Der Illa-Effekt
Kabinettsumbildung in Spanien: Gesundheitsminister tritt zurück – Katalonienpolitik geht in neue Runde
Gesundheitsminister geht: Illa wird PSOE-Spitzenkandidat bei Wahl in Katalonien
Das war ein Absprung mit Anlauf. Salvador Illa hat am Dienstag sein Amt als Gesundheitsminister niedergelegt, um als Spitzenkandidat der Sozialisten den Wahlkampf für die Landtagswahl am 14. Februar aufzunehmen. Mit der Coronavirus-Krise muss sich ab sofort die bisherige Ministerin für Territoriale Politik, Carolina Darias, herumschlagen, die neue Gesundheitsministerin managte bereits mit Illa die Konferenzen der regionalen Ministerpräsidenten über Eindämmungsmaßnahmen im Zuge der Coronapandemie. Ihr bisheriges Amt soll der einflussreiche, aber glücklose Chef der Sozialisten in Katalonien, Miquel Iceta, übernehmen.
An der Kabinettsumbildung scheiden sich die Geister. Schließlich gibt Kapitän Illa das Ruder aus der Hand, wenn der Kahn auf Grund läuft, sprich die CoronaPandemie schlimm in Spanien wütet. Auf der anderen Seite ist es ein genialer und wohl von langer Hand geplanter Schachzug.
Fast langweilige Art
Die Popularität Illas verschafft den Sozialisten erstmals seit Ewigkeiten eine reale Chance auf einen Wahlsieg in Katalonien. Gewonnen wäre mit der einfachen Mehrheit noch nichts. Die Hegemonie der Separatisten aber würde wanken. Da könnte Philosoph Illa einhaken, er sucht den Dialog, auch mit den Separatisten. Ganz Spanien spricht diese Woche vom Effekt Illa und rätselt darüber, was den 54-Jährigen so besonders macht. Große politische Leistungen kann er nicht vorweisen, was ihn ausmacht ist sein Charisma, seine ruhige, fast langweilige Art in dieser zu aufgeregten Zeit. Illa machte in Spanien gewissermaßen die Merkel das tat bisweilen gut.
Ein gutes Wahlergebnis brächte Illa in eine gute Ausgangsposition und könnte die Katalonienpolitik auf ganz neue Füße stellen. Ministerpräsident Pedro Sánchez sieht Illa vor einer ebenso spannenden wie komplexen Herausforderung“ und wusste wohl, dass sein Vertrauter Iceta nicht der richtige Mann dafür war.
Dennoch genießt der quirlige Iceta großen Einfluss in Katalonien, auch unter den Separatisten. Mit Illa in Katalonien und Iceta als Minister für Territoriale Politik wollen die Sozialisten ihren Einfluss in der Region stärken. Das dürfte auch den
Linksrepublikanern von der ERC nicht entgangen sein, die bis zur Kandidatur von Illa als Favoriten bei der Katalonienwahl galten und nun am 14. Februar ihre Vormachtstellung verlieren könnten.
Dafür verliert Spanien seinen Gesundheitsminister. Ein Verlust, den die Regierung verschmerzen kann. Das Amt spielt in Spanien keine allzu große Rolle, da die Kompetenzen im Gesundheitswesen bei den Regionen liegen. Und die Eminenz in Sachen Corona bleibt Chefvirologe Fernando Simón. Daran dürfte sich nichts ändern.
Mit Salvador Illa kommt neuer Wind in die Katalonienpolitik