor 1,2 bis 1,4 Millionen Jahren erschienen die ersten Menschenarten auf der iberischen Halbinsel. Hunderttausende von Jahren hätten unterschiedliche menschliche Spezies nebeneinander gelebt. Darunter ein gewisser Homo Heidelbergensis, aus dem der Neandertaler hervorging.
Von diesem fanden Forscher an verschiedenen Stellen der Provinz Alicante Spuren. Aber eher im bergigen Hinterland, bei Alcoy, Villena, wo der Neandertaler Höhlen bewohnen und Feuersteine zum Bearbeiten sammeln konnte. Doch diese Bedingungen fand er in Santa Pola nicht. Was tat er dort also?
Eine andere Vielfalt „ ökologischer Nischen“habe den Neandertaler zum heutigen Kap gelockt, glauben die Wissenschaftler. Zum einen war das Meer weiter weg als heute – und das Gebirge daher noch kein Kap. Eine Tiefebene voller Biodiversität habe zum Jagen eingeladen, und auch ein Süßwassersee. Ein See, bei Santa Pola? Ja, das heutige Feuchtgebiet Clot de Galvany unten im Tal.
Die Funde am Kap seien besonders wertvoll, erklärt Forscherin Virginia Barciela, da sie eine nicht vermutete Vielfalt im Wesen der Neandertaler offenbarten. „ Sie waren zu komplexem, symbolischem Denken fähig“, lobt Barciela. Ob sie zu Kunst fähig waren, sogar Schmuck trugen, wie auf Bildern zu sehen, könne man nicht beweisen. Möglich wäre es aber.
„ Viele Forschungen“seien noch nötig, um den Neandertaler wirklich kennenzulernen, sagt die Expertin. Vielleicht gibt ja irgendwann ein Interview mit einem noch lebenden Vertreter der Art entscheidende Hinweise – dann aber bitte in Gran Alacant.