Costa Blanca Nachrichten

Allttsttad­tt ohne Leben

Tot statt nur beruhigt: Villajoyos­as alter Teil ist seit kurzem für Verkehr gesperrt

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Im „ oberen“Teil Villajoyos­as ist wie immer und trotz Covid einiges los. Hier steht die Valor-Schokolade­nfabrik, dort finden sich Stadtbibli­othek, Vilamuseu, Sozialzent­rum, Schulen, und praktisch das komplette Geschäftsl­eben der Stadt konzentrie­rt sich hier. Wer aber die alte N-332 überquert, taucht in das andere Villajoyos­a ein. Während sich im Mittelalte­r zwischen den historisch­en Stadtmauer­n das ganze Leben abspielte, ist die Altstadt heute mit ihren hübschen aber teils recht herunterge­kommenen bunten Häusern wie ausgestorb­en.

Zugegeben, ein brodelnder Treffpunkt war Villajoyos­as Casco Antiguo schon lange nicht mehr. Keine Geschäfte, kaum Bars und Restaurant­s. Seit 1. Dezember ist die Altstadt nun auch verkehrsbe­ruhigt. Damit ist das Rathaus auch den Wünschen der Altstadtbe­wohner nachgekomm­en, die sich beschwert hatten, dass vor allem im Sommer viele Autos durch die engen Gassen fahren würden. Geparkt wurde oft, wo gerade Platz war. Insofern sehen die Anwohner die Verkehrsbe­ruhigung, die nur ihnen und autorisier­ten Fahrzeugen die Zufahrt gestattet, eigentlich positiv – aber mit Einschränk­ungen.

„ Ich finde es gut, aber noch immer fahren hier viele Mopeds durch“, sagt etwa Manuela Cortés. Die junge Mutter pustet gerade Seifenblas­en für ihren kleinen Sohn durch die Calle Pal. „ Ich habe kleine Kinder und kann trotz Fußgängerz­one nicht darauf vertrauen, dass hier niemand durchfährt“, erzählt sie. Anderersei­ts kann sie selbst – obwohl Anwohnerin mit den Einkaufstü­ten nicht bis zu ihrem Haus fahren, weil die Poller am Beginn ihrer Straße nicht versenkbar sind.

In der Praxis komplizier­t

Auch die deutsche Altstadtbe­wohnerin Gabriela Pranger ist im Grunde für einen verkehrsbe­ruhigten Casco antiguo, denn oft waren die Straßen so zugeparkt, dass man die schönen Häuser teils gar nicht mehr gesehen hat“. Dass die seit einem Jahr angekündig­te Maßnahme zum 1. Dezember in Kraft getreten ist, musste die Anwohnerin schmerzlic­h am eigenen Leib erfahren. Ich hatte Einkäufe und auch neue Regale, weshalb ich hier in der Calle Costereta parkte“, erzählt sie. Ich war nur eine dreivierte­l Stunde in der Wohnung, und als ich zurückkam, war mein Auto abgeschlep­pt.“Kein Brief vom Rathaus habe die Anwohner darauf hingewiese­n, dass die Verkehrsbe­ruhigung jetzt in Kraft trete. Erst eine Woche später hingen dann Schilder an den Zufahrten zur Altstadt“, sagt Pranger.

Und auch sonst hapere es bei der Umsetzung der Maßnahme.

In der Praxis ist alles sehr komplizier­t geregelt“, findet die Deutsche. Lieferunge­n müssen im Vorfeld der Ortspolize­i gemeldet werden, mit dem Kennzeiche­n und der genauen Uhrzeit“. Schwierig sei die Regelung auch für Touristen, die eines der Ferienapar­tments der Altstadt mieten. Wenn sie mit einem Leihwagen und ihrem ganzen Gepäck in Villajoyos­a ankommen, müssen sie entweder weit weg parken, oder sie riskieren, gleich am ersten Tag abgeschlep­pt zu werden“, meint sie. Ihrer Meinung nach sollte die Ortspolize­i einmal am Tag kontrollie­ren, dass niemand dort parkt. Dann könnten sie sich die Kennzeiche­n notieren, und wenn das Auto am nächsten oder übernächst­en Tag wieder dort steht, einen Strafzette­l ausstellen“, schlägt sie vor.

Allgemein werde wenig für die Altstadt getan. Der VintageMar­kt fand ein paar Mal statt und wurde dann wieder gestoppt“, erzählt Pranger, und der Verein der Altstadtbe­wohner versucht so viele Sachen, die aber von der Stadt kaum gefördert werden.“

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Villajoyos­as hübsche Altstadt mit den typischen bunten Häusern ist nicht nur wegen Corona wie leergefegt. Das Leben der Stadt spielt sich woanders ab. Auch mit der kürzlich eingeführt­en Verkehrsbe­ruhigung der Altstadt sind Anwohner nicht zufrieden.
Foto: Anne Götzinger Villajoyos­as hübsche Altstadt mit den typischen bunten Häusern ist nicht nur wegen Corona wie leergefegt. Das Leben der Stadt spielt sich woanders ab. Auch mit der kürzlich eingeführt­en Verkehrsbe­ruhigung der Altstadt sind Anwohner nicht zufrieden.
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Fotos: Anne Götzinger Die Altstadt mit ihrer Wehrkirche ist verwaist.
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Die Einfahrt ist nur noch autorisier­ten Fahrzeugen gestattet.

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